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19.04.2013 18:00

Zahl der Tierversuche so gering wie möglich halten

Leiter Kommunikation Josef Zens Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) plant ein neues Tierhaus auf dem Campus in Berlin-Buch. Es soll zwei ältere Häuser ersetzen und Platz für modernste Labore bieten. Insgesamt wird sich die Tierhaltungskapazität des MDC dadurch um knapp 15 Prozent bis zum Jahr 2020 erhöhen. Bis dahin wird sich die Mitarbeiterzahl voraussichtlich um 50 Prozent erhöhen.

    Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) plant ein neues Tierhaus auf dem Campus in Berlin-Buch. Es handelt sich um ein Gebäude, das Platz für rund 12.000 Versuchsmäuse bieten und darüber hinaus mit modernsten Laboren und Untersuchungsgeräten ausgestattet werden soll. Der Bau wird zwei ältere Tierhäuser des MDC auf dem Campus ersetzen, die bis zum Jahr 2020 abgerissen werden sollen. Insgesamt wird sich die Tierhaltungskapazität des MDC dadurch um knapp 15 Prozent bis zum Jahr 2020 erhöhen. Bis dahin wird sich die Mitarbeiterzahl voraussichtlich um 50 Prozent erhöhen. „Der Anstieg der Tierversuchszahlen ist damit weitaus geringer als das Wachstum des Institutes“, sagt der Wissenschaftliche Direktor und Stiftungsvorstand des MDC, Prof. Dr. Walter Rosenthal.

    Vor dem Hintergrund der Proteste gegen die seit Langem bekannten Pläne des MDC erklärt Prof. Rosenthal: „Wir sind uns des ethischen Dilemmas bei Tierversuchen bewusst, aber wir sehen derzeit keine anderen Möglichkeiten, grundlegende Fragen der Entstehung und des Verlaufs von Krankheiten auf molekularer Ebene zu beantworten.“ Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit des MDC basiere auf tierversuchsfreien Methoden, beispielsweise auf Studien an isolierten Proteinen, Zellkulturen oder einfachsten Organismen wie Hefe sowie Computerstudien. „Aber am Ende nahezu aller unserer Versuchsreihen stehen auch Tierexperimente, um die Ergebnisse auch im lebenden Organismus nachweisen zu können“, sagt Rosenthal.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am MDC seien stets bemüht, die Zahl der Tierversuche so gering wie möglich zu halten. „Das ist für uns eine ethische Verpflichtung“, sagt Walter Rosenthal. Überdies verlange auch das Gesetz, die Zahl der Versuche auf ein Minimum zu beschränken. „Zum Dritten sind Tierversuche anders als vielfach behauptet meist der teuerste Weg, um zu Ergebnissen zu gelangen“, sagt Walter Rosenthal. Es bedarf nicht nur speziell ausgestatteter Räume mit höchstenHygienestandards, zum Beispiel pro Käfig einzeln gefilterter Luft, sondern auch einer hohen Zahl an speziell geschulten Mitarbeitern. In der Tierhaltung des MDC sind allein rund 70 Personen beschäftigt, davon rund 50 Tierpflegerinnen und -pfleger. Drei Tierärztinnen kümmern sich in der Tierhausleitung um die Versuchstiere und erfüllen gemeinsam mit einem Wissenschaftler zugleich die Funktion von Tierschutzbeauftragten am MDC.

    Mehrere Entwicklungen in der eigenen Forschung kommen dem Max-Delbrück-Centrum in seinem Bemühen, die Versuchszahlen so gering wie möglich zu halten, entgegen. So befasst sich eine Gruppe am MDC mit der Entwicklung modernster bildgebender Verfahren wie Ultra-Hochfeld-Magnetresonanz-Tomografie (MRT). Mit dieser Technik können innere Organe von Mäusen und Ratten nicht-invasiv untersucht werden; beispielsweise lässt sich ein Krankheitsverlauf über längere Zeit an nur wenigen Tieren dokumentieren. „Wir erhalten weitaus mehr Informationen aus einem einzigen Tier als noch vor wenigen Jahren, und das ohne Operationen“, fasst Rosenthal zusammen. Auch die medizinische Systembiologie, die das MDC derzeit massiv ausbaut, arbeitet mit Verfahren, die aus wenigen Tieren oder auch aus Proben menschlichen Gewebeseine enorme Menge an Informationen gewinnen.

    Bei Tierversuchen ist die „Drei-R-Regel“ zu beachten (aus dem englischen reduce, refine, replace). „Die Verringerung und das Verfeinern von Tierversuchen gelingen uns sehr gut“, sagt Rosenthal. „Aber für die entscheidenden Versuche bei den zentralen Fragen nach den molekularen Mechanismen von Krankheiten haben wir noch keine Alternativen zum Tierversuch.“

    Weitere Informationen zu Tierversuchen am MDC unter:
    https://www.mdc-berlin.de/37201642/de/about_the_mdc/science_and_society/forschun...

    Kontakt:
    Josef Zens, Leiter der Abteilung Kommunikation
    Tel.: 030/9406-2118
    josef.zens@mdc-berlin.de

    Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) wurde 1992 gegründet, um molekulare Grundlagenforschung mit klinischer Forschung zu verbinden. Forschungsschwerpunkte des MDC sind Herz-Kreislauf-Forschung und Stoffwechselerkrankungen, Krebs sowie Erkrankungen des Nervensystems und die Systembiologie. In den vergangenen Jahren hat sich das MDC zu einem international anerkannten Forschungsinstitut entwickelt. Auf der Rangliste von Thomson Reuters steht es auf Platz 14 der 20 weltweit besten Forschungseinrichtungen im Bereich der Molekularbiologie und Genetik. Am MDC arbeiten mehr als 1.500 Menschen aus fast 60 Nationen. Das Budget des MDC beträgt jährlich rund 71 Millionen Euro, hinzu kommen von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eingeworbene Drittmittel in zweistelliger Millionenhöhe. Das MDC ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft.


    Weitere Informationen:

    https://www.mdc-berlin.de/37201642/de/about_the_mdc/science_and_society/forschun... - Weitere Informationen zu Tierversuchen am MDC


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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