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26.11.2002 13:29

RUB-Genozidforschung: "Reden von Gewalt"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Der Afghanistan-Krieg, die Gefahr eines neuen Golfkrieges, gewaltvolle Konflikte in Südostasien oder im Nahen Osten: das Thema "Reden von Gewalt" hat eine äußerst aktuelle Brisanz. Die RUB-Wissenschaftlerin Kristin Platt (Institut für Diaspora- und Genozidforschung, An-Institut der RUB) hat in der Reihe "Genozid und Gedächtnis" eine Untersuchung über das Sprechen über und von Gewalt veröffentlicht. 13 namhafte Wissenschaftler, u. a. Soziologen, Philosophen und Psychologen, nähern sich dem Thema aus ihrer Perspektive an.

    Bochum, 26.11.2002
    Nr. 358

    Das Reden von Gewalt
    Aktuelles Thema interdisziplinär diskutiert
    RUB-Neuerscheinung in Reihe "Genozid und Gedächtnis"

    Der Afghanistan-Krieg, die Gefahr eines neuen Golfkrieges, gewaltvolle Konflikte in Südostasien oder im Nahen Osten: das Thema "Reden von Gewalt" hat eine äußerst aktuelle Brisanz. Die RUB-Wissenschaftlerin Kristin Platt (Institut für Diaspora- und Genozidforschung, An-Institut der RUB) hat in der Reihe "Genozid und Gedächtnis" eine Untersuchung über das Sprechen über und von Gewalt veröffentlicht. 13 namhafte Wissenschaftler, u. a. Soziologen, Philosophen und Psychologen, nähern sich dem Thema aus ihrer Perspektive an.

    Sprechen von und über Gewalt

    Die Hoffnung, künftigen Gewaltereignissen durch ein Erinnern an die Opfer der Vergangenheit vorbeugen zu können, scheint sich nicht erfüllt zu haben. Auch das 21. Jahrhundert hat mit kollektiver Verfolgung und Gewalt begonnen. In den Analysen dieser Gewalt ist die Rede von "ethnischer Säuberung" oder von Gesellschaften, die den Status der "modernen, zivilisierten Welt" noch nicht erreicht haben. Aber haben sich die Wissenschaften den Herausforderungen, die von kollektiver Gewalt, von Krieg und Genozid ausgehen, wirklich gestellt? Wie lässt sich eine analytische Sprache finden, die Verletzungen nicht überdeckt, sondern spürbar macht? Wie kann die historische Quellenanalyse der Gefahr entgehen, die durch Sprache übermittelten Identitäts- und Geschichtsmuster völkisch-nationaler, rassistischer oder anderer ausgrenzender Mentalitätsfiguren weiterzutragen? An welche Muster der Rede schließen wissenschaftliche aber auch literarische Codierungen kollektiver Gewalt an? Welche Konzepte und Perspektiven muss eine interdisziplinäre Gewaltforschung entwickeln, um einen analytischen Zugang zu verschiedenen Tätergesellschaften zu ermöglichen, ohne die Singularität der Opfer zu relativieren?

    Interdisziplinäre Ansätze

    Die Beiträge des interdisziplinär angelegten Bandes gehen kritisch diesen Fragen aus der Perspektive der Geschichts- und Sozialwissenschaften, der Literaturwissenschaft, der Philosophie, Psychologie, Psycholinguistik sowie der Medienwissenschaften nach. In der ausführlichen Einleitung stellt die Herausgeberin zentrale Ansätze der Gewalttheorie vor. Gewalt kann man sich ihrer Meinung nach nicht annähern, solange man keine Entscheidung für eine bestimmte Perspektive getroffen hat. In erster Linie, so Kristin Platt, müsse darauf hingewiesen werden, dass Gewalt grundsätzlich mit Tätern und Opfern, mit Handeln und Verletzen, mit Erfahrung und Erleiden zu tun hat. Ihr Fazit ist, dass es als Ausweg aus der Logik der Gewalt nur den Verzicht auf die Gewalttheorie geben kann. Und eine Begrenzung auf den Versuch des Redens von Gewalt.

    Weitere Informationen

    Kristin Platt, Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, Tel: +49 234 / 32 29702, Fax: +49 234 / 32 14770, E-mail: kristin.platt@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/

    Titelaufnahme

    Platt, Kristin (Hrsg.): Reden von Gewalt. Schriftenreihe Genozid und Gedächtnis. Wilhelm Fink Verlag, München 2002, 386 Seiten, broschiert, 38,90 Euro, ISBN: 3.7705-3674-6 (Mit Beiträgen von Claus-Ekkehard Bärsch, Medardus Brehl, Peter Gendolla, Kurt Grünberg, Stefan Hesper, Robert Hettlage, Burkhard Liebsch, Peter Longerich, Wolfgang Müller-Funk, Kristin Platt, Kurt Röttgers, Jürgen Straub, Liliane Weissberg).


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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