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16.10.2013 13:18

CSR - Wie viel Freiwilligkeit ist ausreichend?

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    Freiwillige Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Unternehmen – weithin bekannt als CSR (Corporate Social Responsibilty) – reichen nicht aus, um einen relevanten positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. Vielmehr müssen dafür politische Regulierung und unternehmerische Freiwilligkeit Hand in Hand gehen. So lautet eine wesentliche Erkenntnis des Öko-Instituts aus dem großen europäischen CSR-Forschungsprojekt IMPACT. Das Öko-Institut diskutiert zentrale Studienergebnisse heute in Berlin.

    „Viele Unternehmen bemühen sich, nachhaltig zu wirtschaften, stoßen aber oft an ihre Grenzen. Häufig ist ihnen nicht klar, mit welchen Maßnahmen sie einen Effekt beispielsweise auf die Umwelt erzielen und wie dieser optimiert werden kann. Nur der richtige Mix aus Freiwilligkeit, Richtlinien und Standards kann helfen, an den wesentlichen Stellschrauben für Nachhaltigkeit zu drehen und so bessere Impacts, das heißt positive Effekte auf die Gesellschaft, zu erzielen“, erklärt Christoph Brunn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Öko-Institut.

    Freiwilligkeit und Regulierung sind komplementär

    Dabei muss die zentrale Frage immer lauten, mit welchen Maßnahmen der größte Nutzen auf die Gesellschaft erreicht wird. Die bisherigen Diskussionen um die Frage, ob verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte den Unternehmen freiwillig überlassen oder ob und wie stark reguliert werden sollte, wird damit obsolet. Erst an zweiter Stelle geht es darum zu entscheiden, warum ein Unternehmen – ob aufgrund von Regulierung, Freiwilligkeit oder einer Mischform – diese durchführt.

    Regulierung und Freiwilligkeit schließen sich dabei keineswegs aus, sondern müssen komplementär betrachtet werden: „Es gibt gute Beispiele, in denen Unternehmen über das gesetzliche Mindestmaß hinaus aktiv sind, das zeigen Beispiele im Bausektor im Nachhaltigkeitsgebiet Gesundheit und Arbeitsschutz. Und das, obwohl dieser Aspekt in Deutschland sehr dicht reguliert ist.“, betont Brunn. Hinzu kommt, dass staatliche Lenkung Problembewusstsein für bestimmte Nachhaltigkeitsthemen erst schaffen kann.

    Regulierung: Rechte und Pflichten für Unternehmen

    Eine Herausforderung wird sein, das richtige Maß an Regulierung zu finden. Denn eine „vollständige“ oder möglichst weitgehende Regulierung kann ebenfalls keine sinnvolle alleinige Alternative sein. Deutlich wird das beim verantwortungsvollen Umgang mit Konfliktrohstoffen: „Aufwändige Nachweispflichten zur Vermeidung von Konfliktrohstoffen könnten unerwünschte Nebenwirkungen haben. So stellt die pauschale Meidung aller Rohstoffe beispielsweise aus dem Kongo häufig die einfachste Möglichkeit dar, ihnen gerecht zu werden. Das ist problematisch, da auch der legale Bergbau oft die einzige Beschäftigungsmöglichkeit für die dortige Bevölkerung ist.“ erklärt Andreas Manhart, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Öko-Institut.

    Dennoch bieten sich bei vielen Problemlagen in globalen Lieferketten neue Möglichkeiten. Hier sollte insbesondere der sogenannte Due Diligence-Ansatz verstärkt auf Eignung geprüft werden. Dieser Ansatz sieht vor, dass Unternehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Maßnahmen ergreifen, um Missstände in ihren Zulieferketten zu verhindern beziehungsweise zu beheben. Je nach Grad der Verrechtlichung ist ein Unternehmen nicht voll für alle Handlungen seiner Zulieferer verantwortlich, sondern nur für die korrekte Wahrnehmung seiner Sorgfaltspflicht. Bislang wird ein verpflichtender Due Diligence Ansatz in den Werftschöpfungsketten einiger Rohstoffe erprobt, dazu zählen einige Erze und Metalle sowie Holz.

    IMPACT – europäisches CSR-Forschungsprojekt

    IMPACT ist das bislang europaweit größte Forschungsprojekt zum Thema CSR. Ziel des Projektes war es, herauszufinden, ob CSR-Maßnahmen von Unternehmen positive Effekte auf die Gesellschaft haben. Ein zentrales Ergebnis lautet: Die bisherigen Nachhaltigkeitsmaßnahmen haben eine Wirkung, diese ist allerdings zu schwach, um von einer grundlegenden Wende zu sprechen und stellt freiwilliges CSR als alleiniges Instrument für nachhaltiges Wirtschaften in Frage.

    Weitere Informationen zu den Studienergebnissen in der Pressemitteilung des Öko-Instituts zu IMPACT vom 17.09.2013
    http://www.oeko.de/presse/pressemitteilungen/dok/1573.php

    Weitere Informationen:
    Hintergrundpapier des Öko-Instituts zur Studie IMPACT
    http://www.oeko.de/oekodoc/1816/2013-488-de.pdf

    Weitere Informationen und Materialien auf der Projektwebseite der Europäischen Kommission
    http://csr-impact.eu/about.html?PHPSESSID=c484eef3ef98fd53a5651497cbb7d4c6

    Informationen zum Symposium „Wie wirkt CSR? Unternehmerische Verantwortung und Regulierung im Wechselspiel“, 16.10.2013, Berlin
    http://www.oeko.de/csr2013

    Ansprechpartner und Ansprechpartnerin am Öko-Institut:

    Christoph Brunn
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich
    Umweltrecht & Governance
    Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
    Telefon: +49 6151 8191-128
    E-Mail: c.brunn(at)oeko.de

    Regine Barth
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich
    Umweltrecht & Governance
    Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
    Telefon: +49 6151 8191-130
    E-Mail: r.barth(at)oeko.de

    Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

    Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut

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    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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