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11.11.2002 11:39

Die Religion bestimmt die Politik noch heute

Monika Paschwitz Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    6. Thüringentag für Philosophie am 15./16. November an der Uni Jena

    Jena (11.11.02) Religion ist längst nicht nur Privatsache. Sie hat bis heute - mehr oder weniger - direkten Einfluss auf die Politik und damit auf das Leben jedes Einzelnen. Mit den vielfältigen Facetten dieser Einflussnahme in Geschichte und Gegenwart beschäftigt sich der 6. Thüringentag für Philosophie, der am 15./16. November an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfindet. Eingeladen vom Institut für Philosophie der Uni und der Thüringischen Gesellschaft für Philosophie wollen sieben Referenten aus ganz Deutschland das Thema "Politik und Religion in der Moderne" diskutieren. Die Öffentlichkeit ist am Freitag ab 15 Uhr (Samstag ab 9 Uhr) in den Hörsaal der Universitätsbibliothek (Bibliotheksplatz 2) eingeladen.

    Seit der Reformation wurde die Verzahnung von Religion und Machtordnung aufgelöst und Politik als Raum eigenständiger Rationalität begründet. "Das führte aber nicht zum Verschwinden der Religion, sondern zu ihrer Subjekti-vierung und einem Vagabundieren ihrer Energien", sagt Tagungsleiter Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle. "Entscheidende Befreiungsschübe wie auch barbarische Rücknahmen bereits errungener Rechte waren religiös mitbestimmt. Auch die beiden großen totalitären Systeme im 20. Jahrhundert konnten nur massenhaft Anklang finden, weil sie durchsetzt waren mit religiösen Deutungsenergien", unterstreicht der Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie.

    Bleibt die Frage, ob die Unabhängigkeit von der Religion in der modernen Demokratie größer ist. Ihre Institutionen sind zwar "säkular" verfasst - die Grundrechte gelten "ohne Ansehen der Religion", nennt Kodalle eine Voraussetzung. Doch der Rechtsstaat lebt von Bedingungen, die er nicht alle selber hervorbringen kann. "Das heißt, er ist womöglich doch abhängig von geschichtlich ausgebildeten Dispositionen, an denen Religion ihren Anteil hat", so Kodalle. Nicht zuletzt gäbe es - bewusst besonders seit dem 11. September 2001 - religiöse Orientierungen, die fundamentalistisch die Politik direkt bestimmen wollen und damit den heutigen Rechtsstaat herausfordern.
    Der Thüringentag für Philosophie, den erneut die Gustav-Prietsch-Stiftung Hamburg fördert, wird versuchen, dieses Verhältnis von Politik und Religion neu zu beleuchten.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle
    Institut für Philosophie der Uni Jena
    Zwätzengasse 9, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944120, Fax: 03641 / 944122
    E-Mail: Klaus-Michael.Kodalle@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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