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Beim sogenannten Mikrobiomtransfer übertragen Ärzte den Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm eines Kranken, um dessen geschädigte Darmflora wiederaufzubauen. Für kompliziert verlaufende, wiederkehrende Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile ist der Stuhltransfer inzwischen die Methode der Wahl, erklären Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Bei welchen weiteren Krankheitsbildern die Methode zukünftig zur Anwendung kommen könnte und welches Ziel das neue, nationale Stuhltransplantations-Register verfolgt, ist eines der Themen der Viszeralmedizin 2014, die vom 17. bis 20.09. 2014 in Leipzig stattfindet.
Die Zahl der Infektionen mit dem Erreger Clostridium difficile wächst hierzulande rasch, vor allem schwere Verläufe nehmen zu. Während im Jahr 2000 noch rund 1300 Patienten stationär behandelt werden mussten, waren es im Jahr 2011 bereits 28 200. Die Bakterien sind vor allem im Zusammenhang mit Antibiotika gefährlich: Stören die Medikamente das Gleichgewicht der gesunden Darmflora, vermehrt sich der Erreger mitunter massenhaft. Schwere Durchfälle sind die Folge. Insbesondere bei älteren Patienten kann die Erkrankung kompliziert und sogar tödlich verlaufen.
„Bei einem Teil der Patienten kommt die Erkrankung immer wieder zurück“ sagt Dr. Ulrich Rosien, leitender Arzt in der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. „Diese Betroffenen können durch die Übertragung von fremdem Stuhl nun dauerhaft geheilt werden.“ Eine im vergangenen Jahr im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie zeigte, dass bei rund
90 Prozent der Patienten, bei denen die Erkrankung trotz einer speziell auf sie ausgerichteten Antibiotikatherapie wieder ausgebrochen war, die Stuhlübertragung erfolgreich war. „Das Verfahren ist der konventionellen Behandlung so weit überlegen, dass es bei wiederkehrenden Infektionen mit Clostridium difficile als neuer Standard empfohlen werden kann“, sagt Dr. Rosien.
Bei dem Verfahren wird der potenzielle Spender zunächst auf Infektionskrankheiten untersucht. Dann wird der Spenderstuhl mit einer Kochsalzlösung verflüssigt, gefiltert und mit einer Sonde in den Darm des Empfängers geleitet. Dort können die Bakterien aus dem Spenderstuhl ihre heilende Wirkung entfalten. Das Verfahren ist auch als mögliche Therapie für verschiedene andere Krankheiten vielversprechend: „In einer Studie wurde beobachtet, dass übergewichtige Menschen nach einem Mikrobiomtransfer von Stuhl von schlanken abnahmen, weil ihr körpereigenes Insulin danach besser wirkte“, so Rosien. Auch gegen chronische Darmentzündungen könnte das Verfahren möglicherweise helfen. Hierzu gäbe es bislang aber noch keine gesicherten Erkenntnisse, betont der Experte.
„Bislang fehlt auch noch Klarheit darüber, welche längerfristigen Wirkungen und Nebenwirkungen ein Stuhltransfer hat. Zudem gibt es derzeit noch keine Standards, wie der Spender ausgewählt, der Stuhl genau aufbereitet und übertragen werden soll“, sagt Rosien. Um Antworten auf solche noch offene Fragen zu erhalten, wurde in diesem Jahr damit begonnen, das nationale Register “MikroTrans“ einzurichten. In dieser Internet-basierten Datenbank erfassen Kliniken Patientencharakteristika, Details zu Stuhlübertragungen und deren Ergebnisse.
Quellen:
Van Nood al., Duodenal infusion of donor feces for recurrent Clostridium difficile. N Engl J Med 2013; 368:407-15
Schmelz R und Hampe J., Übertragung von Darmflora (“Stuhltransplantation”): wann und für wen? Deutsche Medizinische Wochenschrift. 2014; 139: 1237-1239
Hagel S. Nationales Register “Stuhltransplantation” bei rezidivierender C. diff.-Infektion. Zeitschrift für Gastroenterologie. 2014; 52: 515
P. Lynen Jansen, A. Stallmach, A. W. Lohse, M. M. Lerch, Entwicklung infektiöser Durchfallerkrankungen zwischen den Jahren 2000 und
2012, Z Gastroenterol 2014; 52: 549–557
Terminhinweise für Journalisten:
Viszeralmedizin 2014
17. bis 20. September 2014, CCL Leipzig
Kongress-Pressekonferenz
Termin: Donnerstag, 18. September 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: CCL Leipzig
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Viszeralmedizin 2014
Juliane Pfeiffer, Irina Lorenz-Meyer
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Tel: 0711 8931-693, Fax: 0711 8931-167
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