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Abwärtsstrudel bei anhaltender Wirtschaftskrise in Japan
Das wirtschaftliche Wachstum Japans könnte durch einen weiteren Abbau von Regulierungen in einer Reihe von Sektoren gefördert werden. Das durch Deregulierung zu "aktivierende" Wachstumspotential wird namentlich für die Elektrizitätswirtschaft, den Handel, den Luft- und Straßentransport und den Bereich der Telekommunikation für eine mittlere bis längere Frist auf 6 % geschätzt, schreibt Dr. Günter Weinert vom HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg über die Wirtschaftskrise in Japan in der neuesten Ausgabe der Institutszeitschrift WIRTSCHAFTSDIENST.
Deregulierungen und Strukturreformen seien um so wichtiger, als Japan zu den Volkswirtschaften mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen zähle. Die reichen Volkswirtschaften seien zur Förderung des Wachstums insbesondere auf Innovationen angewiesen. Als ergiebigstes Verfahren für einen erfolgreichen Suchprozeß habe sich der Wettbewerb erwiesen. Ein adäquater Ordnungsrahmen dürfte das Wachstum in Japan um so mehr fördern, als die hierfür notwendigen Voraussetzungen an Humankapital zweifellos gegeben seien.
Von fundamentalen strukturellen Anpassungen und Reformen gingen kurzfristig zwar im allgemeinen dämpfende Wirkungen auf die Gesamtwirtschaft aus. Nur mit einem glaubwürdigen Ansatz zur Überwindung der grundlegenden Probleme sei es aber möglich, das Vertrauen der Wirtschaftssubjekte zurückzugewinnen. Bis dahin bleibe die Makropolitik in ihrer Wirkung eingeschränkt. Die Rückkehr zu "normalen" Reaktionen dauere erfahrungsgemäß einige Zeit. Nicht zuletzt wegen des ohnehin erheblichen Risikos einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche muß die Geldpolitik in Japan expansiver ausgerichtet werden, als wenn der Transmissionsprozeß "normal" funktionieren würde., schreibt der HWWA-Experte weiter. Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage seien dabei unter Umständen auch mittelfristige inflationäre Risiken in Kauf zu nehmen.
Dies gälte um so mehr, als die Rückkehr der japanischen Wirtschaft auf einen Expansionspfad auch für Ostasien, letztlich sogar für die Weltwirtschaft, wichtig sei. Die realwirtschaftliche Krise habe ihren Höhepunkt in den ostasiatischen Schwellenländern kaum schon erreicht. Eine Erholung sei ohne eine Lokomotive Japan, das Gravitationszentrum der Region, besonders schwierig. Fällt sie noch auf längere Sicht aus, besteht die Gefahr eines weiteren Abwärtsstrudels, insbesondere bei einer in diesem Fall zu erwartenden Fortsetzung der Yen-Schwäche. Auch der Kurs der chinesischen Währung wäre dann kaum zu halten. Von einem Abwertungswettlauf in Asien aber würden merkliche Beeinträchtigungen auch für die übrige Welt ausgehen.
Hamburg, 21.07.98 Telefon 040 35 62 354
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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