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Wissenschaft
Wer im Frühsommer auf den Straßen Mainfrankens unterwegs ist, bewegt sich häufig zwischen dichten, gelbblühenden Hochstauden-Säumen, die einen süßen Duft verströmen. Diese Staudenhecken sind nicht etwa Auswüchse eines Programms zur Begrünung des Straßenrands, sondern ein eindrucksvolles Beispiel für eine biologische Invasion.
Unter "pflanzlichen Invasoren" verstehen Wissenschaftler gebietsfremde Arten, die in ihrem neuen Areal zunächst unauffällig bleiben, dann aber oft großflächige Massenbestände entwickeln. Aufgrund ihres Schadpotentials im ökologischen und wirtschaftlichen Bereich werden sie gefürchtet, von Naturschützern häufig sogar gehaßt, weil sie die Lebensräume ohnehin schon gefährdeter Pflanzenarten zusätzlich bedrohen.
Warum sind bestimmte Pflanzenarten selten, warum treten andere massenhaft auf? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Tagung, die vom 20. bis 23. Mai am Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften der Universität Würzburg stattfand. Zu diesem Treffen des Arbeitskreises "Populationsbiologie der Pflanzen" der Gesellschaft für Ökologie hatten die Vegetationsökologen des Sachs-Instituts eingeladen. Rund 80 Teilnehmer, darunter viele Nachwuchswissenschaftler, waren der Einladung gefolgt.
Wie die Würzburger Vegetationsökologin Prof. Dr. Isolde Ullmann sagt, sei im Laufe der Veranstaltung deutlich geworden, daß sowohl die explosionsartige Vermehrung als auch das langsame Verschwinden von Pflanzen vor allem auf Störungen zurückgehen, die vom Menschen verursacht wurden. Anhand umfangreicher Daten von Feldanalysen und mit den Methoden der Populationsgenetik und der Modellierung sei demonstriert worden, welche Gefahren seltenen Arten drohen, nämlich unter anderem genetische Verarmung und verringerte Fitneß. Diese Phänomene seien häufig durch einen zu starken Nährstoffeintrag oder durch eine Zerstückelung der Lebensräume verursacht, so Prof. Ullmann. Dagegen würden Pflanzen, die als Fremdlinge in ein neues Gebiet gelangen, von den verschiedensten Störungen sogar profitieren.
Davon konnten sich die Teilnehmer der Tagung bei einer Exkursion überzeugen, die zu den Standorten invasiver, aus Südosteuropa stammender Kreuzblütler im Süden Würzburgs führte: Dort gedeihen sowohl die Österreichische Sumpfkresse als auch das Orientalische Zackenschötchen, beides gelbblühende Pflanzen.
Wie der Würzburger Forscher Dr. Hansjörg Dietz den Wissenschaftlern im Gelände und auch auf einer Experimentierfläche vor Augen führte, liegt es an bestimmten Faktoren der Landnutzung, wenn sich Neuankömmlinge im Konkurrenzkampf mit einheimischen Pflanzen durchsetzen können. Dabei haben sich laut Prof. Ullmann Pflügen, Fräsen und die Verlagerung des Oberbodens, zum Beispiel auf Erdhaufen, als Methoden des Bodenmanagements erwiesen, die den Invasoren zugute kommen. Deshalb sei damit zu rechnen, daß der Trend zur "Gelbsucht in der Landschaft" auch weiterhin anhält.
Kontakt: Prof. Dr. Isolde Ullmann, Telefon (0931) 888-6216, Fax (0931) 888-6235, E-Mail:
ullmann@botanik.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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