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Wissenschaft
Täglich infizieren sich Menschen mit teilweise resistenten und gleichzeitig lebensgefährlichen Keimen im Krankenhaus. Der Anteil der Bakterien, die gegen Breitspektrum-Antibiotika unempfindlich sind, habe in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen, warnen Infektiologen. Eine neue Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften soll die Verbreitung resistenter Keime jetzt aufhalten. Sie gibt Empfehlungen, die in anderen Ländern, wie den USA, den Niederlanden oder Schweden längst Standard sind. Über neue Ursachen der zunehmenden Resistenzen diskutieren Infektiologen und Virologen auf der Kongress-Pressekonferenz anlässlich des KIT 2014 am 26.6.14.
Mit der neuen Leitlinie wollen Infektiologen und Mikrobiologen Ärzte in Krankenhäusern beim sachgemäßen Umgang mit Antibiotika unterstützen. Die Grundlage ihrer Empfehlung ist die Bildung eines interdisziplinären Antibiotic Stewardship (ABS) Teams, wie es zum Beispiel in den USA bereits etabliert ist. Dem Team sollen ein Infektiologe, ein Fachapotheker sowie Fachärzte für Mikrobiologie und der Hygieneverantwortliche des Krankenhauses angehören. Diese Teams erstellen lokal umsetzbare Leitlinien zum Antibiotikaeinsatz im Haus und sorgen für die Aufklärung und Fortbildung des Krankenhauspersonals. Zusätzlich erheben sie Daten und Statistiken zum Antibiotikaverbrauch sowie zu Infektionen und Resistenzentwicklungen in deutschen Kliniken. „Oft genug kommt es vor, dass Ärzte selbst Patienten mit einer Erkältung gleich ein Breitspektrum-Antibiotikum verschreiben“, erklärt Professor Dr. med. Winfried Kern, Initiator der Leitlinie, die interdisziplinär mit Kollegen aus Deutschland und Österreich erstellt wurde. Das sei unnötig, denn eine solche Behandlung begünstige nicht nur die Entwicklung resistenter Keime, sondern gefährde auch das Wohl des Patienten. „Ursachen für die zunehmenden Resistenzen liegen auch im großflächigen Antibiotikaeinsatz in der Tiermast und dem leichtfertigen Gebrauch in Human- und Veterinärmedizin“, so der Leitende Arzt der Abteilung Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg.
Strategien zur Resistenzbekämpfung sind die Verkürzung der Therapiedauer, die Optimierung der Dosis und die frühe gezielte Behandlung, das heißt der Wechsel vom Breitspektrum-Präparat zu erregerspezifischen Wirkstoffen. Hierzu ist vor allem in den Krankenhäusern mehr erfahrenes und geschultes Personal nötig. Viele Infektionen sind heute so komplex, dass ohne spezielle Expertise am Krankenbett und ohne detaillierte Laborbefunde eine optimale Behandlung nicht mehr gewährleistet werden kann. Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stieg der Anteil der Erreger, die gegen alle Breitspektrum-Antibiotika unempfindlich sind, in den letzten fünf Jahren um 50 bis 200 Prozent. Problematisch ist jedoch auch der Anstieg von Antibiotika-Resistenzen bei ambulanten Patienten. „Zusätzlich steht die Forschung auf dem Gebiet der Neuentwicklung still“, beklagt Professor Kern im Vorfeld des KIT. Seit fast 30 Jahren wurde keine neue Wirkstoffklasse mehr entdeckt und bis zur Anwendung weiterentwickelt. Eine bessere Unterstützung durch Forschungsförderungen wäre wünschenswert, um Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet voranzutreiben.
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Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des
12. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014)
Termin: Donnerstag, 26. Juni 2014, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Gürzenich, Köln, Raum K3 (EG)
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Pressekonferenz anlässlich des
12. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014)
Termin: Donnerstag, 26. Juni 2014, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Gürzenich, Köln, Raum K3 (EG)
Anschrift: Martinstraße 29-37, 50667 Köln
Wenn gegen Infektionen kein Medikament mehr wirkt –
Multiresistente Erreger vermeiden und bekämpfen
Programm
Ziele und Schwerpunkte des 12. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
Professor Dr. med. Jan van Lunzen
Kongresspräsident, Ärztlicher Leiter des Bereichs Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Multiresistente Erreger vermeiden und erfolgreich bekämpfen – Warum Deutschland Infektiologen braucht
Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), Oberarzt der Klinik I für Innere Medizin und der infektiologischen Ambulanz an der Universitätsklinik Köln
Machen Krankenhäuser krank? Was Kliniken über Hygiene lernen und wissen müssen, welches Personal und welche Strukturen sie dafür brauchen
Professor Dr. med. Sebastian W. Lemmen
Vize-Kongresspräsident, Leiter des Zentralbereichs Krankenhaushygiene und Infektiologie an der Universitätsklinik der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen
Neue S3-Leitlinie: Antibiotika im Krankenhaus sinnvoll und sicher anwenden
Professor Dr. med. Winfried V. Kern
Leitender Arzt am Zentrum Infektiologie und Reisemedizin der Medizinische Universitätsklinik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Fußball-WM in Brasilien – und die Erreger reisen mit: – Infektionsgefahren in einer globalisierten Gesellschaft effektiv begegnen
Professor Dr. med. Bernd Salzberger
Oberarzt an der Klinik und Poliklinik Innere Medizin I an der Universitätsklinik Regensburg
Ist AIDS heilbar? HIV-Behandlung zwischen Forschung, Fiktion und Fakten
Professor Dr. med. Jan van Lunzen
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Kontakt für Journalisten:
Kongresspressestelle
12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
Janina Wetzstein/Anna Voormann/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457
Fax: 0711 8931-167
wetzstein@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Pressetermine
Deutsch
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