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24.06.1998 00:00

Tuberkulose-Impfstoff schützt Mäuse vor Asthma

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Geschätzte 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in den Industriestaaten leiden unter Allergien. Vor allem Asthma breitet sich stark aus: Die Anzahl der Kranken wächst jährlich um fünf Prozent. Ergebnisse von Forschern der Universität Würzburg haben nun eine Theorie untermauert, derzufolge diese Entwicklung vom Rückgang der Tuberkulose und anderer Infektionskrankheiten verursacht wird.

    Erstaunlicherweise sind die Allergie- und Asthma-Trends der Industrienationen in den sogenannten Entwicklungsländern nicht zu beobachten. Laut Dr. Klaus Erb, der in einer Nachwuchsgruppe am Zentrum für Infektionsforschung der Universität Würzburg arbeitet, gibt es dafür mehrere Erklärungsversuche.

    Einer gehe beispielsweise davon aus, daß die stärkere Umweltverschmutzung in den Industrieländern an der höheren Allergierate schuld ist. Doch dem widerspreche die Tatsache, daß in stark belasteten Gebieten Polens oder der früheren DDR sogar weniger Menschen an Allergien litten als in vergleichsweise "sauberen" Regionen von Schweden und Westdeutschland.

    Eine andere Theorie geht davon aus, daß die erfolgreiche Bekämpfung bestimmter Infektionskrankheiten in den sogenannten entwickelten Ländern zur jetzigen Situation im Bereich der Allergien geführt hat. Denn laut Dr. Erb rufen Krankheiten wie Masern, Tuberkulose oder Keuchhusten im Körper des Menschen eine sogenannte Th1-Immunantwort hervor: Die Th1-Zellen schütten einen Botenstoff aus, der wiederum einen anderen Zelltyp, die Th2-Immunzellen, blockiert. Gerade diese Th2-Zellen aber reagieren auf allergieauslösende Substanzen. Kurz gesagt: War der Mensch einmal mit den entsprechenden Krankheitserregern infiziert, ist sein Körper besser gegen allergische Reaktionen gewappnet.

    Dies hat Dr. Erb im Experiment bestätigt. Er verabreichte Mäusen einen Impfstoff mit abgeschwächten Tuberkulose-Erregern. Diese rufen zwar keine Krankheit hervor, aktivieren aber die Th1-Antwort des Immunsystems. Nach einigen Wochen wurden die Nager dann mit einem allergieauslösenden Protein behandelt. Dabei zeigte sich, daß die zuvor geimpften Tiere geringere Asthma-Symptome entwickelten als ungeimpfte Tiere. Außerdem hatten sie weniger eosinophile Zellen in der Lunge: Diese Zellen spielen eine Rolle bei der Verkrampfung der Luftwege, wie sie bei einem Asthma-Anfall vorliegt.

    Könnte man also auch dem Menschen Tuberkulose-Impfstoffe verabreichen, um allergischen Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln? Sollte man auf Impfungen gegen Kinderkrankheiten verzichten, um das Risiko kleinzuhalten, daß sich im späteren Leben eine Allergie entwickelt? Solche Diskussionen sind laut Dr. Erb derzeit im Gange. Doch der Würzburger Forscher äußert sich diesbezüglich zurückhaltend: "Werden solche Dinge gemacht, bevor wir die Mechanismen, die bei Allergien und Infektionskrankheiten im Immunsystem ablaufen, nicht genauestens verstehen, könnte dies mehr Schaden als Nutzen bringen."

    Dr. Erb berichtet über seine Ergebnisse im englischsprachigen "Journal of Experimental Medicine" vom 16. Februar 1998, Band 187, Seite 561.

    Kontakt: Dr. Klaus Erb, Telefon (0931) 31-2628, Fax (0931) 31-2578, E-Mail:
    klaus.erb@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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