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15.06.1998 00:00

Warum lieben Kinder Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg?

Marietta Fuhrmann-Koch Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

    Er trötet laut und erlebt Abenteuer am laufenden Band: Viele Eltern können Benjamin Blümchen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr hören, doch der lustige Elefant ist einer der "Stars" auf den Hörkassetten und Liebling unzähliger Kinder. Wie solche Hörkassetten gestaltet sind, wie sie von Kindern und Erwachsenen wahrgenommen werden und welche Auswirkungen sie auf das Interesse für Literatur haben könnten, sind zentrale Themen eines zweijährigen Forschungsprojektes an der Universität Osnabrück, das von der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Jutta Wermke geleitet wird. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dafür aus ihrem Programm "Lesesozialisation in der Mediengesellschaft" Fördermittel in Höhe von rund 140.000 DM bewilligt.

    Pressemitteilung
    Osnabrück, 15. Juni 1998 / Nr. 87/98

    Warum lieben Kinder Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg?
    DFG fördert Forschungsprojekt zur Rezeptionsbasis von Kinderhörkassetten

    Er trötet laut und erlebt Abenteuer am laufenden Band: Viele Eltern können Benjamin Blümchen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr hören, doch der lustige Elefant ist einer der "Stars" auf den Hörkassetten und Liebling unzähliger Kinder. Wie solche Hörkassetten gestaltet sind, wie sie von Kindern und Erwachsenen wahrgenommen werden und welche Auswirkungen sie auf das Interesse für Literatur haben könnten, sind zentrale Themen eines zweijährigen Forschungsprojektes an der Universität Osnabrück, das von der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Jutta Wermke geleitet wird. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dafür aus ihrem Programm "Lesesozialisation in der Mediengesellschaft" Fördermittel in Höhe von rund 140.000 DM bewilligt.

    Ob Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg, TKKG oder die Fünf Freunde - viele Kinder besitzen gleich eine ganze Palette solcher Kassetten und hören sie immer und immer wieder. Rund 20 Millionen Kinderhörkassetten gehen nach Angaben von Prof. Wermke jährlich über den Ladentisch. Werden Kinder damit vom Lesen abgehalten oder im Gegenteil gar zur Literatur hingeführt? Welche Chancen haben Vertonungen von Momo, Pippi Langstrumpf und Tom Sawyer neben der Vielzahl gängiger Serien? Erste Untersuchungen, so die Osnabrücker Wissenschaftlerin, deuten darauf hin, daß Kinder und Erwachsene bei Wahl und Bewertung der Kassetten unterschiedliche Maßstäbe anlegen. Erwachsene bevorzugen zumeist in sich schlüssige und akustisch einwandfreie Hörkassetten. Kinder dagegen genießen vorrangig Tempo, Rhythmus und Kontraste, der Lautstärke etwa. Prof. Wermke unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen buchorientierten Kassetten, die literarischen Vorlagen folgen und Erzählsequenzen über den Wechsel des "Schauplatzes" bestimmen, und Kassetten, die sich am Fernsehen, an Videos und Filmen orientieren. Diese Kassetten setzen vor allem auf Schnittfolgen, die so strukturiert sind, "daß sie die Aufmerksamkeit der Hörer optimal fesseln".

    Auf verschiedenen Ebenen will Prof. Wermke, die am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Osnabrück die Forschungsstelle Integrierte Medienerziehung initiiert hat, diese Kassetten nun untersuchen. Interviews und Recherchen im Produktionsbereich sollen Aufschluß darüber geben, nach welchen Kriterien - etwa musikalisch-formalen gegenüber inhaltlichen Gestaltungsmustern - die Geschichten aufgebaut und umgesetzt werden. Die Ergebnisse könnten in eine "Typologie der Kinderhörkassetten" einfließen. Zweiter Bestandteil der Untersuchungen wird die Befragung von Kindern und Erwachsenen sein. Dabei sollen Mädchen und Jungen aus verschiedenen Klassenstufen und ihre Eltern interviewt werden. Um möglichen kulturgeschichtlichen Einflüssen auf die Spur zu kommen, sollen Parallelbefragungen in der Schweiz und Österreich durchgeführt werden. Von Interesse sind aber auch die Einschätzungen der Lehrkräfte, die unter anderem über den Mediengebrauch der Schüler Auskunft geben können.

    Mit den Untersuchungen erhofft sich Prof. Wermke Antwort auf die Fragen, ob Kinder, die oft Kassetten hören, tatsächlich weniger oder schlechter lesen und wie sich die "Hörgewohnheiten" auf ein späteres literarisches Interesse auswirken. Diese Erkenntnisse könnten erhebliche Konsequenzen für die künftige Lese- und Medienerziehung haben, betont die Wissenschaftlerin. Prof. Wermke nennt aber auch einen anderen zukunftsweisenden Aspekt: "Das Medium Hörkassette gewinnt als ,Hör-Buch' zunehmend an Bedeutung für die Literaturvermittlung im Erwachsenenalter, ohne daß dieses Phänomen in der Medien- und Literaturdidaktik bisher Beachtung gefunden hat."

    Kontakt über
    Presse- und Informationsstelle
    Tel. (0541) 969-4370, Fax (0541) 969-4570
    E-Mail: pressestelle@uni-osnabrueck.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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