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Wissenschaft
Greifswalder Universitätsmedizin unterstützt die Aktionswoche der Deutschen Hochschulmedizin
Bis zum Jahresende soll eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe die Eckpunkte einer Krankenhausreform ausarbeiten. Die Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten in Deutschland werden in einer Aktionswoche vom 10. bis 14. November auf existenzielle Fehlentwicklungen und ihre aktuellen Forderungen aufmerksam machen. Die Greifswalder Universitätsmedizin unterstützt die Aktionswoche der Deutschen Hochschulmedizin unter dem Motto „Wir leisten mehr: Die Deutsche Hochschulmedizin“.
Gunter Gotal, Mitglied des Vorstands des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Greifswald, wird in Berlin am Montag, dem 10. November 2014, in einer zentralen Auftaktpressekonferenz mit weiteren Vertretern der Hochschulmedizin über die inhaltlichen Schwerpunkte der Aktionswoche informieren (s. Termin: www.uniklinika.de/vud.php/cat/159/aid/1738).
Gleichzeitig soll die Informationsoffensive genutzt werden, konkret die kritische Lage der Hochschulambulanzen am Greifswalder Standort näher darzustellen, stellvertretend für die vielen Probleme einer insgesamt unterfinanzierten Universitätsmedizin.
„Vielen der 33 Universitätsklinika und 37 Medizinischen Fakultäten droht der wirtschaftliche Kollaps. Es geht inzwischen um die Zukunft der universitären Medizin in Deutschland“, machte der Wissenschaftliche Vorstand und Vorstandsvorsitzende der Unimedizin Greifswald, Prof. Reiner Biffar, deutlich. „Deshalb unterstützen wir die Aktionswoche und konzentrieren uns dabei auf einen speziellen Versorgungsbereich, der in unserer Region von besonderer Brisanz ist - die wichtige Arbeit der Hochschulambulanzen und deren unzureichende Vergütung.“
Keine oder unzureichende Vergütung für die Hochschulambulanzen
Die Uniklinika bieten in ihren Hochschulambulanzen modernste Diagnostik und Patientenbehandlung. Hier stehen Spezialisten mehrerer Fachrichtungen für die Behandlung komplexer Krankheiten zur Verfügung. Sie bringen das Wissen und die Erfahrung aus nationalen und internationalen Forschungsprojekten in die Patientenversorgung ein und vermitteln angehenden Ärzten und Zahnärzten die für die Berufsausübung erforderliche Fachkompetenz.
Nach dem Gesetz sind die Hochschulambulanzen vorrangig für Forschung und Lehre zugelassen. Die ambulante Versorgung soll durch die niedergelassenen Fachärzte sichergestellt werden. Dies trifft jedoch häufig nicht mehr zu. Vielmehr gilt: Gerade bei schweren, komplexen oder seltenen Krankheitsbildern sichern die hochschulmedizinischen Einrichtungen die ambulante Versorgung in Deutschland. Jährlich werden mittlerweile etwa sechs bis sieben Millionen Patienten in Universitätsklinika ambulant behandelt.
Die aufwendigen Diagnosen und Therapien werden allerdings nicht annähernd kostendeckend finanziert. Mit bis zu 200.000 Patienten jährlich in den Hochschulambulanzen der großen Uniklinika ergeben sich dort enorme Fehlbeträge. Pro Uniklinikum können diese bis zu zweistellige Millionen Euro-Beträge pro Jahr ausmachen. Ein Grund dafür sind die teilweise viel zu gering bemessenen Pauschalen, die die Uniklinika für die Behandlung eines Patienten erhalten. Zudem ist die Vergütung der Hochschulambulanzen durch feste Vorgaben von Patientenzahlen gedeckelt. Die Nachfrage der Patienten übersteigt jedoch regelmäßig die für den Zweck von Forschung und Lehre mit den Krankenkassen vereinbarten Fallzahlobergrenzen. Oberhalb dieser Limits müssen die Hochschulambulanzen ihre Patienten ohne Vergütung behandeln.
Deckelung der Patientenzahlen absolut lebensfern
„Auch in Greifswald hat sich die Unterfinanzierung der 17 Hochschulambulanzen zu einem großen Problem entwickelt“, betonte Gunter Gotal. Im letzten Jahr wurden 40.287 Patienten in den Polikliniken behandelt. „Für lediglich 29.000 Patienten konnten wir die Leistungen abrechnen, aber auch nicht kostendeckend“, so Gotal. „Einerseits ist diese hochwertige Begleitung durch medizinische Experten unentbehrlich - mit großem Engagement werden hier Menschen betreut -, andererseits entwickelt sie sich für unsere Unimedizin zu einer dynamischen Kostenfalle. Im Rahmen der Aktionswoche möchten wir die Vertreter der Medien recht herzlich einladen, sich ein Bild von der Arbeit der Hochschulambulanzen und dem Handlungsbedarf vor Ort zu machen.“
Der Kaufmännische Vorstand verwies darauf, dass zum einen die Vergütung der einzelnen ambulanten Fälle deutlich erhöht werden muss. Zum anderen erfordert die faktische Versorgungsrolle der Hochschulambulanzen eine Aufhebung der starren Begrenzung von Patientenzahlen. Die Kontingente müssen auch die komplexen Erkrankungsfälle berücksichtigen, die auf eine Behandlung in den Hochschulambulanzen angewiesen sind. Zudem müssen auch Fälle behandelt werden, die im gesetzlichen Versorgungssystem nicht mehr abgebildet sind.
Weitere Themen in der Aktionswoche sind die Ausbildungssituation und Weiterbildung von Ärzten und Zahnärzten, die enormen Aufwendungen für die Forschung und internationale Spitzenmedizin, die Notfallversorgung rund um die Uhr und die interdisziplinäre Behandlung von Schwersterkrankungen sowie von äußerst seltenen Krankheiten. Diese hoch spezialisierten Leistungen werden von jedem Universitätsklinikum jederzeitin der gesamten Breite angeboten. Uniklinika leisten deutlich mehr, werden aber behandelt wie alle anderen Krankenhäuser. Die entstandenen Defizite sind dramatisch: 2013 waren es insgesamt 161 Millionen Euro.
Die Deutsche Hochschulmedizin
Im Jahr 2008 wurde der Deutsche Hochschulmedizin e.V. als Dachverband des Medizinischen Fakultätentages (MFT) und des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) gegründet. Die Institution vereint alle Akteure der Hochschulmedizin und betont die Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung.
Weitere Informationen http://www.mft-online.de oder http://www.uniklinika.de
+++ Was leisten die Greifswalder Hochschulambulanzen? +++
Vertretern der Medien, die sich mit der Arbeit der Hochschulambulanzen vertraut machen und einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten, vermitteln wir gern einen persönlichen Termin in einer der klinischen Einrichtungen an der Unimedizin.
Kontakt: Christopher Kramp
T +49 3834 86-52 38
E christopher.kramp@uni-greifswald.de
Universitätsmedizin Greifswald
Kaufmännischer Vorstand: Gunter Gotal
Fleischmannstraße 8, 17475 Greifswald
T + 49 3834 86-51 02
E kd.gotal@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik
regional
Pressetermine, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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