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Wissenschaft
DFG bewilligt dritte Förderperiode für drei Sonderforschungsbereiche - Rund 15 Millionen Euro Drittmittel für die nächsten drei Jahre
Drei Sonderforschungsbereiche (SFB) der Justus-Liebig-Universität Gießen haben in den letzten sechs Jahren so erfolgreich gearbeitet, dass sie ihre Arbeit auch in der dritten Förderperiode ab Januar 2003 fortsetzen können. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Ende November nach äußerst positiven Begehungen und Begutachtungen im Herbst entschieden. Verbunden mit dieser Entscheidung ist die Bewilligung von Drittmitteln in einer Gesamthöhe von rund 15 Millionen Euro für die Jahre 2003 bis 2005. Die Glückwünsche des Präsidiums der Universität an die Sprecher der drei Sonderforschungsbereiche, stellvertretend für alle beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, überbrachte der Erste Vizepräsident der Universität, Prof. Dr. Hannes Neumann, bei einem Pressegespräch. Trotz positiver Begutachtung habe die DFG in diesem Jahr weniger Sonderforschungsbereiche weiterfördern können als ursprünglich vorgesehen. Vor diesem Hintergrund freue sich die Hochschulleitung ganz besonders und sei stolz auf diese Erfolge, die zum Profil der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter beitragen. In den drei Sonderforschungsbereichen "Landnutzungskonzepte für periphere Regionen" (SFB 299, Sprecher: Prof. Dr. Hans-Georg Frede), "Erinnerungskulturen" (SFB 434, Sprecher: Prof. Dr. Günter Oesterle) und "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535, Sprecher: Prof. Dr. Wolfram Gerlich) arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen Fachbereichen und Fachgebieten der Universität Gießen.
"Erinnerungskulturen"
(SFB 434, Sprecher: Prof. Dr. Günter Oesterle)
Der Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" vereinigt insgesamt 18 Hochschullehrer und etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus neun geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Neben Historikern und Germanisten forschen unter dem Dach des SFB 434 Latinisten, Gräzisten, Kunsthistoriker, Romanisten, Anglisten, Orientalisten und Politologen. Ein Teilprojekt ist an der Universität Siegen angesiedelt, mit den Universitäten in Jerusalem und Cornell, USA, bestehen enge Kooperationskontakte. Der SFB 434 wird in den nächsten drei Jahren mit insgesamt rund 6 Millionen Euro von der DFG gefördert.
Die Erinnerungskultur einer Gesellschaft ist ein Spiegel ihrer Gegenwart. Aktuelle Erfahrungslagen und Erinnerungsinteressen bestimmen den Umgang mit der Vergangenheit. So entzünden sich Kontroversen um die Praxis der Erinnerung immer wieder am Bau oder Abriss von Bauten und Denkmälern oder am Inhalt von Fest- und Gedenktagen. Erinnerungstraumata zwingen, wie gerade die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt, zu einer Vergegenwärtigung unliebsamer Vergangenheiten. Elemente von Erinnerungskulturen finden sich in sehr verschiedenen Sphären der Gegenwart: in Wissenschaft und Kunst, in lebensweltlichen Aneignungen historischer Objekte sowie in politischen Äußerungen. Der SFB 434 zielt auf eine Rekonstruktion der Geschichte des Erinnerns. Er untersucht Inhalte und Formen der Vergegenwärtigung historischer Vergangenheit von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Dabei geht es in systematischer Perspektive um gesellschaftliche Rahmenbedingungen des Erinnerns, spezifische Wissensordnungen und Wissensweisen, Zeitbewusstsein und Reaktionen auf Krisen und Umbrüche, Konkurrenz bzw. hegemoniale Ansprüche verschiedener Erinnerungskulturen, Erinnerungspolitik und Erinnerungsinteressen sozialer Gruppen, Erinnerungstechniken wie z. B. Mündlichkeit oder Schriftlichkeit und Erinnerungsgattungen wie z. B. Literatur, Kunst oder Geschichtswissenschaft.
Der SFB 434 gliedert sich in sechs Projektbereiche:
A: Erinnerung und kulturelle Integration im Imperium Romanum des 2. Jahrhundert
B: Erinnerung, Legitimitätsstiftung und Identitätsstiftung im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Deutschland
C: Erinnerung und Wissensordnung
D: Nation und Erinnerung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert
E: Nation und Erinnerung in Westeuropa im 19. und 20. Jahrhundert
F: Erinnerungskultur und Selbstfindung ost- und außereuropäischer Gesellschaften in der Auseinandersetzung mit der westlichen Moderne
G: Kooperationsprojekte
Inhaltlich sind die sechs Projektbereiche in vielfältiger Weise miteinander verzahnt. Der inhaltlichen Diskussion dienen die projektübergreifenden, problemorientierten fünf Arbeitsgruppen "Wissensordnungen und Erinnerung", "Intermedialität und Erinnerung", "Zeit, Identität und Erinnerung" sowie "Gedächtnis- und Erinnerungstheorien" und "Bilderverbot". Charakteristika nationaler Erinnerungskultur können nur im internationalen Kontext erarbeitet werden. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit besteht mit der Cornell University in Ithaca/New York sowie mit der Hebrew University in Jerusalem. Auch nach Osteuropa und in den arabischen Raum bestehen Kontakte. Gemeinsame Publikationen erscheinen seit dem Sommer 2000 in der Buchreihe "Formen der Erinnerung" im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Günter Oesterle (Sprecher des SFB 434)
Beate Ackermann (Koordination)
Otto-Behaghel-Straße 10 G
35394 Gießen
Tel.: 0641/99-31078
Fax: 0641/99-31079
E-Mail: sekret@sfb434.uni-giessen.de
http://uni-giessen.de/erinnerungskulturen/index.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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