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Universität Jena präsentiert neu erworbenes Kunstwerk von Stephan Huber
Geographische Karten vermitteln uns ein Abbild der Erde: Je nach Maßstab lassen sich daran Informationen über Oberfläche, Landbedeckung, die wirtschaftlichen oder politischen Verhältnisse einzelner Regionen, Länder oder der ganzen Welt ablesen. Auch die Karte, die seit kurzem im Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu sehen ist, wirkt auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Weltkarte. Doch schon der zweite Blick macht klar: Sie bildet nicht die reale Welt ab. In dem monumentalen Kunstwerk „Alte Welt – neue Welt“ des Münchner Künstlers Stephan Huber vermischen sich stattdessen Fakten und Fiktion, unterliegen räumlich-geographische Informationen zeitlichen Veränderungen, wechseln globale und subjektive Perspektive einander stetig ab.
Das 2009 entstandene Kunstwerk hat die Universität Jena jetzt mit Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland für ihre Kunstsammlung erworben. Die großformatige dreiteilige Weltkarte ist seit diesem Sommer im Universitätshauptgebäude für Besucher frei zugänglich ausgestellt – an der Stelle im ersten Obergeschoss (Eingang Löbdergraben), für die ursprünglich Ferdinand Hodlers Gemälde „Der Auszug deutscher Studenten in den Freiheitskrieg von 1813“ (1908/09) konzipiert wurde, das sich heute in der Aula befindet.
„Stephan Huber thematisiert die aktuellen globalen Umbrüche und zeichnet den grundlegenden Gestaltwandel der Welt nach, der sich seit dem politischen Umbruch in Osteuropa vollzieht“, sagt Prof. Dr. Verena Krieger. „Während in der linken Bildtafel die ,Alte Welt‘ weitgehend in der uns vertrauten Erscheinungsweise zu sehen ist, noch geteilt durch den ‚Eisernen Vorhang‘, rücken die Kontinente zur Mitteltafel hin immer enger zusammen, um sich hier im Jahr 1989 in mehreren gewaltigen Eruptionen aufzulösen“, so die Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Uni Jena und Initiatorin des Neuerwerbs. Glutrote „pyroklastische Ströme“ führen – so konstatiert es Hubers Karte – zum „vollständigen Einbruch der Ostflanke“. Im weiteren Verlauf der Entwicklung, auf der rechten Bildtafel, haben sich in der „Neuen Welt“ völlig neue geographische Formationen gebildet und reale wie fiktive Orte und Landschaften zusammengeführt. Ein unüberschaubares Gewirr von Inseln, Seen, Gebirgen, Wüsten, Metropolen und Verkehrswegen ist entstanden: eine grüne Landschaft, durchzogen von Flüssen und Seen in der Form von Figuren aus „Alice im Wunderland“; das „Massaker Areal“, mit Orten wie Guernica, Guantanamo und Srebrenica; eine „Machtpolareal“ genannte Gegend, in der „Stock-Market-Airport“ und „Capitalcity“ liegen. Krieger erläutert: „Es entsteht eine poetische Weltlandschaft, die die Globalisierung als offenen und widersprüchlichen Prozess mit unabsehbaren Auswirkungen thematisiert. Indem das Werk zentrale Gegenstandsfelder wissenschaftlicher Forschung mit künstlerischen Mitteln bearbeitet, stellt sich die Kunst der Wissenschaft als eigenes Erkenntnismedium zur Seite“.
Als Material hat der Künstler den Meyerschen Weltatlas und amerikanische Militärkarten digitalisiert und collageartig neu zusammengesetzt. Bei näherem Hinsehen entdeckt der Betrachter zudem weiteres Bildmaterial: Dokumentarfotografien, Porträts, medizinische Ansichten von inneren Organen und Illustrationen aus Kinderbüchern. „Wie jede Karte enthält auch Hubers Weltkarte etliche Textinformationen, doch handelt es sich hier um poetische Titel, angereichert mit philosophischen, politischen, psychologischen, literarischen und musikalischen Assoziationen“, erläutert Krieger. So sei das Werk für verschiedenste Lesarten offen: Einem akademischen Publikum biete es intellektuelle Anregung, aber es erschließe sich auch intuitiv und sei nicht zuletzt von hoher ästhetischer Qualität. „Zudem wirkt es sowohl aus der Distanz wie aus unmittelbarer Nähe“, betont die Kunsthistorikerin.
An seinem Standort im Uni-Hauptgebäude ist „Alte Welt – Neue Welt“ sowohl für die Studierenden und Mitarbeiter der Universität als auch für die Jenaer Bevölkerung zugänglich. „Mit dem Erwerb dieses Werks kann die Universität nicht nur ihre bedeutende Kunstsammlung erweitern, sondern auch in das kulturelle Leben der Stadt Jena hineinwirken“, ist sich Prof. Krieger sicher.
Kontakt:
Prof. Dr. Verena Krieger
Kunsthistorisches Seminar und Kustodie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944160
E-Mail: verena.krieger[at]uni-jena.de
Informationen zum Künstler:
Stephan Huber ist 1952 in Lindenberg im Allgäu geboren worden. Der Künstler lebt und arbeitet in München und im Ostallgäu und ist vor allem für seine großformatigen, häufig im öffentlichen Raum realisierten Werke bekannt.
Seit 2004 ist Huber Professor an der Münchner Kunstakademie und Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in der Klasse Bildende Kunst. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum (Bremen, 2007) und dem Kunstpreis der Stadt München (2008).
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Foto: Jürgen Scheere/FSU
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Der Künstler Prof. Dr. Stephan Huber vor seinem Werk "Alte Welt - Neue Welt", das nun in der Friedri ...
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