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Wissenschaft
Befindet sich der Mensch in einem Entscheidungskonflikt, dann ist in seinem Gehirn ein bestimmtes Steuerungszentrum aktiv. Bei schizophrenen Patienten liegt dort eine Störung vor, wie Wissenschaftler von der Uni Würzburg bestätigen konnten. Diese Erkenntnis bietet die Chance, die medikamentöse Behandlung schizophrener Erkrankungen weiter zu verbessern.
Messungen der elektrischen Hirnströme weisen nämlich darauf hin, dass nicht alle Medikamente, die zur Behandlung schizophrener Patienten eingesetzt werden, die gestörte Hirnfunktion normalisieren. "Bei einer Bestätigung dieser Befunde könnte man also in Zukunft über eine Messung der Hirnfunktion ganz individuell bestimmen, welche Medikamente bei einem Patienten wirken und so die Behandlung verbessern", sagt Privatdozent Dr. Andreas Fallgatter, der an der Würzburger Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie das Labor für Klinische Neurophysiologie leitet.
Um den Einfluss der Therapie auf die Funktionsstörung des Gehirns weiter zu untersuchen, erhält Dr. Fallgatter eine finanzielle Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Für diese und ähnliche Studien sucht sein Labor immer wieder gesunde Probanden jeden Alters als Vergleichspersonen. Interessenten können sich telefonisch melden unter (0931) 201-77440.
Was wird bei diesen Untersuchungen gemacht? Viele Schwierigkeiten, die schizophrene Patienten beim Denken, Fühlen und Handeln haben, sind auf Fehlfunktionen bestimmter Hirngebiete zurückzuführen. Die Wissenschaft versucht darum, diese Fehlfunktionen mit möglichst einfachen und nebenwirkungsfreien Methoden sichtbar zu machen: Hierfür ist die Messung der elektrischen Hirnströme mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) geeignet.
Eine wichtige und bei schizophrenen Patienten häufig beeinträchtigte Hirnfunktion betrifft Situationen, in denen eine Entscheidung darüber fallen muss, welche von zwei Handlungsmöglichkeiten ausgeführt werden soll. An diesem Entscheidungsprozess ist das so genannte anteriore Cingulum, ein wichtiges Steuerungszentrum im Vorderhirn des Menschen, wesentlich beteiligt.
Ein solcher Entscheidungskonflikt kann im Experiment ganz einfach provoziert werden: Die Testpersonen bekommen auf einem Bildschirm nacheinander verschiedene Buchstaben gezeigt. Immer wenn ein O erscheint, sollen sie sich darauf vorbereiten, möglichst schnell eine Antworttaste zu drücken. Das darf aber erst dann ausgeführt werden, wenn auf das O ein X folgt. Erscheint nach dem O ein anderer Buchstabe, dann müssen die Testpersonen die gedanklich schon vorbereitete Aktion unterdrücken.
Mit EEG-Messungen an gesunden Versuchspersonen haben die Würzburger Wissenschaftler gezeigt, dass das Unterdrücken der vorbereiteten Reaktion nicht einfach ein passives Unterlassen ist. Vielmehr handelt es sich um eine aktive Hirnfunktion, bei der sich die hirnelektrische Aktivität deutlich anders über das Gehirn verteilt als dann, wenn die vorbereitete Reaktion tatsächlich ausgeführt wird.
Darüber hinaus haben Dr. Fallgatter und sein Team nachgewiesen, dass der Entscheidungskonflikt beim Unterdrücken der Aktion zu einer stabilen und gut reproduzierbaren elektrischen Aktivität im anterioren Cingulum führt. Schizophrene Patienten zeigten bei dem Test eine Fehlfunktion dieses Steuerungszentrums.
Weitere Informationen: PD Dr. Andreas Fallgatter, T (0931) 201-77650, Fax (0931) 201-77550, E-Mail:
afallgat@mail.uni-wuerzburg.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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