idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Gemeinsame Presseinformation der Universitäten Essen und Bochum
Chemische Ordnungsprozesse, die zu neuen Eigenschaften von Materialien und Werkstoffen führen, stehen im Mittelpunkt der Arbeiten in einem neuen Sonderforschungsbereich (SFB), den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum 1. Juli an den Universitäten Essen und Bochum eingerichtet hat.
Gemeinsame Presseinformation der Universitäten Essen und Bochum
Bochum, Essen, 25.06.1998
Nr. 136
Neue Eigenschaften für Materialien
Chemische Ordnungsprozesse im Visier
Neuer SFB in Essen/Bochum zu komplexen chemischen Systemen
Chemische Ordnungsprozesse, die zu neuen Eigenschaften von Materialien und Werkstoffen führen, stehen im Mittelpunkt der Arbeiten in einem neuen Sonderforschungsbereich (SFB), den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum 1. Juli an den Universitäten Essen und Bochum eingerichtet hat. In 14 Arbeitsgruppen befassen sich im SFB 452 Vertreter der organischen, anorganischen und physikalischen Chemie sowie der Medizin (Physiologische Chemie) der Universität-Gesamthochschule Essen und der organischen, bioorganischen und anorganischen Chemie sowie der Biochemie der Ruhr-Universität Bochum mit dem Thema "Kollektive molekulare Ordnungsprozesse in der Chemie, Entstehung, Struktur, Dynamik und Eigenschaften von höher organisierten Systemen". Sprecherhochschule ist die Universität Essen; Sprecher bzw. stellvertretender Sprecher sind die Professoren Frank-Gerrit Klärner (Essen) und Wolfram Sander (Bochum). Für den ersten Bewilligungszeitraum von drei Jahren beträgt das Antragsvolumen 7,8 Millionen Mark. In Bochum ist es der siebte SFB.
Journalistenseminar geplant
Hinweis für die Kollegen Wissenschaftsjournalisten: In Zusammenarbeit mit den Sprechern werden die Pressestellen der Universität - Gesamthoschule - Essen und der Ruhr-Universität Bochum zu einem ganztägigen Journalistenseminar (voraussichtlich 18. August 1998) einladen.
Funktion von Supramolekülen auf der Spur
Die geplanten Arbeiten gelten höher organisierten chemischen Systemen, die durch im einzelnen schwache - nichtkovalente -, in ihrem Zusammenwirken aber starke Wechselwirkungen zwischen den Molekülen entstehen. Diese zwischen-molekularen Bindungen verleihen den daraus resultierenden Supermolekülen die für ihre Funktion in biologischen Systemen und chemischen Werkstoffen erforderliche Stabilität als auch Flexibilität. Die im SFB 1690 zunächst an Modellstudien zu gewinnenden Erkenntnisse auf diesem Gebiet sollen auf komplexe supra- und makromolekulare Systeme der Bio- und Materialwissenschaften übertragen werden und so zu einem besseren Verständnis sowie zum gezielten Aufbau von neuen Materialien oder von künstlichen Enzymen und Replikatoren dienen.
Moleküle in Netzwerken
Die Arbeiten sollen in den drei Projektbereichen A, B und C durchgeführt werden. Der Projektbereich A, an dem die Wissenschaftler Wolfram Sander aus Bochum und Roland Boese, Reiner Sustmann und Günter Schmid aus Essen beteiligt sind, befaßt sich mit der Untersuchung des Wechselspiels von Dynamik, Struktur und Eigenschaften nichtkovalent gebundener Netzwerke. Im Projektbereich B beabsichtigen die Wissenschaftler Günter von Kiedrowski, Martin Feigel, Rolf Heumann, Kai Erdmann und Matthias Drieß aus Bochum und Heinz Rehage aus Essen ebenfalls supramolekulare Netzwerke zu studieren. Dabei liegt das Schwergewicht jedoch bei solchen Systemen, deren Suprastruktur Nano- bis Mikrometerdimensionen erreicht. Ziel des Projektbereichs C ist die Untersuchung der spezifischen Wechselwirkungen der in Ligand-Rezeptor-Komplexen ablaufenden chemischen Reaktionen (Enzyme, Enzymmimetika und Replikatoren). Dabei reicht das Spektrum der zu untersuchenden Rezeptoren von einfachen synthetischen Modellsystemen bis zu komplizierten Biosystemen. Im Projektbereich C sind die Wissenschaftler Frank-Gerrit Klärner, Monika Mazik, Herbert de Groot, Reiner Sustmann aus Essen und Götz Bucher, Kai Johnsson und Günter von Kiedrowski aus Bochum beteiligt. Außer den genannten Projektleitern sollen über 60 junge Wissenschaftler im Rahmen ihrer Diplom- und Doktorarbeiten an den verschiedenen Forschungsprojekten mitarbeiten.
Hohe Kooperationsqualität veranlaßt DFG, vom Ortsprinzip abzuweichen
Bundesweit hat die DFG zum 1. Juli nach strenger Begutachtung 14 neue Sonderforschungsbereiche bewilligt; sieben Anträgen war kein Erfolg beschieden. Das Essen/Bochumer Projekt bezeichneten die Gutachter der DFG als "aktuell und langfristig tragfähig", wobei insbesondere der Aspekt der Dynamik zukunftsträchtig sei. Das Themengebiet befinde sich gegenwärtig in einer expandierenden Phase; bahnbrechende Arbeiten seien vor allem in den USA erschienen. Die Initiativen würden, so heißt es, von renommierten Essener und Bochumer Wissenschaftlern getragen, die aufgrund unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen gemeinsam einen effektiven und international wettbewerbsfähigen Forschungsverbund bilden. Die Gutachter halten die Abweichung vom Ortsprinzip für unbedingt gerechtfertigt, da beide Hochschulen eng benachbart seien und sich vor allem in ihrer fachlichen Ausrichtung in idealer Weise für den Sonderforschungsbereich ergänzten. Zu anderen Sonderforschungsbereichen sowie Förderprogrammen des Bundes sei die neue Initiative deutlich abgegrenzt.
Dem Nachwuchs eine Chance
Auch der Wissenschaftsrat sieht in der engen Zusammenarbeit zweier benachbarter Hochschulen eine Entwicklung, die der Qualität der Forschungsarbeiten zugute komme. Begrüßenswert sei die vorgesehene Leitung von Teilprojekten durch Nachwuchswissenschaftler und eine Nachwuchswissenschaftlerin. Die von den Gutachtern empfohlene Verstärkung von theoretischen Arbeiten sollte bei anstehenden Berufungen berücksichtigt werden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Wolfram Sander, Tel.: (02 34) 7 00-45 93, Prof. Dr. Günter Schmid, Tel.: (0201) 183-2401, http://www.chemie.uni-essen.de
http://www.chemie.uni-essen.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).