idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.05.2013 16:40

Polizeipräsenz und Kriminalitätsfurcht

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Freiburger Soziologe erforscht, wie Polizisten das Sicherheitsgefühl von Bürgern in der Türkei beeinflussen

    Die Polizei schützt Bürgerinnen und Bürger vor Straftaten und sorgt für Sicherheit und Ordnung in der Gesellschaft. Doch wie nehmen Menschen Polizistinnen und Polizisten tatsächlich wahr? Kann bürgernahe Polizeiarbeit das Sicherheitsgefühl von Bürgern verbessern und ihre Angst mindern, ein Opfer von Kriminalität zu werden? Dr. Ebutalip Aktas hat im Rahmen seiner Dissertation die Situation in zwei türkischen Städten untersucht. Er befragte die Einwohnerinnen und Einwohner von Bursa und Eskişehir zu ihrer Furcht vor Kriminalität und zu der Rolle, die Polizisten dabei einnehmen. Der türkische Polizeidirektor und Leiter der Prüfungsabteilung für Dokumente und Handschrift im Kriminaltechnischen Labor Erzurum/Türkei wies einen direkten Zusammenhang nach: Wenn das Vertrauen in die Polizei steigt, verringert sich die Kriminalitätsfurcht. Die Arbeit erstellte Aktas am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bei dem Erstgutachter Prof. Dr. Baldo Blinkert.

    Bürgernahe Polizeiarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass Bürger und Polizei kooperieren: Polizisten zeigen mehr Präsenz in der Öffentlichkeit, suchen gemeinsam mit der Bevölkerung nach Problemlösungen und stehen als direkte Ansprechpartnerinnen und -partner zur Verfügung. Dadurch soll Vertrauen entstehen und das Ansehen erhöht werden. „Wenn die Polizei diese Philosophie gut umsetzt, hat dies einen positiven Effekt auf das Sicherheitsgefühl der Bürger“, sagt Aktas. Bursa gehört zu den ersten türkischen Städten, die das Konzept der bürgernahen Polizeiarbeit umgesetzt haben. Die Studie von Aktas legt nahe, dass diese Strategie aufgeht: Die Einwohner von Bursa sehen sowohl die örtliche Polizei als auch die der gesamten Türkei als erfolgreich an und ordnen das Verhalten der Polizisten in ihrer Stadt als überwiegend positiv und richtig ein. Sie werden zudem selten Opfer einer Straftat – und wenn doch, erstatten die meisten von ihnen Anzeige. Mit dem starken Vertrauen in die Polizei geht ein erhöhtes Sicherheitsgefühl einher: Im Vergleich zu den Einwohnern der Stadt Eskişehir haben die Befragten in Bursa weniger Angst vor kriminellen Übergriffen. In Eskişehir wurde die Strategie der bürgernahen Polizeiarbeit zum Zeitpunkt der Befragung gerade eingeführt. Dort sind vergleichsweise mehr Menschen Opfer einer Straftat geworden, etwa 44 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte von ihnen hat jedoch keine Anzeige erstattet.

    Aktas hat außerdem analysiert, welche Faktoren sich auf das Ansehen der Polizei besonders negativ oder positiv auswirken. Er stellte beispielsweise fest, dass patrouillierende Polizisten und mobile Streifen das Sicherheitsempfinden besonders positiv beeinflussen. Wenn Polizisten hingegen angsteinflößend auftreten und wenn das Erscheinungsbild von ihnen, ihren Streifenwagen oder dem Polizeirevier unangemessen oder unordentlich ist, fühlen sich die Bürger unsicher und ihre Kriminalitätsfurcht steigt. Die Sportlichkeit der Beamten prägt ebenfalls das Sicherheitsgefühl. Einen intensiven Einfluss habe der Sprachgebrauch: „Für Bürger ist es sehr wichtig, dass Polizeibeamtinnen und -beamte sich ordentlich und niveauvoll ausdrücken. Dies hat einen direkten Einfluss darauf, ob sich die Befragten sicher fühlen.“

    Kontakt:
    Prof. Dr. Baldo Blinkert
    Institut für Soziologie
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    E-Mail: baldo.blinkert@soziologie.uni-freiburg.de

    Dr. Ebutalip Aktas
    E-Mail: etalipaktas@hotmail.com


    Bilder

    Dr. Ebutalip Aktas ist Soziologe, Polizeidirektor und Leiter der Prüfungsabteilung für Dokumente und Handschrift im Kriminaltechnischen Labor Erzurum/Türkei.
    Dr. Ebutalip Aktas ist Soziologe, Polizeidirektor und Leiter der Prüfungsabteilung für Dokumente und ...
    Foto: privat
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).