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14.10.2013 11:56

Kampf gegen Magersucht: Neue Psychotherapien zeigen in einer aktuellen Studie nachhaltige Wirkung

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Berlin – Eine Magersucht lässt sich in den meisten Fällen durch eine Psychotherapie bessern. Dies belegt die weltweit größte Therapiestudie, die an deutschen Universitäten durchgeführt wurde. Die Studie verglich erstmals die herkömmliche Psychotherapie mit zwei neuen Verfahren, die speziell für die ambulante Behandlung entwickelt wurden. Die Ergebnisse, die heute im renommierten medizinischen Fachblatt Lancet erschienen sind, stellen die Therapie der Magersucht nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) auf eine neue, wissenschaftlich fundierte Grundlage.

    Bei der Magersucht, Anorexia nervosa, helfen keine Medikamente und kein gutes Zureden. Sie ist die psychische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeitsrate: „Unbehandelt sterben etwa fünf von 100 der Patienten  meist sind es Mädchen oder junge Frauen  innerhalb von zehn Jahren“, berichtet Professor Dr. med. Wolfgang Herzog, im Vorstand der DGPM und Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik der Universität Heidelberg. Eine Heilungschance biete heute allein die Psychotherapie, doch die Wirkung der schätzungsweise 75 unterschiedlichen Therapieformen ist laut Herzog niemals streng wissenschaftlich untersucht worden. Die ANTOP-Studie (kurz für „Anorexia Nervosa Treatment of Out Patients“) unter der Leitung von Professor Dr. med. Stephan Zipfel aus Tübingen und Professor Herzog aus Heidelberg betrat hier Neuland: Psychosomatische Ärzte haben an zehn Universitätskliniken zwischen 2007 und 2011 erstmals drei unterschiedliche Therapien miteinander verglichen.

    Die 242 erwachsenen Frauen mit Magersucht wurden nach dem Los auf drei Gruppen verteilt. In einer erhielten sie eine intensive Regelversorgung, die über das derzeit übliche Maß hinausgeht. „Der Hausarzt erhielt strukturierte Informationen, wählte einen Psychotherapeuten aus, der dann die Therapie seiner Wahl zeitnah durchführte“, erläutert Zipfel, der als Ärztlicher Direktor die Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen leitet. In den beiden anderen Gruppen kamen zwei speziell für die Anorexie entwickelte Psychotherapien zum Einsatz. Dies war zum einen eine Variante der kognitiven Verhaltenstherapie. „Hier werden die Patienten zunächst über ihre Erkrankung aufgeklärt, danach erlernen sie spezielle Techniken, um ihr Essverhalten zu normalisieren“, berichtet der Experte. Die andere Therapie ist die fokale psychodynamische Psychotherapie, eine Weiterentwicklung der Psychoanalyse. Sie sucht nach den tiefer liegenden Ursachen der Essstörung. „Psychotherapeut und Patientin gehen den inneren Konflikten und emotionalen Auslösern der Erkrankung auf den Grund“, erläutert Herzog. Für beide Therapien hatten die Studienleiter im Vorfeld der Studie spezielle Manuale erstellt, die es den Therapeuten ermöglichen, die Behandlung auf einem hohen professionellen und vergleichbaren Standard durchzuführen.

    Alle Therapien dauerten zehn Monate. Die magersüchtigen Patientinnen, die zuvor im Durchschnitt nur 46,5 Kilo wogen, legten dabei langsam, aber stetig an Gewicht zu. Und in allen drei Studienarmen setzte sich die Erholung nach dem Ende der Therapie fort. Professor Herzog sieht Vorteile der beiden neuen Therapien: „Patientinnen in der Verhaltenstherapie-Gruppe nahmen während der Therapie schneller an Gewicht zu. Bei der fokalen psychodynamischen Therapie besserten sich die Symptome der Patientinnen auch nach Therapieende und hatten deshalb ein Jahr nach Ende der Behandlung die günstigsten Gesamtheilungsraten. Außerdem mussten die Patientinnen hier seltener zusätzlich in der Klinik behandelt werden.“

    Die Studie zeigt: Erwachsene Patientinnen haben durch die spezifischen Therapien eine realistische Chance auf eine Heilung oder zumindest nachhaltige Besserung. Doch das gilt nicht für alle. „Trotz der erfolgreichen Verläufe litt auch ein Jahr nach Ende der Therapie ein Viertel der Patientinnen noch immer an einer voll ausgeprägten Magersucht“, berichten Zipfel und Herzog. Entscheidend sei es daher vor allem auch, die Warnzeichen wie etwa ein stetig sinkendes Körpergewicht rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig zu behandeln.

    Literatur:
    Zipfel et al. Focal psychodynamic therapy, cognitive behaviour therapy, and optimised treatment as usual in outpatients with anorexia nervosa (ANTOP study): randomised controlled trial. The Lancet Published Online October 14, 2013 http://dx.doi.org/10.1016/ S0140-6736(13)61746-8

    See Online/Comment : Bulik CM .The challenge of treating anorexia nervosa. The Lancet <http://dx.doi.org/10.1016/ S0140-6736(13)61940-6>

    +++Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.+++

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    Pressekontakt für Rückfragen:
    Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
    Pressestelle
    Janina Wetzstein, Christine Schoner
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931-457/-573; Fax: 0711 8931-167
    wetzstein@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgpm.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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