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Wissenschaft
Das Meerwasser im Wattenmeer wird immer süßer. Mehr Flusswasser erreicht das Wattenmeer über die Siele im Abschlussdeich. Das folgert Dr. Hendrik van Aken des niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ). Mit dem Süßwasser kommen auch mehr Nitrat und Phosphat ins Wattenmeer.
In den vergangenen 140 Jahren hat sich die Durchschnittsmenge an Süßwasser im Wattenmeer verdoppelt. Das wird durch eine starke Zunahme der Wasserzufuhr aus dem IJsselmeer verursacht. Vor allem der Fluss IJssel hat immer mehr Wasser befördert. In den letzten siebzig Jahren hat sich die Abfuhr der IJssel sogar verdoppelt. Die Ursache ist menschliches Eingreifen in den Lauf der Waal, des Niederrheins und der IJssel, unter anderem, um die IJssel schiffbarer zu machen.
Das NWO-Institut NIOZ misst seit den siebziger Jahren außer dem Salzgehalt und der Wassertemperatur auch die Planktonmenge und die Artenzusammensetzung des Planktons. Die Messungen werden im westlichen Wattenmeer, im Marsdiep, durchgeführt. Der niederländische Wetterdienst (KNMI) führt dort schon seit 1861 systematisch Messungen des Salzgehalts durch.
Mit dem größeren Zufluss an Flusswasser wird dem Wattenmeer auch immer mehr Nährstoffe zugeführt, vor allem Nitrat und Phosphat. Das wird noch verstärkt, weil die Flüsse selber immer mehr Nährstoffe enthalten. Außerdem hat das selbstreinigende Vermögen des IJsselmeers abgenommen. In den fünfziger Jahren wurde im IJsselmeer circa siebzig Prozent der zugeführten Stickstoffverbindungen abgebaut. Jetzt ist das kaum fünfzig Prozent. Das Plankton im IJsselmeer ist nicht mehr in der Lage, die großen Nitratmengen aufzuräumen. Das wird unter anderem dadurch verursacht, dass das Wasservolumen im IJsselmeer nach dem Abschluss des Markermeers zurückgegangen ist.
Die Messungen im Marsdiep zeigen, dass vor allem die Nitratmenge und in etwas geringerem Maße die Phosphatmenge angestiegen ist. Außerdem hat das NIOZ eine Verschiebung in der Artenzusammensetzung des Planktons wahrgenommen. Arten, die sich bei hoher Konzentration an Nährstoffe gut entwickeln, kommen immer öfter vor. Auch die Algenblüte nimmt immer mehr zu.
Der niedrige Salzgehalt an sich hat übrigens wenig Einfluss auf die Zusammensetzung des Lebens im Wattenmeer. Die Arten sind anderen Salzgehalten sehr tolerant gegenüber. Das ist nicht komisch, weil der Salzgehalt im Wattenmeer pro Saison stark variiert.
Nähere Informationen bei Dr. Hendrik van Aken, Niederländisches Institut für Meeresforschung (NIOZ), Tel +31 (0)222 369416, Fax +31 (0)222 319674, Email: aken@nioz.nl oder bei Dr. Wim van Raaphorst, Tel. +31 (0)222 399 446, Email: wimvr@nioz.nl. Anfang Oktober erscheint eine Veröffentlichung über diese Forschung in einer Sonderausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift ICES Marine Science Symposia, die ganz den langfristigen Änderungen im Meer gewidmet ist.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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