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07.10.2013 10:32

Antike Badekultur im Bliesgau: Studenten graben halbkreisförmige Badewanne in römischer Villa aus

Gerhild Sieber Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Altertumswissenschaftler beschäftigen sich mit den Hinterlassenschaften der Antike, also auch mit archäologischen Funden. In ihrem Studium an der Saar-Uni lernen sie, wie man solche Funde nach wissenschaftlichen Standards ausgräbt und auswertet. Bei ihrer diesjährigen Lehrgrabung im Bliesgau machten die Studentinnen und Studenten von Professor Rudolf Echt einen außergewöhnlichen Fund: In den Überresten einer römischen Villa entdeckten sie eine in Halbkreisform gemauerte Badewanne. Mit ihren Grabungen leisten die Vor- und Frühgeschichtler auch einen Beitrag zur Erforschung der archäologischen Stätten des Saarlandes.

    Die Überreste des Wohnhauses der Villa hatten Studenten der Vor- und Frühgeschichte bereits bei einer ersten Grabungskampagne in Jahr 2011in Bliesdalheim entdeckt: In einem Schutthügel in der Flur „Ober den Heizwiesen“ fanden sie Reste bemalter Wände und Terrazzofußböden. In diesem Jahr stießen die angehenden Altertumswissenschaftler auf eine Badewanne, die aus gebrannten Tonplatten und Formziegeln gemauert war und halbkreisförmig an eine Innenwand des Gebäudes angebaut worden war. Alle Boden- und Wandfugen der Wanne sind mit Zement abgedichtet, der – anders als Kalkmörtel – auch unter Wasser dauerhaft erhärtet. Vor der Wanne entdeckten die Studenten einen Graben. „Durch diesen Graben verlief eine Leitung aus ausgehöhlten Baumstämmen, die die Villa mit Frischwasser versorgte“, erklärt Professor Rudolf Echt, der die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte der Fachrichtung Altertumswissenschaften leitet. „Die hölzernen Rohre, so genannte Deicheln, sind zwar längst vergangen, doch wir haben die eisernen Deichelringe, mit denen die Rohre verbunden waren, gefunden. Sie standen noch aufrecht in dem Graben.“

    Auch die beiden anschließenden Räume konnten die Studenten bei ihrer Lehrgrabung freilegen. Sie wurden mit einer Fußbodenheizung beheizt, wie sie von zahlreichen Siedlungsplätzen bekannt ist: Der Fußboden des beheizbaren Raumes „schwebt“ auf einer Konstruktion aus regelmäßig verteilten kleinen Pfeilern, die aus runden oder quadratischen Ziegelplatten bestehen. In den so geschaffenen Hohlraum unter dem Fußboden wurde heiße Luft geleitet, die anschließend durch Hohlziegel (Tubuli) entlang der Wände in kleine Kamine abgeführt wurde. Im Schutt dieser Räume fanden sich außer zerbrochenen Fußbodenplatten auch zahlreiche Hohlziegel-Fragmente.

    In der Flur „Ober den Heizwiesen“ in Bliesdalheim war bereits im 19. Jahrhundert Mauerwerk eines römischen Bades aufgedeckt worden, was auf einen Villenstandort schließen ließ. Diese Fundstelle ist allerdings nicht mehr zu lokalisieren. Erst nach einer geomagnetischen Erkundung im Jahr 2010 zeichnete sich ab, wo das zugehörige Wohnhaus der Villa gestanden hatte. Diese Stelle wurde nun zum zweiten Mal im Rahmen einer Lehrgrabung erforscht.

    Noch unklar ist, wie die Römer den Zement herstellten, mit dem die Badewanne abgedichtet wurde. Bei der Beantwortung dieser Frage sollen die Chemikern der Saar-Uni helfen. In Italien wurde Vulkanasche von den Phlegräischen Feldern als Zuschlag zum gelöschten Kalk verwendet.

    Ein Foto von der Grabung in Bliesdalheim können Sie unter folgendem Link herunterladen: http://www.uni-saarland.de/pressefotos

    Kontakt:
    Professor Rudolf Echt
    Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie
    Tel. 0681 302-3716, -64173
    E-Mail: r.echt@mx.uni-saarland.de
    http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/vfgeschichte.html


    Bilder

    Saarbrücker Studenten bei der Grabung in Bliesdalheim. Links sieht man die Badewanne in Form eines Halbkreises und rechts die Pfeiler der Fußbodenheizung.
    Saarbrücker Studenten bei der Grabung in Bliesdalheim. Links sieht man die Badewanne in Form eines H ...
    Foto: Jörg Pütz.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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