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Wissenschaft
Forscher der Universität Jena an Ausstellung zum Karlsgraben in München beteiligt
Als vor 100 Jahren der Panama-Kanal in Betrieb genommen wurde, da konnte eine bahnbrechende Leistung gefeiert werden. Die Baustelle besuchte 1906 Theodore Roosevelt und unternahm dazu die erste Auslandsreise eines amerikanischen Präsidenten, was die Bedeutung des Mega-Projektes deutlich macht.
Bereits im 8. Jahrhundert ist ein ähnlich imposantes Vorhaben in Angriff genommen worden: der Karlsgraben sollte Rhein und Donau verbinden. Und auch dieses Jahrhundertprojekt konnte hohen Besuch verzeichnen: Im Jahr 793 kam Karl der Große, der vor 1.200 Jahren starb, zur Baustelle, die er initiiert hatte, um sein Reich besser regieren zu können und den Handel sowie militärische Transporte zu erleichtern. Denn das Straßennetz der römischen Zeit war längst wieder zerfallen.
Doch während es zum Bau des Panama-Kanals zahlreiche Dokumente und Fotos gibt, sind die Fakten zum Karlsgraben wesentlich rarer. Von der Erforschung dieses Projekts, an dem Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt sind, zeugt die Ausstellung „Großbaustelle 793. Das Kanalprojekt Karls des Großen zwischen Rhein und Donau“. Sie wird am 4. September 2014 um 17 Uhr im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München eröffnet und ist dort bis zum 10. Oktober zu sehen.
Eine Ausstellung stellt Fragen
Die Ausstellung führt nicht nur über 1.200 Jahre zurück, sondern geht auch das Wagnis ein, mehr Fragen zu stellen als die Exponate, Bilder, Installationen und Informationstafeln an Antworten geben können: „Die Ausstellung zeigt die bisherigen Ergebnisse der Forschungen und gibt Einblicke in die wissenschaftliche Arbeitsweise“, erläutert der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Ur- und Frühgeschichte Prof. Dr. Peter Ettel. „Sie ist selber wie eine Baustelle gestaltet und zeigt die Baustelle, auf der nachgewiesenermaßen Karl der Große während seiner Weihnachtsreise im Jahr 793 Station gemacht hat.“
Doch viel mehr an Erkenntnissen gaben die Quellen bislang nicht her. Noch ist unbekannt, wie lange dort gebaut wurde, wie viele Menschen zum Einsatz kamen und ob der Kanal überhaupt fertiggestellt wurde. Dies untersucht seit knapp zwei Jahren ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, zu dessen vier Initiatoren Prof. Ettel gehört. Ein internationales Experten-Netzwerk erforscht „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“. Am Teil-Projekt des Karlsgrabens sind u. a. die Unis in Leipzig und Jena, Museen und Denkmalämter beteiligt. Neben Ettels Team sind aus Jena Historiker der Friedrich-Schiller-Universität sowie Geophysiker aus dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT) beteiligt. Denn bei der Erforschung „der größten Ingenieurleistung des Früh-Mittelalters“, wie Ettel das Projekt nennt, ist interdisziplinäre Kooperation notwendig.
Kanalbau mit europäischer Perspektive
Nur so konnten bei den Ausgrabungen bei Treuchtlingen in der Nähe von Nürnberg in solch verhältnismäßig kurzer Zeit so viele Erkenntnisse gewonnen werden: Etwa dass die dort verwendeten Balken exakt im Jahr 793 gefällt wurden, wie die Jenaer Forscher mit dendrochronologischen Methoden ermittelt haben. Und dass die „ideale Lage der Baustelle“ ein „Funktionieren des Kanals technisch möglich gemacht hätte“, erläutert Lukas Werther. Der Jenaer Grabungsleiter verweist darauf, dass dort die europäische Wasserscheide verläuft, die Nord- und Südgewässer trennt. Hier seien nur 13 Meter Höhenunterschied zu bewältigen gewesen, was den Kanal durch Grabungen und die Zuleitung von Wasser aus der Rezat möglich gemacht hat. Ob es ihn aber in vollem Umfang gab, das ist noch unklar. Nachweisen können die Frühhistoriker bisher eine Länge von rd. drei Kilometern. Schon das ist für Lukas Werther „ein Kanalbau mit europäischer Perspektive“. Dies unterstützt Prof. Ettel, der den Karlsgraben für „eines der wichtigsten Bodendenkmäler der Karolingerzeit in Europa“ hält.
Und während die Forschung zur größten Infrastrukturmaßname seiner Zeit in den nächsten Jahren intensiv weitergehen soll, gibt die Ausstellung in München, die im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz konzipiert wurde und dort bereits zu sehen war, den Besuchern die Möglichkeit zum Besuch einer besonderen Baustelle. Diese zeigt 1.200 Jahre in die Vergangenheit und beleuchtet zugleich aktuelle Wissenschaft und ihre Methoden.
Wer mehr wissen will, kann sich im Begleitband zur Ausstellung informieren: Großbaustelle 793. Das Kanalprojekt Karls des Großen zwischen Rhein und Donau. Mosaiksteine 11 (2014), herausgegeben von Peter Ettel, Falko Daim, Stefanie Berg-Hobohm, Lukas Werther und Christoph Zielhofer, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, 140 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-88476-232-7. Der Band ist auch im Buchhandel erhältlich.
Ausstellung auf einen Blick:
„Großbaustelle 793. Das Kanalprojekt Karls des Großen zwischen Rhein und Donau“
5.9.-10.10.2014
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hofgraben 4, 80539 München)
Öffnungszeiten: Mo-Do 10-18 Uhr, Fr 10-16 Uhr
Eintritt frei.
Die Ausstellung wird durch ein breites Vortragsprogramm ergänzt.
Kontakt
(in Jena):
Prof. Dr. Peter Ettel, Lukas Werther
Bereich Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena
Löbdergraben 24a, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944890 oder 944889
E-Mail: p.ettel[at]uni-jena.de, lukas.werther[at]uni-jena.de
(in München):
Alexandra Beck
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Hofgraben 4, 80539 München
Tel.: 089 / 2114260
E-Mail: Alexandra.Beck[at]blfd.bayern.de
http://www.blfd.bayern.de/presse_publikationen/00177/index.php
http://www.uni-jena.de
Der Jenaer Grabungsleiter Lukas Werther bei der Freilegung der hölzernen Uferbefestigung des Karlsgr ...
Foto: FSU
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Blick in die Ausstellung, hier im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, die selber wie eine B ...
Foto: RGZM/V. Iserhardt, R. Müller
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Verkehr / Transport
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Deutsch
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