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Wissenschaft
Historiker der Universität Jena legt Buch über Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert in Deutschland und Österreich vor
Leopold von Ranke, Johann Gustav Droysen und Theodor Mommsen gehören zu den großen deutschen Historikern der Neuzeit. Ihr Wirken markiert den Übergang von der traditionellen Geschichtsschreibung hin zu einer modernen Geschichtsforschung heutiger Prägung in Deutschland. Doch wie entwickelte sich das Fach Geschichte in Österreich?
„Auch in Österreich gibt es prägende Figuren, die die Geschichtswissenschaft in die Moderne führten“, sagt Prof. Dr. Klaus Ries von der Universität Jena. Gemeinsam mit der Wiener Fachkollegin Christine Ottner, die eine Tagung zu diesem Thema an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisierte, hat der Jenaer Historiker erstmals einen systematischen Ländervergleich Deutschland-Österreich unternommen. Die Ergebnisse liegen nun vor in dem Buch „Geschichtsforschung in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert. Ideen – Akteure – Institutionen“. Erschienen ist es als Band 48 der Reihe „Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte“, die von Rüdiger vom Bruch und Lorenz Friedrich Beck herausgegeben wird.
Den zeitlichen Rahmen der Untersuchung steckt das sogenannte „lange 19. Jahrhundert“ ab. Das heißt, die Untersuchung setzt bereits um 1770 ein und reicht bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Die bekanntesten Historiker und Kulturwissenschaftler Österreichs in jener Epoche sind Joseph von Hammer-Purgstall, Wáclaw Wladiwoj Tomek und Julius Ficker.
„In Österreich spielte die Akademie zunächst eine größere Rolle als in Deutschland, bevor sich dann kooperative und konkurrierende Organisationsformen mit der Universität entwickelten“, konstatiert Prof. Ries. Die ursprünglich als Zusammenschluss von Privatgelehrten gegründete Akademie habe wichtige Schrittmacherdienste geleistet, die moderne Geschichtswissenschaft zu etablieren. In Deutschland dagegen seien die Universitäten der Motor dieser Entwicklung gewesen.
Ideengeschichtlich stand der Historismus Pate, als die Geschichte zu einer Wissenschaft avancierte. Jene Strömung in Geschichtswissenschaft und Philosophie hob die Geschichtlichkeit des Menschen hervor und beurteilte Institutionen und Ideen wie Staat und Nation nicht als rationale Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse, sondern als organische, geschichtlich hervorgebrachte Phänomene. Im Historismus stand die Individualität der einzelnen Epochen und Geschehnisse im Vordergrund.
Klaus Ries selbst sowie der renommierte Historismus-Forscher Otto Gerhard Oexle unternehmen es in dem neuen Buch, den Historismus neu zu bewerten. Ihre Erkenntnis: Der Historismus sei als Projekt der Aufklärung und ihres Geschichtsverständnisses zu deuten. Prof. Ries zieht deshalb eine Linie von Montesquieu über Kant zu Schiller. In Österreich hingegen hat man die Frage nach der Bedeutung des Historismus lange Zeit überhaupt nicht gestellt. Auch sie wird in dem vorliegenden Band eingehend behandelt.
Bibliographische Angaben:
Christine Ottner, Klaus Ries (Hg.): „Geschichtsforschung in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert. Ideen – Akteure – Institutionen“, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014, 304 Seiten, 56,00 Euro, ISBN: 978-3-515-10671-9
Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Ries
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944983
E-Mail: Klaus.Ries[at]uni-jena.de
Das Cover der neuen Publikation.
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Geschichte / Archäologie
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