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Wissenschaft
Göttinger Primaten-Forscher beweist: Gehirnzellen wachsen doch nach ? Wirkungsweise von Antidepressiva aufgeklärt ? vielversprechende Ansätze für neue antidepressive Medikamente
Prof. Dr. Eberhard Fuchs erhält den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes in der Kategorie "Gesellschaft braucht Wissenschaft".
Fuchs erforscht mit seiner Arbeitsgruppe am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen die Spuren, die Stress im Gehirn hinterlässt. Er konnte in Tierexperimenten erstmals erklären, worauf die lindernde Wirkung der gängigen Medikamente gegen Depressionen beruht. Daraus ergeben sich vielversprechende Ansätze für die Entwicklung neuer antidepressiver Medikamente und damit bessere Behandlungsmöglichkeiten für die rund zehn Prozent der Bevölkerung, die im Lauf ihres Lebens depressive Erkrankungen erleiden.
"Die Grundlagenforschung von Professor Fuchs ist nicht nur hervorragend, sondern sie hat auch direkten Nutzen in der Praxis. Deswegen haben wir ihn dem Stifterverband als Preisträger vorgeschlagen", begründete Hans-Olaf Henkel, der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, die Auswahl von Fuchs aus dem DPZ. "Die Auswahl des ersten Preisträgers bestätigt, dass hier exzellente zukunftsweisende Forschungsarbeit geleistet wird", sagte Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes.
Die Verleihung des Preises an einen DPZ-Forscher drückt nach Meinung von Prof. Treue, dem Direktor des DPZ, die Spitzenstellung des Zentrums im Bereich der internationalen primatologischen Forschung aus. Und Preisträger Fuchs freute sich: "Den Preis sehe ich als Anerkennung der Arbeit eines interdisziplinären Forscherteams."
Die feierliche Preisverleihung findet auf der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft am 28.11.2002 in Berlin statt.
Der Preis steht in einer Reihe mit den Wissenschaftspreisen, die der Stifterverband auf Vorschlag der großen Wissenschaftsorganisationen in unterschiedlichen Kategorien verleiht. Der Stifterverband hat den Wissenschaftspreis vor fünf Jahren initiiert, um Forscher öffentlich auszuzeichnen, die über ihre exzellente Forschung hinaus besonders zukunftsweisende Arbeitsweisen anwenden oder Wirkungen erzielen. Die Leibniz-Gemeinschaft wurde Anfang dieses Jahres in die Reihe der vorschlagenden Organisationen aufgenommen und erhält den Preis in diesem Jahr erstmals.
Gehirnzellen wachsen doch nach
Fuchs und andere Wissenschaftler konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass sich auch im erwachsenen Gehirn ständig neue Nervenzellen bilden. Das steht im Widerspruch zu der traditionellen Lehrmeinung, nach der das erwachsene Gehirn höherer Wirbeltiere (einschließlich des Menschen) keine regenerativen Fähigkeiten besitzt. Aber die Göttinger Experimente an Tupaias (Spitzhörnchen, die den Primaten sehr ähneln) brachten an den Tag, dass sich insbesondere im so genannten Gyrus dentatus ständig neue Nervenzellen bilden. Weitergehende Untersuchungen zeigten, dass unter Stress die Neubildungsrate der Nervenzellen in dieser Region des Gehirns deutlich abnimmt. Die Fachleute sprechen von einer ein-geschränkten Plastizität des Gehirns. "Damit wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass psychosozialer Stress klare morphologische Veränderungen in einem Hirngebiet induziert, das eine wichtige Rolle bei Lern- und Gedächtnisvorgängen spielt", erklärt Fuchs das überraschende Ergebnis.
Wirkungsweise von Antidepressiva aufgeklärt - Chancen für bessere Medikamente
Antidepressiva stellen diese Plastizität teilweise wieder her. Darauf beruht eine ihrer Wirkungen, wie Fuchs und seine Gruppe unlängst in weiteren Untersuchungen an Tupaias herausfanden. Die Neubildungsrate von Nervenzellen steigt wieder an, der Hirnstoffwechsel normalisiert sich. Diese Experimente machen erstmals klar, wie die eingesetzten Medikamente wirken. Das öffnet neue Perspektiven für die Entwicklung besserer Psychopharmaka und damit eine gezieltere Behandlung der Betroffenen.
Eberhard Fuchs steht für Interviews und Rückfragen zur Verfügung.
Prof. Dr. Eberhard Fuchs
Telefon: 0551/38 51 130
Fax: 0551/38 51 307
E-Mail: efuchs@gwdg.de
Zur Person: Eberhard Fuchs (geb. 1947)
Geboren und aufgewachsen in München - dort auch studiert (Biologie und Chemie) - nach dem Staatsexamen Beginn der Promotionsarbeit bei Prof. Autrum über sozialen Stress bei Tupai. 1975 begann eine nordwärts gerichtete Wanderbewegung. Sie führte zunächst für knappe sieben Jahre an die neugegründete Universität Bayreuth. Von dort ging es weiter nach Göttingen an das im Aufbau befindliche Deutsche Primatenzentrum. Hier arbeitete er zunächst in der Abteilung Reproduktionsbiologie und seit 1990 in der Abteilung Neurobiologie.
http://www.dpz.gwdg.de
http://www.dpz.gwdg.de/neuro/agf/start.htm
Prof. Dr. Eberhard Fuchs, Abteilung Neurobiologie des DPZ
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Spitzhörnchen (Tupaia) dienen der Gesundheitsforschung für den Menschen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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