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Nr. 85 vom 18. Juni 1998
Europäisches Zisterzienserforum an der Viadrina und
Begleitausstellung in der Marienkirche feierlich eröffnet
Am gestrigen Mittwoch wurde das Europäische Zisterzienserforum 1998 feierlich eröffnet, das noch bis zum 21. Juni 98 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) tagt.
Es ist die größte wissenschaftliche Fachtagung in Deutschland, die sich im Jubiläumsjahr des Reformordens aktuellen Fragen der Zisterzienserforschung widmet.
20 Referenten aus Deutschland, Polen, den Niederlanden und der Schweiz sind zu Gast an der Viadrina, womit die Möglichkeit gegeben ist, nicht nur den jeweils national begrenzen Raum in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken, sondern den kulturellen Pioniergeist der Zisterzienser in ganz Europa zu untersuchen. Dabei betonte Prof. Kaspar Elm von der FU-Berlin in seiner Eröffnungsrede, wie groß hier noch der Forschungsbedarf ist: "Während bisher die Ideale der Ordensgründer und der große Vordenker wie Bernhard von Clairvaux im Mittelpunkt des Interesses standen und die weißen Mönche in einen Mythos einhüllte, der nur zögerlich Distanz gewinnt zu der ordenseigenen Geschichtsschreibung, sieht die neuere Forschung die Zisterzienser im Spannungsverhältnis zwischen Mythos und Realität, Idee und Wirklichkeit". Mit "Entmythologisierung" überschrieb Elm diesen neuen Forschungsansatz, der weniger von den Zisterziensern als einer fest gefügten Organisation spricht, sondern vielmehr von einer "zisterziensischen Ordensfamilie". Der Titel der Tagung "Norm, Kultur, Reform" nimmt Bezug auf die drei Themenschwerpunkte des Programms: Voraussetzung und Motive der Ansiedlung, Kloster und Umfeld sowie Reformversuche, Umbruch und Nachwirken des Zisterzienserordens. Tagungsort ist der große Hörsaal der Viadrina. Teile der Tagung finden im Kloster Chorin und im Stift Neuzelle statt.
Wie differenziert bereits das Bild der Zisterzienser ist, wie sehr sich die Frauen- von den Männerorden, die Orden des französischen Mutterlandes von denen in Brandenburg unterscheiden, zeigt die Ausstellung, die am selben Tag in der Marienkirche eröffnet wurde, einer fünfschiffigen Hallenkirche, die zu den bedeutendsten Zeugnissen der Backsteinarchitektur der Mark Brandenburg zählt. In einen allgemeinen Teil über Geschichte und Wanderung des Ordens, einen über seine westliche und einen über seine östliche Ausbreitung unterteilt sich die Exposition, durch die man mit Schautafeln, Videofilm und elektronischem Führer kundig geleitet wird.
Somit richtet sich die Tagung unter Schirmherrschaft von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe nicht nur an Wissenschaftler, sondern an alle Interessierten, die sich durch ihr Engagement für ehemalige Klosterstandorte oder durch ihr kulturhistorisches Interesse mit dem Wirken der Zisterzienser befassen. "Überall, wo sie ihre Klöster bauten, trugen sie in entscheidendem Maße zur Ausbreitung von Kultur und Zivilisation bei. Sie schufen die Basis für die spätere Kulturlandschaft in Europa. Vor rund 800 Jahren kamen die Zisterzienser in das Gebiet westlich und östlich der Oder, um dorthin ihre Lebensform zu übertragen und das Land zu kultivieren", betonte Prof. Knefelkamp, der Gastgeber der Tagung. "Und wenn sich heute noch einmal die Zisterzienser auf den Weg nach Brandenburg machten, um hier die Fundamente für eine neue Zeit, für ein neues Europa zu legen" fragte sich Viadrina-Rektor Weiler in seiner Begrüßungsansprache, "dann könnte ich mir gut vorstellen, daß sie dieser Region und ihrer Entwicklung noch einmal einen gehörigen Schub geben und - wer weiß? - vielleicht auch eine Universität wie diese gründen würden."
Nähere Informationen sind im Tagungsbüro (Tel./Fax: 0335 / 5534 818
email: magesch1@euv-frankfurt-o.de) oder direkt auf der Homepage der Viadrina zu erfragen: http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~magesch1/zisterzienser1.html
http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~magesch1/zisterzienser1.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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