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Wie die deutsche Verwaltungssprache einfacher und verständlicher wird, zeigt der "Leitfaden zur bürgernahen Verwaltungssprache", den das Germanistische Institut der RUB zusammen mit der Stadt Bochum entwickelt hat. Er ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts und enthält nützliche Tipps für die tägliche Arbeit.
Bochum, 13.01.2003
Nr. 8
Alte Zöpfe abschlagen
Leitfaden der bürgernahen Verwaltungssprache erschienen
RUB-Forschungsprojekt mit Stadt Bochum abgeschlossen
"Die Bauaufsichtsbehörde hat bei der Entscheidung über die Zulässigkeit eines Bauvorhabens die rechtlichen Belange und die Interessen des Antragstellers, der Nachbarn und der Allgemeinheit gegeneinander abzuwägen": Mit solchen Formulierungen traktieren deutsche Verwaltungen täglich Bürgerinnen und Bürger. Dass es auch anders geht, zeigt der "Leitfaden zur bürgernahen Verwaltungssprache", den das Germanistische Institut der RUB (Prof. Dr. Hans-Rüdiger Fluck, Angewandte Linguistik) zusammen mit der Stadt Bochum entwickelt hat. Er ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts und enthält nützliche Tipps, wie Verwaltungstexte einfacher und verständlicher werden.
Weg mit dem "Amtsdeutsch"
Das Sozialamt, das Bauordnungsamt, das Rechtsamt und Organisations- und Personalentwicklung der Stadtverwaltung Bochum beteiligten sich an dem Projekt, das im März 2000 begann. Insgesamt 72 Schreiben haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Unterstützung der RUB-Germanisten auf Herz und Nieren geprüft und gemeinsam Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Das Rechtsamt prüfte jeweils, ob die Änderungen rechtlich einwandfrei sind. Im Dezember 2000 zeigte eine exemplarische schriftliche Befragung von Bürgerinnen und Bürgern, dass die verbesserten Texte verständlicher und bürgernäher sind. Der Leitfaden wurde Ende 2002 fertig gestellt und basiert auf diesen Erkenntnissen, geplant sind zudem begleitende Fortbildungen, die helfen sollen, die Empfehlungen in die tägliche Praxis umzusetzen.
Oberstes Gebot: verständlich und serviceorientiert
Die Tipps zum einfachen Schreiben schlagen nun alte Zöpfe in der Verwaltungssprache ab. Oberstes Gebot im neuen Schreibstil sind Verständlichkeit und Serviceorientierung, außerdem sollen die Texte die Beziehung zwischen Bürgern und Verwaltung fördern, statt Obrigkeit zu vermitteln oder gar überheblich zu wirken: Die Bürgerin, der Bürger steht im Mittelpunkt. Mit einem aktiven Schreibstil, persönlicher Ansprache und Höflichkeit sollen die Schreiben auf die individuelle Situation eingehen. Serviceorientiert zu schreiben, bedeutet z. B. Tipps und Hinweise zu den jeweiligen Verwaltungsverfahren zu geben, Personen und Stellen konkret zu benennen, die Auskunft geben können, oder relevante Gesetzestexte auszugsweise mitzuliefern und zu erläutern.
Einfach schreiben
Wie sehen verständliche Verwaltungstexte aus? Die Projektpartner haben Grundregeln zusammengestellt, die im Zusammenspiel mit dem Servicecharakter und der Bürgernähe einen guten Text ausmachen: Fachwörter vermeiden oder erklären, abstrakte Vorgänge mit Beispielen veranschaulichen, Abkürzungen ausschreiben, lange und komplizierte Sätze vermeiden, ebenso "Bandwurmwörter" oder den typischen Hauptwortstil. Der Leitfaden bietet Beispieltexte aus der Praxis und enthält Literaturhinweise zum Thema Sprache in der Verwaltung.
Bestelladresse
Der Leitfaden ist bei der Stadt Bochum, Amt 11 VR, 44777 Bochum, erhältlich.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Hans-Rüdiger Fluck, Germanistisches Institut, Fakultät für Philologie der RUB, Tel. 0234/32-25099, Fax: 0234/32-14254, E-Mail: hans-r.fluck@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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