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Wissenschaft
Lesen und Schreiben lernen – manchen Kindern fällt das schwer. Ohne gezielte Unterstützung verlieren sie in diesem Bereich den Anschluss an ihre Klassenkameraden. Die Universität Hildesheim und Jugendämter aus Stadt und Landkreis beugen vor: ein Modellprojekt an neun Hildesheimer Schulen mit 500 Drittklässlern zeigt erfreuliche Entwicklungen. Statt Probleme auszulagern, entstand eine schulinterne Lösung. Zwei Drittel der Kinder, die über zwei Jahre an der Förderung teilnahmen, konnten ihre Schwächen überwinden. „Das bedeutet, ihre Leistungen im Lesen oder Schreiben haben sich an die ihrer Mitschüler angeglichen und sind nun im durchschnittlichen Bereich“, sagt Prof. Dr. Claudia Mähler.
„33% der untersuchten Kinder zeigen im Lesen oder Schreiben unterdurch-schnittliche Leistungen verglichen mit anderen Schülern ihrer Klassenstufe. Sie tragen ein hohes Risiko, dauerhaft im Lesen und Schreiben hinter ihren Klassenkameraden zurück zu bleiben“, sagt Prof. Dr. Claudia Mähler. Dies ist ein deutliches Ergebnis einer Lernstanderhebung an neun Grundschulen in Stadt und Landkreis Hildesheim. Folgen sind Schulunlust, Verhaltensauffälligkeiten und seelische Probleme. Die Kinder erleben wiederkehrend Misserfolge – und die Eltern, die nicht mehr wissen, wie sie ihrem Kind helfen können, stehen ebenfalls unter Druck. Häufig folgen Nachmittage mit kostspieliger Nachhilfe und Lerntherapie.
Damit diese „Risikokinder“ – immerhin ein Drittel – eine Chance erhalten, ziehen die Jugendämter von Stadt und Landkreis mit der Universität Hildesheim seit 2011 an einem Strang und entwickelten das Modellprojekt „LeFiS – Lernförderung in Schulen“. Statt Probleme auszulagern, entstand eine schulinterne Lösung. „Wir wollen Kinder, die im Lesen und Schreiben Schwierigkeiten haben, möglichst frühzeitig unterstützen – bevor sie weitere Probleme bekommen“, sagt Claudia Mähler. Zunächst untersuchten Dr. Kirsten Schuchardt und Christina Balke-Melcher von der Abteilung für Pädagogische Psychologie und Diagnostik der Uni Hildesheim insgesamt 476 Kinder zu Beginn der dritten Klasse in den neun teilnehmenden Schulen.
Die auffälligen Kinder wurden dann während der Unterrichtszeit zwei Stunden pro Woche in einer Kleingruppe von professionellen Lerntherapeuten gefördert. „Somit entfällt die Belastung für Eltern und Kind durch einen zusätzlichen Termin am Nachmittag. Und die Kinder können das in der Einzeltherapie Erlernte später leichter auf die Unterrichtssituation anwenden“, sagt Claudia Mähler, die an der Universität Hildesheim auch dafür zuständig ist, künftige Lehrergenerationen im Bereich Diagnostik auszubilden.
Über zwei Jahre wurden die Kinder bis zum Ende des vierten Schuljahres begleitet. Fortschritte im Lesen und Schreiben wurden durch die Universität überprüft. Nun können die Forscher eine erfreuliche Entwicklung feststellen. 62 % der Kinder, die über die gesamten zwei Jahre an der Förderung teilnahmen, konnten ihre Schwächen überwinden. „Das bedeutet, ihre Leistungen im Lesen und/oder Schreiben haben sich an die ihrer Mitschüler angeglichen und sind nun im durchschnittlichen Bereich“, kommentiert Mähler. Genauer betrachtet wird deutlich: Kinder, die sich nicht verbessern konnten, hatten schon in der zweiten Klasse deutliche Schwierigkeiten. „Sie konnten von der Arbeit in Kleingruppen nicht ausreichend profitieren, um ihre Leistungen zu verbessern.“ An einigen Schulen, etwa an der Grundschule Barnten, wird das Projekt fortgeführt.
Frühe Lernförderung in Schulen sei eine sehr gute Möglichkeit, Kinder mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben zu unterstützen und ihnen beim Überwinden ihrer Schwächen zu helfen, so das Fazit der Mitarbeiter der Jugendämter und der Uni Hildesheim. Kinder mit gravierenden Schwierigkeiten sollte man jedoch eine längerfristige Einzeltherapie anbieten. Die Rückmeldungen der beteiligten Schulen und Lerntherapeuten unterstreichen dieses Ergebnis.
Kurzinfo zur Forschergruppe / Ambulanz „Kind im Mittelpunkt":
Die Forschergruppe um Claudia Mähler befasst sich an der Universität Hildesheim mit der Verschiedenheit vor Schuleintritt. Die Wissenschaftler untersuchen etwa in einer Langzeitstudie die unterschiedlichen Entwicklungsverläufe von Kindern, welche kognitiven Kompetenzen in der frühen Kindheit für spätere Schulleistungen entscheidend sind und wie vor der Einschulung Entwicklungsrückstände erkannt werden können.
In der Lehr- und Forschungsambulanz „Kind im Mittelpunkt" begleiten die Forscher Eltern und Kinder aus Stadt und Landkreis Hildesheim. Die Betroffenen wollen herausfinden, ob ihr Kind eine altersgemäße Entwicklung beim Sprechen, Bewegen und im sozialen Miteinander zeigt oder warum es Schwierigkeiten beim Lesen oder Rechnen hat. Kitas und Schulen erhalten hier Informationen zu Diagnostik und Beratung bei Lernschwierigkeiten und Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit. Kontakt zur Ambulanz für Betroffene telefonisch (05121.883-10982, Mo bis Do von 13 bis 14 Uhr) und via E-Mail (kim[at]uni-hildesheim.de).
Medienkontakt:
Kontakt zu den Forschern über die Pressestelle der Universität Hildesheim
Isa Lange
presse@uni-hildesheim.de
05121.883-90100 und 0177.8605905
http://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/psychologie/kim/ - Lehr- und Forschungsambulanz „Kind im Mittelpunkt" der Universität Hildesheim
http://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/psychologie/arbeitsgruppen/paedagogis... - Arbeitsgruppe Pädagogische Psychologie und Diagnostik der Uni Hildesheim
Wenn das Lesen und Schreiben schwer fällt: Eine Forschergruppe der Universität Hildesheim untersucht ...
Foto: Isa Lange / Universität Hildesheim
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Klaus Bange und Josef-Godehard Wolpers (Jugendämter Stadt und Landkreis) sowie (v.li.) Dr. Kirsten S ...
Foto: Isa Lange / Universität Hildesheim
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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