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09.09.2013 15:32

Vom Schwertschlucker zum Hightech-Endoskop: Gastroenterologen schreiben Geschichte

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Berlin/Nürnberg – Angeregt durch die Darbietung eines Schwertschluckers führten Adolf Kußmaul und Julius Müller 1868 erstmals Spiegelungen der Speiseröhre und des Magens durch. Obwohl es bis zur Serienreife moderner Glasfaserendoskope noch ein Jahrhundert dauerte, gelang ihnen damit ein Pionierstück der modernen Medizingeschichte. In ihrem Buch „100 Jahre DGVS“, das die Herausgeber auf dem Jahreskongress Viszeralmedizin 2013 in Nürnberg erstmals vorstellen, beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) die eigene Geschichte und die der Gastroenterologie.

    Die DGVS erinnert dabei auch an die Anfänge der Endoskopie und schildert, wie sich das Endoskop zum Instrument für hoch komplexe Eingriffe entwickelte.

    „Auch wenn die Ergebnisse diagnostisch kaum verwertbar gewesen sein dürften, durchbrachen Kußmaul und Müller mit ihrer Magenspiegelung erstmals die bis dahin im menschlichen Inneren vorherrschende Dunkelheit“, sagt Dr. med. Harro Jenss, Archivar der DGVS. Und es wurde stetig heller im Magen-Darm-Trakt: Anstelle gespiegelten Kerzenscheins verwendeten die österreichischen Chirurgen Johann von Mikulicz-Radecki und Viktor von Hacker 1881 erstmals eine direkte Lichtquelle an der Spitze ihres Instruments: eine Platinschlinge, die sie mittels einer externen Batterie zum Leuchten brachten.

    „Bereits damals war die Entwicklung der Endoskopie abhängig von den technischen Neuerungen ihrer Zeit“, führt Harro Jenss aus. Die Erfindung der Glühlampe und die Verfügbarkeit von Gummi bedeuteten einen Durchbruch für damalige Ärzte. Dank dieser Neuerungen konnte Theodor Rosenheim um 1895 erstmals ein Gastroskop vorstellen, das mit eigener Glühlampe und – zum Schutz der Patienten – mit einer Gummikappe versehen war.

    An einen der wichtigsten frühen Endoskopiker, Rudolf Schindler, erinnert die DGVS mit einem Vortrag im Rahmen des Symposiums „100 Jahre DGVS“: Gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Georg Wolf hatte Schindler 1932 das erste semiflexible Endoskop entwickelt. Der flexible Abschnitt bestand aus einer mit Gummi ummantelten Stahldrahtspirale. Im Inneren befanden sich 51 aneinandergereihte Sammellinsen. „Dieses Gerät war das Routineinstrument, bis Glasfaserendoskope in den 1960-er Jahren die Ära des modernen Endoskops einläuteten“, erklärt Harro Jenss. Bereits 1932 hatte der Münchener Medizinstudent Heinrich Lamm Glasfiberstäbe als Lichtleiter in Gastroskopen vorgeschlagen. Doch erst 25 Jahre später setzten Ärzte in den USA seine Idee um.

    „Das Endoskop ist heute eines der wichtigsten Instrumente sowohl in der gastroenterologischen Diagnostik als auch in der Therapie“, sagt DGVS-Präsident Professor Markus Lerch. Mit der Chronik „100 Jahre DGVS“, einer gleichnamigen Ausstellung auf der Viszeralmedizin 2013 und dem Symposium informiert die DGVS über ihre Geschichte und die Errungenschaften der Gastroenterologie. „Obwohl manches davon heute trivial wirken mag, haben die Kollegen aus früheren Zeiten mit viel Pioniergeist Enormes geleistet, um die Magen- und Darmschleimhaut sichtbar zu machen“, sagt Professor Lerch. „Sie haben damit die Basis für die moderne Endoskopie gelegt.“

    Die Viszeralmedizin 2013, eine Tagung der DGVS, deren Sektion gastroenterologische Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) findet vom 11. bis 14. September 2013 im NCC Ost in Nürnberg statt.

    Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

    Literatur:
    100 Jahre DGVS
    Herausgeber: Harro Jenss, Guido Gerken, Markus M. Lerch; August Dreesbach Verlag, 2013

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    Terminhinweise:
    Führung für Journalisten durch die Ausstellung „100 Jahre DGVS“
    Leitung: Dr. med. Harro Jenss, Archivar der DGVS
    Termin: Freitag, 13. September 2013, 12.30 Uhr (im Anschluss an die Pressekonferenz s. u.)
    Treffpunkt: Pressecounter in der Eingangshalle

    Kongress-Pressekonferenz anlässlich der Viszeralmedizin 2013
    Termin: Freitag, 13. September 2013, 10.45 bis 11.45 Uhr
    Ort: Raum Prag im NürnbergConvention Center (NCC Ost)

    DGVS 1913–2013, Symposium anlässlich des 100jährigen Jubiläums der DGVS
    Termin: Samstag, 14. September 2013, 10.30 bis 11.45 Uhr
    Ort: Raum Shanghai, NCC Ost, Nürnberg
    Vorsitz: Professor Guido Gerken, Essen (Kongresspräsident)
    Professor Markus M. Lerch, Greifswald (DGVS Präsident)
    Professor Georg Strohmeyer, Neuss (Ehrenmitglied DGVS)

    Vorträge
    Ismar Boas und die ersten 30 Jahre der Gesellschaft
    für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
    H. Jenss, Worpswede

    Rudolf Schindler und die Gastroskopie
    P. K. Schäfer, Oberwinter

    Wissenschaft ohne Menschlichkeit:
    Die Hepatitis epidemica-Versuche 1941–1945
    B. Leyendecker, Berlin

    DDR–Gastroenterologie und die Wiedervereinigung: Gründung und Forschungsprojekte
    J. Schoenemann, Köln

    DDR–Gastroenterologie und die Wiedervereinigung: 1975–1990
    R. Nilius, Halle

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Viszeralmedizin 2013
    Juliane Pfeiffer, Irina Lorenz-Meyer
    Pf 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931-693, Fax: 0711 8931-167
    pfeiffer@medizinkommunikation.org
    http://www.dgvs.de; http://www.dgav.de


    Weitere Informationen:

    http://www.viszeralmedizin.com


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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