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Zu den elf Siegern des diesjährigen BMBF-Innovationswettbewerbs für Medizintechnik zählt ein Ärzte- und Forscherteam aus Marburg, Kehl-Kork und Stuttgart mit einem neuen Verfahren, epileptische Anfälle frühzeitig zu erkennen und automatisch zu unterbrechen. Das BMBF fördert alle prämierten Projekte des Wettbewerbs mit insgesamt zwei Mio. Euro Preisgeld.
Epilepsie hat viele Gesichter. Die Symptome reichen vom kurzzeitigen Bewusstseinsverlust bis zu Anfällen mit Verkrampfungen und Stürzen, die zu schweren Verletzungen führen können. Allein in Deutschland leiden mehr als 640 000 Menschen darunter und bei rund einem Viertel wirken Medikamente und chirurgische Eingriffe kaum oder nicht. Ein großes Rätsel ist auch, wann ein epileptischer Anfall auftritt. Immerhin ist bekannt, dass mathematische Analysen der Elektroenzephalogramme (EEG) einen Anfall vorhersagen können, bevor sich erste, direkt sichtbare Anzeichen manifestieren. Die betroffenen Hirnregionen zeigen synchrone elektrische Entladungen der Nervenzellen, die für das normal arbeitende Gehirn untypisch sind. Mit dieser Vorwarnzeit von einigen Sekunden ergeben sich neue Möglichkeiten, um Ursachen der Erkrankung zu erforschen und Therapien zu entwickeln. "Ein wesentlicher Punkt der kommenden Arbeiten ist es, die mathematischen Algorithmen zur Anfallserkennung zu verbessern", erklärt Professor Felix Rosenow, Projektleiter an der Klinik für Neurologie in Marburg.
"Gemeinsam mit dem Epilepsiezentrum in Kork und dem Fraunhofer IPA in Stuttgart versuchen wir sicherzustellen, dass unser System keinen Fehlalarm auslöst, sondern epileptische Anfälle sicher erkennt", so Rosenow. Ein Arbeitspaket des Marburger Teams ist ein elektrischer Stimulationsmechanismus, der den Anfall möglichst schnell unterbricht. Grundlage für die Experimente ist eine echtzeitfähige Hard- und Softwarearchitektur, die die Wissenschaftler des Fraunhofer IPA entwickeln und implementieren. Sie misst und analysiert nicht nur die neuronale Aktivität, sondern regelt auch den Stimulationsablauf. Die damit gewonnenen experimentellen Erkenntnisse fließen in neue technische Anforderungen und Konzepte für eine kommende Phase des Projekts ein: Damit sich das System EpiBloc leicht implantieren lässt, muss es weiter miniaturisiert werden. Nach den Vorarbeiten rechnen die Forscher damit, dass in rund fünf Jahren erste Patienten vom implantierbaren EpiBloc profitieren. Die Lebensqualität und Sicherheit der Betroffenen wird dann - ohne dass sie den Anfall überhaupt wahrnehmen - beträchtlich gesteigert.
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Dipl.-Ing. Jan Stallkamp
Telefon: 0711/970-1308, E-Mail: jan.stallkamp@ipa.fraunhofer.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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