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Wissenschaft
(Regensburg) Ob Injektionen des Bakteriengiftes Botulinumtoxin A chronische Kopfschmerzen günstig beeinflussen, ist noch unklar. "Darum sollten Patienten nur im Rahmen klinischer Studien behandelt werden", empfehlen Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) in den Mitglieder-Informationen Kopfschmerz-News.
Niedrig dosiert, wird das Bakteriengift Botulinumtoxin in der Medizin schon seit vielen Jahren bei verschiedenen Erkrankungen, etwa Spastik oder Schiefhals, erfolgreich eingesetzt. Die Substanz hemmt eine übermäßige Muskelanspannung. Auch Mimik-Falten werden durch Injektionen des Giftes geglättet. Nachdem Schönheitschirurgen aufgefallen war, dass nicht nur die Falten, sondern auch die Kopfschmerzen mancher Patientinnen besser wurden, starteten mehrere klinische Studien. Bei diesen testen Mediziner, ob Botulinumtoxin Häufigkeit und Stärke von Migräneattacken reduzieren und Spannungskopfschmerzen lindern kann.
Nun hat eine Arbeitsgruppe um Priv. Doz. Dr. Stefan Evers von der Neurologischen Klinik der Universität Münster alle bislang veröffentlichten Studien kritisch unter die Lupe genommen, in denen Patienten mit Spannungskopfschmerz, Migräne, Clusterkopfschmerz und Kopfschmerz von der Halswirbelsäule mit Botulinumtoxin behandelt worden waren. Das Fazit: Bei keinem dieser Kopfschmerztypen konnte die Wirksamkeit der Behandlung bislang eindeutig nachgewiesen werden.
Zur Botulinomtoxin-Therapie von Spannungskopfschmerz sichteten die Experten 13 Studien. Nur zwei davon genügten den heute üblichen wissenschaftlichen Kriterien. In keiner dieser beiden Studien war Botulinumtoxin wirksamer als ein Scheinmedikament (Placebo).
Zur Behandlung von Migräne prüfte die Münsteraner Arbeitsgruppe vier Studien, von denen ebenfalls nur zwei methodisch einwandfrei waren. Diese erbrachten widersprüchliche Ergebnisse. Bei Clusterkopfschmerz und Wirbelsäulen- Kopfschmerz liegen nur Beschreibungen einzelner Behandlungsfälle vor.
Die Autoren der Meta-Analyse resümieren: "Botulinumtoxin A könnte in genau definierten Subgruppen von Patienten eine ausreichend wirksame Therapie sein, doch wir benötigen noch mehr gut geplante große Studien." Darum stehen die DMKG-Experten der derzeit grassierenden überschwänglichen Begeisterung für den Einsatz von Botulinumtoxin kritisch gegenüber. Sie empfehlen in den Kopfschmerz-News, "dass Kopfschmerz-Patienten nur im Rahmen der derzeit laufenden Studien mit dem Bakteriengift behandelt werden sollten."
Quelle: Kopfschmerz-News der DMKG 01/2003; (Cephalgia 2002,22; S. 699-710)
Die Originalarbeit kann bei der Pressestelle abgerufen werden.
Pressestelle:
Barbara Ritzert
ProScientia GmbH
Andechser Weg 17
82343 Pöcking
Tel.: 08157-9397-0
Fax: 08157-9397-97
E-mail: Ritzert@proscientia.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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