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Ausstellung in der Antikensammlung der Universität Gießen – Römische Porträts und ihre Wiederverwendung in Antike und Barock – Ausstellungseröffnung am 5. November 2014
Original, Ergänzung, Neuschöpfung? – Antike Bildnisse sind wie alle antiken Marmorskulpturen in der Regel nur beschädigt erhalten. Wir sind es heute gewohnt, auch einen Torso oder ein Fragment ästhetisch als befriedigend zu empfinden. Das freilich war nicht immer so; Authentizität wurde in der Vergangenheit anders bewertet als heute. Im 17. Jahrhundert, als antike Skulpturen Teil eines anspruchsvollen Dekorums von Palästen und anderen Adelshäusern waren, galt nur als präsentabel und nobel, was vollständig und makellos erschien. Antike Bildnisköpfe gefielen nur daher an einer Büste oder Statue. Wenn diese nicht vollständig erhalten war, ergänzte man sie mit einem passenden antiken Stück oder stellte sie neu her, um dem Zeitgeschmack zu genügen. Nachvollziehbar wird dies für Kunstliebhaber eindrucksvoll in der aktuellen Ausstellung in der Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zum Thema „Antik & ergänzt“. Gezeigt werden römische Porträts und ihre Wiederverwendung in Antike und Barock.
Die Ausstellung ist vom 5. November 2014 bis 18. Januar 2015 im Wallenfels’schen Haus, Kirchenplatz 6, in Gießen zu sehen. Veranstalter sind das Institut für Altertumswissenschaften / Antikensammlung der JLU und das Oberhessische Museum Gießen in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Antikensammlung Kiel. Die Ausstellungseröffnung findet am 5. November 2014 um 19.30 Uhr in der Antikensammlung der JLU im Wallenfels´schen Haus statt. JLU-Vizepräsident Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn wird für die Universität ein Grußwort sprechen; Sammlungsleiterin Prof. Dr. Anja Klöckner, Institut für Altertumswissenschaften, wird eine kurze Einführung in das Thema geben.
Die Gießener Ausstellung „Antik & ergänzt“ thematisiert anhand dreier prachtvoller Original-Marmorbüsten aus den Beständen der traditionsreichen Dresdener Skulpturensammlung verschiedene Aspekte eines zentralen Forschungsthemas der Klassischen Archäologie. Sie entwickelt eine Ausstellung weiter, die in der Antikensammlung Kiel anlässlich der Restaurierung der drei Büsten in der dortigen Werkstatt gezeigt wurde.
Am Beispiel von ausgewählten antiken Münzen aus der bereits 1701 gegründeten Sammlung der Universität Gießen werden die Methode der Benennung römischer Kaiserporträts dargestellt sowie verschiedene Aspekte der Herrscherrepräsentation angesprochen. Die Herstellung und Verbreitung der Kaiserporträts im ganzen Imperium bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung; insbesondere auch die Wiederverwendung durch Umarbeitung. Erstmalig kann diese bereits in der Antike gängige Methode in einer didaktisch einzigartigen Art und Weise vermittelt werden: Anhand von Gipsabgüssen werden an einem konkreten Beispiel die verschiedenen Phasen der Umarbeitung gezeigt, in denen aus dem Bildnis des Kaisers Antoninus Pius ein Porträt des Septimius Severus geschaffen wurde. Die unterschiedlichen Zustände sind farblich abgesetzt, so dass anhand von nicht überarbeiteten Bereichen insbesondere der Frisur deutlich wird, welche Eingriffe vorgenommen wurden und wie eine Identifizierung des ursprünglichen Porträts trotzdem möglich ist. Diese didaktische Aufarbeitung ist auch für Laien sehr gut nachvollziehbar.
Die Antikenrezeption im Barock ist ein weiteres zentrales Thema der Ausstellung. Die prachtvollen Buntmarmorbüsten stammen aus einem stadtrömischen Adelspalast des 17. Jahrhunderts, als die Bildung von Kaisergalerien als anspruchsvoller Dekor auch zur Selbstdarstellung der gesellschaftlichen Elite gehörte. Da die zeitgenössische Rezeptionsästhetik auf eine makellose Präsentation bedacht war, hat man unvollständig erhaltene Stücke aus der Antike durch aufwändige Ergänzungen vervollständigt und damit im Urteil der Zeit aufgewertet. Fehlten Porträts in den dynastischen Reihen, hat man solche Lücken durch Neuanfertigungen geschlossen. Anhand der ausgestellten Büsten lassen sich diese unterschiedlichen Vorgehensweisen im Spannungsfeld von Original, Ergänzung und Neuschöpfung in der Ausstellung besonders anschaulich demonstrieren.
Mit den regelmäßig stattfindenden Sonderausstellungen in der Antikensammlung der JLU werden anhand der eigenen Bestände besondere Themen und konkrete Einblicke in die archäologische Arbeitsweise einem breiten Publikum vermittelt; zugleich erhält die Gießener Öffentlichkeit ein attraktives kulturelles Angebot. Beides ist nur möglich durch eine gute Vernetzung, sowohl der Fachvertreter der Archäologie als auch der archäologischen Sammlungen. So sind in der aktuellen Ausstellung neben den Leihgaben aus Dresden auch Exponate aus den archäologischen Sammlungen in Göttingen, Kiel, Leipzig und Mainz vertreten.
Seit 1987 genießt die Antikensammlung der JLU im Oberhessischen Museum der Stadt Gießen Gastrecht und kann deswegen einen Teil ihrer Bestände im Wallenfels’schen Haus am Kirchenplatz öffentlich präsentieren. Das Oberhessische Museum ist Mitveranstalter dieser Ausstellung, was die gute und harmonische Zusammenarbeit der beiden kulturellen Institutionen dokumentiert und die enge Verbundenheit von Universitätsstadt Gießen und Universität unterstreicht.
Termin
Ausstellung „Antik & ergänzt
Ausstellungseröffnung: 5. November 2014, 19.30 Uhr, Antikensammlung
Laufzeit: 5. November 2014 bis 18. Januar 2015
Öffnungszeiten: jeweils Dienstag bis Sonntag, 10.00 - 16.00 Uhr
Ort: Wallenfels’sches Haus, Kirchenplatz 6, 35390 Gießen
Veranstalter: Institut für Altertumswissenschaften/Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität und Oberhessisches Museum Gießen in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Antikensammlung Kiel
Kontakt
Prof. Dr. Anja Klöckner
Institut für Altertumswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen
Klassische Archäologie / Antikensammlung
Otto-Behaghel-Straße 10 D
35394 Gießen
Telefon: 0641/99-28050/1
Fax: 0641/99-28059
E-Mail: anja.kloeckner@archaeologie.uni-giessen.de
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Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaf¬ten – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veteri-närmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlich-keiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).
http://www.uni-giessen.de//cms/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/antikensamm...
http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/aktuelles_in...
Antik & ergänzt _ Plakat
Antikensammlung der JLU Gießen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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