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22.01.2014 10:51

Feinstaubbelastung führt zu erhöhtem Herzinfarkt-Risiko

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

    Eine langfristige Feinstaubbelastung ist mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte assoziiert. Überdies lässt sich der Zusammenhang bereits bei einer Feinstaubexposition unterhalb der aktuell festgeschriebenen Grenzwerte beobachten. Zu diesen Ergebnissen kommt ein europäisches Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München in einer Bevölkerungsstudie, die in der Fachzeitschrift ‚The British Medical Journal‘ veröffentlicht wurde.

    Die ESCAPE-Studie* untersucht Effekte auf die Gesundheit durch Feinstaub. In elf teilnehmenden Bevölkerungsgruppen aus Finnland, Schweden, Dänemark, Italien und Deutschland wurde nun der Zusammenhang von Feinstaubbelastung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermittelt, mit dem Ergebnis, dass hohe Luftverschmutzungen am Wohnort das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen können.

    Die Wissenschaftler, darunter das Team um Prof. Dr. Annette Peters und Dr. Kathrin Wolf vom Institut für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München, werteten die Daten von über 100.000 Teilnehmern aus. Bei Studieneinschluss waren alle Studienteilnehmer herzgesund. In einem Beobachtungszeitraum von im Mittel 11,5 Jahren wurden Daten zu Ereignissen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung gesammelt und mit Konzentrationen von unter dem Begriff Feinstaub zusammengefassten Luftpartikeln mit einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ( PM10) bzw. lungengängigen Partikeln kleiner als 2.5 Mikrometer (PM2.5) und Stickstoffoxiden (NOx) am Wohnort verglichen.

    Insgesamt erlitten 5.157 Personen während der Studienphase einen Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris (Brustenge), beides Erkrankungsbilder, die durch eine Verkalkung der Herzkranzgefäße hervorgerufen werden. Ein Anstieg der jährlichen Konzentration von PM2.5 um 5 µg/m³ bzw. von PM10 um 10 µg/m³ in der Luft führte zu einem um 13 bzw. 12 Prozent erhöhten Herzinfarkt-Risiko. Ein Risiko durch erhöhte Feinstaubbelastung trat auch bereits dann auf, wenn die Partikelkonzentrationen unterhalb der EU-weiten Grenzwerte von 25 µg/m³ für PM2.5 und 40 µg/m³ für PM10 lagen.

    „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Feinstaubbelastungen ein deutliches Gesundheitsrisiko darstellen – und zwar ein größeres als bisher angenommen“, erklärt Letztautorin der Studie Peters. „Besonders alarmierend sind die Gesundheitsschädigungen bereits unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte. Die Studie unterstützt daher die Forderungen, diese Grenzwerte abzusenken.“

    Umweltfaktoren und Lebensstil tragen wesentlich zu der Entstehung weit verbreiteter Erkrankungen in Deutschland, wie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus, bei. Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.

    Videobeitrag: Prof. Annette Peters spricht über gesundheitliche Risiken der Feinstaubbelastung - Link zum Video: http://www.helmholtz-muenchen.de/mediencenter/filme/forschung/index.html#!pretty...

    Weitere Informationen

    Original-Publikation:

    Cesaroni, G. et al. (2014), Long-term exposure to ambient air pollution and incidence of acute coronary events -Analysis of eleven European cohorts from the ESCAPE Project, The British Medical Journal, doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f7412

    Link zur Fachpublikation: http://www.bmj.com/content/348/bmj.f7412

    Link zum Editorial des BMJ: http://www.bmj.com/content/348/bmj.g40

    Link zur Pressemitteilung des BMJ: http://www.bmj.com/press-releases/2014/01/21/long-term-exposure-air-pollution-li...

    * ESCAPE: Die European Study of Cohorts for Air Pollution Effects untersucht gesundheitliche Langzeit-Effekte von Luftschadstoffen in europäischen Bevölkerungskohorten. http://www.escapeproject.eu

    Eine solche Studienkohorte ist die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA). Sie untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.

    Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.

    Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.

    Fachlicher Ansprechpartner

    Prof. Annette Peters,
    Institut für Epidemiologie II,
    Tel. -4566
    E-Mail: peters@helmholtz-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteil...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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