idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.01.2003 11:06

Sterbehilfe für Tumorzellen

Dr. Kurt Begitt Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Molekül vom "Reißbrett" -soll gestörtes Zelltod-Programm
    von Tumoren wieder in Schwung bringen

    Die Bereitschaft einer Zelle, auf Befehl abzusterben, ist eine wichtige Voraussetzung für die Lebensfähigkeit eines vielzelligen Organismus. Dieser Apoptose genannte Prozess spielt z.B. bei der embryonalen Entwicklung, aber auch als Schutz gegen entartete Zellen eine bedeutende Rolle. Dabei sterben die Zellen nicht einfach unkontrolliert ab, sondern folgen einem streng geordneten Programm. Gerät in diesem komplexen Regelkreis etwas durcheinander, können schwere Erkrankungen entstehen. So stehen etwa bestimmte Krebsarten in engem Zusammenhang mit einer gehemmten Apoptose. Ein Team um Andrew Hamilton von der Yale University in New Haven hat einen Wirkstoff entwickelt, der das Apoptose-Programm von Tumorzellen wieder in die richtigen Bahnen lenken und die Basis für ein neuartiges Medikament bilden könnte.
    Leben und Sterben einer Zelle hängen vom richtig austarierten Verhältnis einer ganzen Gruppe von Proteinen ab. Da gibt es beispielsweise das Apoptose-fördernde Protein Bak und einen seiner Gegenspieler, das Protein Bcl-xL. Wenn der Apoptose-Hemmer Bcl-xL an Bak bindet, kann dieses seine Wirkung nicht entfalten. In bestimmten Krebszellen wird viel zuviel Bcl-xL gebildet. Auch wenn ein Apoptose-Befehl die Zelle erreicht, findet keine Apoptose statt, da so gut wie kein freies Bak vorliegt. Hamilton und Mitstreiter wollen das überschüssige Bcl-xL abfangen. Dazu suchten sie einen Wirkstoff, der an Bcl-xL andockt und das gebundene Bak freisetzt.
    Ein gezieltes Strukturdesign verhalf den Yale-Forschern zum Erfolg. Es gelang ihnen, eine Verbindung wie am Reißbrett zu entwerfen: Diese ahmt diejenige Domäne des Bak-Proteins strukturell nach, die bei der Kopplung an Bcl-xL in dessen Bindetasche eingepasst wird. Besagte Domäne ist spiralig zu einer so genannten alpha-Helix aufgewunden, ein Strukturelement, das bei Proteinen sehr häufig vorkommt. Auf einer Seite dieser Helix spreizen sich spezielle Seitenketten ab, die für die Bindung innerhalb der Bindetasche verantwortlich sind. Anstatt der Protein-Helix konstruierte die Hamilton-Gruppe ein flaches Rückgrat aus drei über Amid-Bindungen verknüpften, stickstoffhaltigen Kohlenstoff-Ringen. An jeden Ring hängten sie eine kurze Seitenkette an - in ihren Eigenschaften und ihrer Positionierung drei der Protein-Seitenketten ähnlich. Computersimulationen ergaben, dass die Reißbrett-Verbindung genau in die Bindetasche von Bcl-xL passt. Und tatsächlich konnte im Laborversuch der neue Wirkstoff das Apoptose-Protein Bak aus der Bindung mit Bcl-xL verdrängen.

    Kontakt: Prof. A. D. Hamilton
    Department of Chemistry
    Yale University
    P.O. Box 208107
    New Haven
    CT 06520-8107
    USA

    Fax: (+1) 203-432-6144

    E-mail: andrew.hamilton@yale.edu

    Angewandte Chemie Presseinformation Nr. 05/2003
    Angew. Chem. 2003, 115 (5), 553 - 557

    l ANGEWANDTE CHEMIE
    Postfach 101161
    D-69451 Weinheim
    l Tel.: 06201/606 321
    l Fax: 06201/606 331
    l E-Mail: angewandte@wiley-vch.de
    l http://www. angewandte.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).