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Bekannte Sozialwissenschaftler treffen sich vom 28. bis 30. November in Bielefeld zu einer Tagung mit dem Titel "Die Gesellschaft und ihre Reichweite - Wie zwingend ist die 'Weltgesellschaft'?".
Seit den soziologischen Klassikern hat der Gesellschaftsbegriff in Abgrenzung zu "Staat" oder "Kultur" eine intensive und kontroverse (sozial-)wissenschaftliche Diskussion durchlaufen. Nicht zuletzt durch Niklas Luhmann wurde in den letzten Jahrzehnten der Begriff der "Weltgesellschaft" jenseits von territorialen oder kulturellen Bindungen für die moderne Gesellschaft stark gemacht. Seine Begriffsentscheidung begründete, dass sich heute grundsätzlich jede beliebige Kommunikation mit jeder anderen vernetzen lässt. Durch den unerhörten Themenerfolg von "Globalisierung" seit etwa 1990 darf sich diese Entscheidung (teilweise) bestätigt fühlen. Andererseits sind die Vorbehalte gegen "die Weltgesellschaft" unübersehbar. Gerade da, wo weltweite Strukturbildung und Verflechtung empirisch wie theoretisch stark in den Vordergrund gerückt wird, vermeidet man vielfach die Inanspruchnahme des Gesellschaftsbegriffs dafür. Das gilt beispielsweise für Theoretiker wie Immanuel Wallerstein und Anthony Giddens.
Die Tagung, die vom Institut für Weltgesellschaft der Universität Bielefeld zusammen mit der "Zeitschrift für Soziologie" organisiert wird, zielt auf dreierlei:
1. Die Aufarbeitung der soziologischen oder soziologieähnlichen Begriffsgeschichte von "Gesellschaft". Entscheidend soll dafür die Frage nach Gehalt, Stoßrichtung und sozialer Reichweite der Gesellschaftskonzepte sein, wie sie die soziologische Tradition bietet. Im Zentrum soll vor allem die Frage stehen, wie stark diese Konzepte weltgesellschaftlich disponiert sind. Aber auch wissenssoziologische und Kontextfragen sollen eine Chance haben.
2. Die Theorieprogramme des Faches (unter Einbeziehung von Ökonomie und Politikwissenschaft) sollen, soweit ihnen an "Gesellschaft" liegt oder sie sonst makrosoziologisch ambitioniert sind, bezüglich Gehalt und Reichweite ihrer makrosoziologischen Konzeptionen Farbe bekennen. Dabei müsste die Frage sein: Makrosoziologie unterhalb oder auf der Ebene von "Weltgesellschaft", diesseits oder jenseits des Nationalstaates?
3. Die aktuelle Globalisierungs- und Weltsystemdebatte ist mit der Frage zu konfrontieren: Warum oder warum nicht "Weltgesellschaft"? Hier wird es nicht zuletzt um die Empirie der "Weltgesellschaft" gehen.
Die Tagung beginnt am 28. November um 12.15 Uhr im 'Haus der Kirche', Markgrafenstraße 7, Bielefeld.
Weitere Informationen: Joachim Wöll, Universität Bielefeld, Institut für Weltgesellschaft, E-Mail: joachim.woell1@uni-bielefeld.de;
Programm im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/soz/iw/reichweite.htm.
Pressemitteilung Nr. 168/2002
Universität Bielefeld
Informations- und Pressestelle
Leiter: Dr. Gerhard Trott
Telefon: 0521/106-4145/4146
Fax: 0521/106-2964
E-Mail: gerhard.trott@uni-bielefeld.de
http://www.uni-bielefeld.de/soz/iw/reichweite.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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