idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.01.2003 14:15

Der Guerrillero - vom Befreiungskämpfer zum Terroristen?

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Ringvorlesung mit Prof. Dr. Peer Schmidt am 14.1.03, 18.00 Uhr, Rathausfestsaal.

    Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 fand bei der Charakterisierung der Attentäter neben dem Begriff "Terrorist" auch der Begriff Guerrillero Verwendung, mit dem die kulturell-religiös motivierten Attentäter in einer historischen Kontinuität zu stehen scheinen. Der Vortrag "Der Guillerro - vom Befreiungskämpfer zum Terroristen?" von Prof. Dr. Peer Schmidt im Rahmen der Ringvorlesung am Dienstag, dem 14. Januar 03 geht der Frage nach, ob diese Gleichsetzung von Guerrillero und Terrorist aus historischer Perspektive gerechtfertigt ist. "Bei aller Vielschichtigkeit der Guerrillabewegungen eint die "klassische Guerrilla der Moderne" ihr Zusammenhang mit Staats- und Nationsbildungsprozessen, die sich erstmals im atlantischen Raum ab 1776 in den USA herausgebildet haben", so Schmidt. Der Guerrillero sei stets als ein "bewaffneter Politiker" anzusehen, der, wenn die politischen Bedingungen es ermöglichen, vom bewaffneten Kampf Abstand nehme, um sich in das politische System einzugliedern.

    "In dem Maße, in dem die Staats- und Nationsbildung abgeschlossen wurde, in dem sich auch in den Ländern der Dritten Welt die Gesellschaften - wenn auch nur ansatzweise - modernisierten und an gesellschaftlicher Komplexität gewannen und in dem z. B. in Lateinamerika die Demokratisierung seit Mitte der 1980er einsetzte, verlor diese "klassische moderne Guerrilla" ihre Basis und Wirkung". Dies habe die zweite Guerrillageneration, die sogenannte Stadtguerrilla, in Lateinamerika in 1960er Jahren erfahren müssen, die ebenso verzweifelt, wie ihre europäischen Nachahmer - die RAF und die brigati rossi - versuchten, jene Massenmobilisierung zu erreichen, die der "klassischen Guerrilla" selbstverständlich war.

    "Mit dem politischen Kampf der Guerrilla haben die Attentäter des 11. September nichts gemein und sind folglich nicht mit ihr in eine historische Linie zu stellen", ist Prof. Schmidt überzeugt. Was bleibe, sei eine "sowohl semantische als auch definitorische, aber auch strategische Unsicherheit, wie mit dem neuen Phänomen des gegenwärtigen Terrorismus adäquat umzugehen ist".

    Peer Schmidt ist seit 1999 an der Universität Erfurt als Professor für lateinamerikanische und südwesteuropäische Geschichte tätig. Der 43-jährige, gebürtige Nürnberger studierte zunächst Geschichte, Politikwissenschaft und Romanistik an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Köln, Hamburg und Sevilla, promovierte 1989 in Hamburg und habilitierte 1996 an der Katholischen Universität Eichstätt mit einer Arbeit zum "Spanischen Weltreich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges". Neben der mexikanischen und spanischen Geschichte zählen Probleme des liberalen Verfassungsstaates im Lateinamerika des 19. Jahrhunderts sowie die Ideengeschichte der iberischen Welt im 17. bis 19. Jahrhundert zu seinen Arbeits- und Forschungsgebieten.

    Die fünfte öffentliche Ringvorlesung der Universität Erfurt im Wintersemester 2002/03 widmet sich dem Thema "Gewalt und Terror". Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V., der Stadtverwaltung Erfurt und der Thüringischen Landeszeitung veranstaltete populäre Vortragsreihe bietet in 14 Veranstaltungen im Erfurter Rathausfestsaal, Beginn jeweils 18.00 Uhr, ein Vortrags- und Diskussionspodium mit Professoren mehrerer deutscher Universitäten sowie Landes- und Bundespolitikern.

    Die für den 21.1.03 angekündigte Vorlesung mit Prof. Herz muss leider verschoben werden. Ein neuer Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben!

    Nächster Vortrag in der Reihe: 28.01.2003; 18.00 Uhr; "Gewalt in Nahost: Die arabische Perspektive"; Prof. Dr. Birgit Schäbler, Universität Erfurt; Rathausfestsaal; Fischmarkt 1


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).