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Sonderausstellung startet am 8. November im Phyletischen Museum der Universität Jena
Jena (30.10.02) Er ist hässlich, lebt im Dunkeln, und eigentlich dürfte es ihn gar nicht mehr geben: den Quastenflosser. Der Fisch galt lange Zeit mit den Dinosauriern als ausgestorben. Doch die Art "Latimeria chalumnae" hat - als einziger Quastenflosser - überlebt. Exemplare sind selten - und dennoch wird das Phyletische Museum der Universität Jena (Vor dem Neutor 1) zwei Präparate des berühmten Fischs zeigen. Am 8. November startet im der Entwicklung der Evolution gewidmeten Museum eine Sonderausstellung, die bis Ende Februar 2003 engen Kontakt mit dem wohl berühmtesten Fisch der Welt ermöglicht.
Am 22. Dezember 1938 kam ein Fischtrawler mit seinem Fang nach East London in Südafrika zurück. Gedacht war er für die erst 30-jährige Marjorie Courtenay-Latimer, die ein Museum einzurichten hatte. Ein etwa 60 kg schwerer blauer Fisch mit zwei Rückenflossen war ihr in der Menge verschiedener Fische sofort aufgefallen. Sie versuchte, das seltsame Tier mit den vor Ort vorhandenen geringen Möglichkeiten zu konservieren. Erst zwei Wochen später konnte sie den Fund J. L. B. Smith zeigen, aber da waren bereits die Innereien zur besseren Erhaltung des Fisches entfernt worden. Der Professor für Chemie in Grahamstown, der sich nebenberuflich mit Fischkunde beschäftigte, erkannte sofort einen seit etwa 100 Jahren nur als Fossil bekannten und als ausgestorben beschriebenen Hohlstachler. Die Flossenstrahlen waren hohl, und seine Brust- und Bauchflossen saßen mit einer verlängerten muskulösen Basis am Körper. Ähnliche Fossilien waren weltweit in großer Variabilität aus Schichten des Devons, Karbons und des Erdmittelalters bis zum Ende der Kreidezeit (vor 410 - 70 Mio. Jahren) gefunden worden. Smith nannte die Fischart zu Ehren von Marjorie Courtenay-Latimer "Latimeria chalumnae", denn der Fischtrawler brachte den Quastenflosser von der Mündung des Flusses Chalumna mit. So wird die Entdeckungsgeschichte des Erstfundes bis heute überliefert.
Der kräftige Fisch hat große, granulierte, feste Schuppen, die dachziegelartig übereinandergreifend den Körper panzern, eine breite Schwanzflosse und im massigen Kopf große Augen, die beim lebenden Fisch golden strahlen. Trotz intensiven Bemühens sollte es 14 Jahre dauern, bis ein nächster Quastenflosser unweit der Komoren ins Netz ging. Die in der Folgezeit gefangenen Quastenflosser wurden durch Jacques Millot untersucht. "Millot und seine Mitarbeiter fanden in Latimeria nicht die Anatomie eines urzeitlichen Vorfahren, sondern eine bemerkenswerte Mischung von urtümlichen Merkmalen und Spezialisierungen vor", beschreibt PD Dr. Alexander Haas. "Dieses Merkmalsmosaik ließ diesen Fisch berühmt werden", so der Mitarbeiter aus dem Phyletischen Museum. "Die Quastenflosser sind für die Evolutionsbiologie ein Glücksfall, denn es gibt von ihnen keine Fossilien, die jünger als etwa 70 Millionen Jahre alt sind", weist der Biologe auf die Bedeutung der Tiere hin.
Um einen lebenden Quastenflosser beobachten zu können, bedarf es eines Tauchbootes, denn die Tiere leben in einer Meerestiefe von etwa 200 bis 300 m versteckt in Höhlen, die sie nur zum Jagen verlassen. Es konnten in den 80er Jahren beeindruckende Filmaufnahmen gemacht werden, die das gemächliche Rudern und das "Kopfstehen" des bis zu 180 cm langen Fisches zeigen. Im Jahr 1997 wurde ein weiteres Verbreitungsgebiet in indonesischen Gewässern entdeckt. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass die Quastenflosser noch in anderen Tiefseegebieten vorkommen können. Die Zahl der heute noch lebenden Individuen wird auf möglicherweise nur 600 Exemplare geschätzt.
In der von Dr. Haas im Phyletischen Museum organisierten Ausstellung ist ein Quastenflosser als Leihgabe aus dem Musée Royal de L'Afrique Centrale Tervuren (Belgien) zu sehen. Gezeigt wird auch ein Quastenflosser-Skelett, das von den Präparatoren des Museums in monatelanger Arbeit vorbereitet wurde.
Hinweis für die Medien:
Zur Eröffnung der Sonderausstellung "Quastenflosser" am 8. November, 19.00 Uhr im Phyletischen Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind die Medien herzlich eingeladen. Vorbesichtigung nach Absprache möglich. Telefon: 03641/949156 (Dr. Haas).
Das Phyletische Museum (Vor dem Neutor 1) in Jena ist täglich von 9-16 Uhr geöffnet, Tel.: 03641 / 949180. Eintritt 0,50 Euro, ermäßigt 0,25 Euro.
Fotos sind auf Anfrage im Referat Öffentlichkeitsarbeit erhältlich unter Telefon 03641 / 931030 oder per E-Mail an: presse@uni-jena.de.
Der Quastenflosser, wie man ihn üblicherweise nur in 200 m Tiefe sieht. (Foto: FSU/Haas)
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Blick in die neue Sonderausstellung im Phyletischen Museum der Uni Jena. (Foto: FSU/Günther)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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