idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.06.2013 15:00

Universitätsmedizin Greifswald: Mutation schützt vor Magenkeim

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Mutationen im TLR-1 Gen schützen vor einer Helicobacter pylori Infektion im Magen; so das Ergebnis eines Kooperationsprojekts aus Greifswald und Rotterdam

    Greifswald - Helicobacter pylori ist ein spiralförmiges Bakterium, das 1982 von Berry Marshall und Robin Warren in Australien entdeckt und erstmals kultiviert wurde. Es ist die mit Abstand häufigste Ursache, warum Patienten eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür entwickeln. In der westlichen Welt sind zwischen 30 und 60 Prozent der Bevölkerung in der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori infiziert, ohne dass unbedingt ein Magen-Ulcus daraus entstehen muss.

    Neben Magenulcera ist Helicobacter pylori auch für die Entstehung von Magenkrebs verantwortlich und das einzige von der Weltgesundheitsorganisation anerkannte Bakterium, das gesichert eine Krebserkrankung auslösen kann. In Entwicklungsländern steigt die Infektionsrate der Bevölkerung auf bis zu 90 Prozent. Trotzdem wird der Magen mancher Menschen nie in ihrem Leben mit Helicobacter pylori besiedelt, obwohl sie in Ländern mit einer sehr hohen Infektionsrate und damit Übertragungsrate leben. Die Gründe hierfür waren bisher völlig unbekannt.

    Dieser Frage haben sich jetzt zwei Arbeitsgruppen aus Greifswald (Deutschland) und Rotterdam (Niederlande) gewidmet. In einer genomweiten Analyse an insgesamt 10 938 Probanden aus zwei bevölkerungsbasierten Studien, konnte das Gen identifiziert werden, das dafür entscheidend ist, ob Helicobacter pylori im Magen an die Schleimhaut binden kann und so ein Individuum infiziert wird. Probanden, die nicht mit Helicobacter infiziert sind, tragen häufiger eine genetische Veränderung im TLR1-Gen (Toll like Receptor 1), das eine wesentliche Rolle für die angeborene Immunität spielt. Ein Aminosäureaustausch in der extrazellulären Domäne von TLR1 führt zu einer geringeren Bindungskapazität für triacetylierte Lipopeptide, einem Bestandteil der Bakterienmembran von Helicobacter pylori.

    In einer Expressions-Analyse aus dem Vollblut der teilnehmenden Probanden konnte die Arbeitsgruppe eine direkte Abhängigkeit der TRL1-Expression zum quantitativen Nachweis von Helicobacter pylori im Stuhl der Probanden zeigen. Weitere experimentelle Untersuchungen müssen jetzt belegen, ob TLR1 der direkte Bindungspartner für Helicobacter pylori im Magen ist oder ob noch weitere Faktoren Einfluss haben.

    Der Aminosäureaustausch im TLR1-Gen bei Homozygoten reduziert das Risiko für eine Helicobacter pylori-Infektion um 41 Prozent. Die Arbeit der beiden Gruppen ist soeben in der Zeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA 2013; 309 (18): 1912-1920) erschienen und stellt einen Meilenstein in der Erforschung des Helicobacter pylori dar. Sie kann nicht nur zum Teil erklären warum Professor Berry Marshall, der Entdecker von Helicobacter pylori, nach einem heroischen Selbstversuch zum Beweis der klinischen Bedeutung des Bakteriums nie selbst Antikörper gegen das Bakterium entwickelt hat, sondern wird auch für die Entwicklung zukünftiger Impfstrategien gegen Helicobacter pylori von großer Bedeutung sein.

    Die Greifswalder Arbeitsgruppe freut sich, dass durch dieses Forschungsergebnis wieder einmal gezeigt werden konnte, wie eine bevölkerungsbasierte Studie wie die Study of Health in Pomerania (SHIP) dazu beitragen kann, wichtige und häufige Bevölkerungserkrankungen aufzuklären.

    Literatur:
    Identification of genetic loci associated with Helicobacter pylori serologic status; Mayerle et al.; JAMA. 2013 May 8;309(18):1912-20

    Kontakt für Journalisten
    Anna Julia Voormann
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-552
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org

    Prof. Julia Mayerle
    Universitätsmedizin Greifswald
    Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A
    Ferdinand-Sauerbruch-Straße
    17475 Greifswald
    Tel: 03834 86-7244
    Fax: 03834 86-7234
    E-Mail: mayerle@uni-greifswald.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).