idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.08.2014 14:26

Ungünstige Bedingungen am Arbeitsplatz können Suizidrisiko erhöhen

Tanja Schmidhofer Pressestelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

    Finden Arbeitnehmer ein hohes Ausmaß an Arbeitsbedingungen vor, die in den Tag-Wach-Rhythmus („chrono-biologisch“) eingreifen oder körperlich belastend sind, kann sich ihr Selbstmordrisiko deutlich erhöhen. Dieser Anstieg ist unabhängig von bekannten Risikofaktoren für suizidale Handlungen. Psychischer Stress am Arbeitsplatz hingegen weist keinen Zusammenhang mit der Suizidhäufigkeit auf. Diese Befunde konnten Forscher aus der Arbeitsgruppe von Prof. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar ermitteln und in der Fachzeitschrift Journal of Psychiatric Research veröffentlichen.

    Während verschiedene Studien in der Vergangenheit zeigen konnten, dass ungünstige Arbeitsbedingen in engem Zusammenhang zu erhöhtem Auftreten von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen stehen, war bislang unklar, inwieweit sich ungünstige Arbeitsbedingungen und beruflicher Stress auch auf das Suizidrisiko auswirken. Hierfür untersuchten Dr. Jens Baumert und Kollegen bei etwa 7.000 Teilnehmern der bevölkerungsbezogenen MONICA/KORA Kohortenstudie prospektiv den Zusammenhang von chrono-biologisch, körperlich und psychosozial belastenden Arbeitsbedingungen sowie beruflichem Stress mit dem Auftreten von Suiziden.
    Das Ergebnis: Ein hohes Ausmaß an chrono-biologisch und körperlich belastenden Arbeitsbedingungen wie beispielsweise Überstunden, Wechselschichten, Akkordarbeit, Lärm oder Schadstoffe erhöht das Risiko für einen Suizid um das fast dreifache. Dies gilt unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Familienstatus, Alkoholkonsum und von weiteren suizid-relevanten Risikofaktoren. Im Gegensatz dazu haben psychosozial belastende Arbeitsbedingungen oder beruflicher Stress keinen oder nur geringen Einfluss auf das Suizidrisiko.
    Die Befunde der Studie lassen den Schluss zu, dass Verbesserungen im Arbeitsumfeld, insbesondere hinsichtlich chrono-biologisch oder körperlich belastender Bedingungen, eine wertvolle Strategie im Hinblick auf die Vermeidung von suizidalen Handlungen von Arbeitnehmern darstellen könnten. Hintergrund für den gezeigten Zusammenhang könnte sein, dass eine Tätigkeit unter dauerhaft chrono-biologisch oder körperlich belastbaren Arbeitsbedingungen Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Resignation bis hin zu „Sich aufgeben“ fördern können, was längerfristig mögliche suizidale Handlungen begünstigen könnte.

    Original-Publikation:
    Baumert J, Schneider B, Lukaschek K, Emeny RT, Meisinger C, Erazo N, Dragano N, Ladwig KH. Adverse conditions at the workplace are associated with increased suicide risk. Journal of Psychiatric Research 57 (2014) 90-95


    Weitere Informationen:

    http://dx.doi.org/10.1016/j.jpsychires.2014.06.007


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).