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Wiesbaden – Ein Spray für die Darmschleimhaut könnte bei Menschen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung künftig schon vor Behandlungsbeginn anzeigen, ob der Einsatz bestimmter Medikamente erfolgreich ist. Für diese Erkenntnisse würdigt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) den Internisten Professor Dr. med. Raja Atreya aus Erlangen jetzt mit dem Theodor-Frerichs-Preis. Die Auszeichnung ist mit 30 000 Euro dotiert. Die DGIM verlieh den Preis am 27. April 2014 im Rahmen der Festlichen Abendveranstaltung anlässlich des 120. Internistenkongresses im Wiesbadener Kurhaus.
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung von Dünn- und Dickdarm. Die Betroffenen leiden immer wieder unter starken Bauchschmerzen und Durchfällen. Die chronische Entzündung hinterlässt große Narben im Darmgewebe. Zwar gibt es Medikamente – teure Antikörperpräparate, die gegen den Signalstoff „Tumornekrosefaktor alpha (TNF)“ wirken. Jedoch helfen sie nur jedem zweiten Patienten. Alle anderen ziehen keinen Nutzen aus der Therapie, sind aber den möglichen Nebenwirkungen ausgesetzt: Infektionen, Allergien und körperliche Abwehrreaktionen. Der 39-jährige Internist Professor Raja Atreya, seit 2010 Juniorprofessor für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen an der Universität Erlangen, hat einen Weg gefunden, die Medikamente gezielter einzusetzen.
Er legte die Annahme zugrunde, dass die Antikörpermedikamente nur dann wirken, wenn sie in der Darmschleimhaut ihr Angriffsziel finden. Also koppelte er den Antikörper an einen fluoreszierenden Farbstoff. Die Substanz testete er zunächst umfassend labormedizinisch, anschließend an 25 Patienten mit Morbus Crohn, denen eine Therapie bevorstand: Während einer Darmspiegelung brachte er das Spray von innen auf die erkrankte Darmschleimhaut aus. Bei der Hälfte der Probanden färbte sich die Schleimhaut an – ein Zeichen für den Signalstoff TNF. Um die Antikörper sichtbar zu machen, verwendeten die Erlanger Mediziner ein konfokales Laser-Endomikroskop. Darüber können sie die Schleimhaut stark vergrößert betrachten. Bei den positiv getesteten Patienten ließ sich das Ergebnis im Anschluss durch einen TNF-Blocker bestätigen.
„Zwar muss das Therapieprinzip an größeren Patientenkollektiven mit längeren Verlaufsphasen reevaluiert werden“, sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. „Trotzdem zeigt die Arbeit wie selten eine andere, dass eine intensive und langjährige Grundlagenforschung zur Translation in die Praxis gelangen kann.“ Die Jury der DGIM hob anerkennend den konsequenten Weg hervor von den Beobachtungen der molekularen und zellulären Vorgänge bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, über die Identifikation von TNF als wichtigem Mittler hin zur Entwicklung eines im Patienten anwendbaren Antikörpers. „Besser kann die von zahlreichen Wissenschaftlern, aber auch von Wissenschaftsmanagern geforderte, translationale Medizin nicht unter Beweis gestellt werden“, betont Professor Fölsch.
Zusammenfassend betont die Jury, dass Atreya eine herausragende Arbeit vorgelegt hat. Es stehe zu erwarten, dass Patienten mit Morbus Crohn von diesen Erkenntnissen in naher Zukunft profitieren. Der DGIM-Preis ist nach dem Internisten Friedrich Theodor von Frerichs benannt, dem Präsidenten des ersten Deutschen Kongresses für Innere Medizin im Jahr 1882. Mit dem Preis würdigt die DGIM die beste zur Bewerbung eingereichte, möglichst klinisch-experimentelle Arbeit auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum. Die Fachgesellschaft verleiht die Auszeichnung jährlich im Rahmen der Festlichen Abendveranstaltung ihrer Jahrestagung in Wiesbaden.
Literatur:
Atreya R1, Neumann H1, Neufert C1, Waldner MJ1, Billmeier U1, Zopf Y1, Willma M1, App C2, Münster T3, Kessler H4, Maas S5, Gebhardt B5, Heimke-Brinck R6, Reuter E6, Dörje F6, Rau TT7, Uter W8, Wang TD9, Kiesslich R10, Vieth M11, Hannappel E2, Neurath MF1. In vivo imaging using fluorescent antibodies to tumor necrosis factor predicts therapeutic response in Crohn's disease. Nature Medicine 2014; 20(3): 313-8
Pressekontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Pressestelle
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Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
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