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Wissenschaft
Zwei Sonderforschungsbereiche (SFBs) an der Saar-Uni befassen sich mit dem Thema Signalübertragung in Zellen: Wie gelangt ein Nervenreiz von einer Zelle zur nächsten? Welche Rolle spielt Calcium für den gezielten Tod von Krebszellen? Solchen Fragen gehen die Wissenschaftler an der Saar-Uni nach. Beide Forschergruppen treffen sich am 12. März, um sich gegenseitig über den Stand ihrer Forschungen zu informieren. Zu Gast sind auch drei weltweit führende Wissenschaftler aus den USA, Italien und Schweden, die auf dem Gebiet des „Molekularen Signaling“ forschen. Dieses Forschungsgebiet wurde in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates ausdrücklich als Stärke der Saar-Uni hervorgehoben.
Calcium ist ein wichtiges Mineral und eine Grundsubstanz der Knochen und Zähne. Darüber hinaus ist es aber auch der wahrscheinlich wichtigste Botenstoff in allen Zellen. Calcium steuert viele wichtige Körperfunktionen wie Muskelkontraktion, Herzfunktion, Energieproduktion, Übertragung im Nerven- und Immunsystem, Zellvermehrung, aber auch den Zelltod. Dafür muss das der Stoff bei diesen Zellfunktionen Signale unseres Körpers miteinander abgleichen. Aber wie kann er so viele verschiedene teilweise gegensätzliche Funktionen parallel steuern?
Diesen integrativen Aspekt des Calciums zu verstehen, ist eines der wesentlichen Ziele des SFB 894. Der Botenstoff hat die Eigenschaft, viele Signale zu verarbeiten und in die gewünschte Zellfunktion umzusetzen. Dabei werden komplexe Änderungen der Calciumkonzentration an verschiedenen „Orten“ einer Zelle zu verschiedenen Zeiten generiert, welche dann von Calcium bindenden Proteinen ausgelesen und in Zellfunktionen umgesetzt werden. Ein simples Molekül entscheidet also über lebensnotwendige Zellfunktionen. Dabei geht das Calcium von einem relativen Gleichgewichtszustand in einen vorübergehenden Ungleichgewichtszustand über. Welche physikalischen Regeln solchen Prozessen fern des Gleichgewichts in lebenden biologischen Systemen zugrunde liegen, untersuchen die Wissenschaftler im SFB 1027.
Für das gemeinsame Symposium beider SFBs konnten die Forscher drei weltweit führende Wissenschaftler gewinnen. Professor Stefan Feske (New York, USA) und Mitarbeiter haben eine lange gesuchte Klasse von Calciumkanälen erstmals molekular beschrieben, während Professor Rosario Rizzuto (Padua, Italien) und Mitarbeiter den wichtigsten Calciumkanal in den Mitochondrien, den „Kraftwerken der Zellen“, erstmals beschrieben haben. Beides sind sehr wesentliche Entdeckungen und wurden in der führenden Wissenschaftszeitschrift „Nature“ publiziert. Der dritte Redner, Professor Yenan Bryceson (Stockholm, Schweden), ist einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der immunologischen Zytotoxizität, durch die unter anderem Krebszellen vom Immunsystem abgetötet werden. Er beschäftigt sich in seinen hochrangig publizierten Arbeiten mit einer calciumabhängigen Zellfunktion: der Freisetzung giftiger Substanzen aus Immunzellen zur Abtötung von Krebszellen oder von Viren befallenen Zellen.
Auf einen Blick:
Was?
Integratives Symposium der SFBs 894 „Ca2+-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen“ und 1027 „Physikalische Modellierung von Nichtgleichgewichts-Prozessen in biologischen Systemen”
Titel: SFB 894 & SFB 1027 Joint Meeting „Integratives Calcium: Orai, mitochondriale Calcium Kanäle, und Zytotoxizität“
Wann?
12. März 2014
13 Uhr
Campus Homburg, Geb. 59, Robert-Stämpfli-Hörsaal
Hintergrund:
Über den SFB 894: Calcium-Ionen gehören zu den wichtigsten Signalmolekülen im menschlichen Körper. Sie sind von zentraler Bedeutung für den Empfang, die Umwandlung und die Weitergabe von Informationen innerhalb einer Zelle und für die Funktion ganzer Organe. Die Wirkung und die Bedeutung dieser Signale untersuchen Wissenschaftler verschiedener Homburger Institute seit 2011 im Sonderforschungsbereich 894 „Ca2+-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sprecher des SFB ist Jens Rettig, Professor für Physiologie an der Saar-Uni. Der SFB 894 teilt sich in 15 Teilprojekte und drei Plattformprojekte auf.
Über den SFB 1027: Wie funktionieren grundlegende Prozesse in Zellen? Dieser Frage gehen Wissenschaftler im Sonderforschungsbereich 1027 „Physikalische Modellierung von Nichtgleichgewichts-Prozessen in biologischen Systemen” an der Uni des Saarlandes nach. Die Physiker, Mediziner, Biologen und Bioinformatiker untersuchen zum Beispiel grundlegende physikalische Mechanismen von Zellbewegungen oder die Anhaftung von Bakterien an Oberflächen. Aus den Erkenntnissen über die Zell-„Mechanik“ möchten die Forscher Grundprinzipien zellulärer Prozesse ableiten. Start des SFB 1027 war am 1. Januar 2013. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den SFB über vier Jahre mit 7,6 Millionen Euro. Sprecher des SFB ist Professor Heiko Rieger. Der theoretische Physiker von der Universität des Saarlandes ist einer von neun Physikern der Saar-Uni, die zusammen mit 15 Medizinern, Biologen und Bioinformatikern diesen Fragestellungen nachgehen. Die Wissenschaftler aus forschen in 17 Teilprojekten.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jens Rettig (Sprecher SFB 894)
Tel.: (06841) 16-26485
E-Mail: jrettig@uks.eu
Prof. Dr. Heiko Rieger (Sprecher SFB 1027)
Tel.: (0681) 302-3969
E-Mail: h.rieger@mx.uni-saarland.de
http://sfb894.uni-saarland.de/start/
http://idw-online.de/de/news508219
http://idw-online.de/de/news397672
http://www.uni-saarland.de/aktuelles/presse/campus-magazin/2011/august-ausgabe/a...
Jens Rettig ist Sprecher eines der beiden Sonderforschungsbereiche, deren Wissenschaftler sich am 12 ...
Foto: Oliver Dietze
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Heiko Rieger ist Sprecher eines der beiden Sonderforschungsbereiche, deren Wissenschaftler sich am 1 ...
Foto: Oliver Dietze
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin, Physik / Astronomie
regional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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