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Darmstadt/Dieburg/Wuppertal – Pina Bausch hinterließ nach ihrem Tod ein umfangreiches Vermächtnis: Zehntausende Fotos, zahlreiche Videos, Regiebücher und mehr werden seit Jahren von der Pina Bausch-Stiftung gesichtet und digitalisiert. Beim Aufbau des elektronischen Archivs helfen ihnen Studierende sowie Forscherinnen und Forscher des Fachbereichs Media am Mediencampus der Hochschule Darmstadt (h_da) in Dieburg. Die Datenbank ist flexibel und ermöglicht es Tanztheater-Fans, das Archiv mit ihren persönlichen Erinnerungen zu Pina Bausch zu bereichern. Die Macherinnen und Macher wollen es im geplanten „Internationalen Tanzzentrum Pina Bausch“ in Wuppertal der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Seit rund drei Jahren arbeiten die von Salomon Bausch gegründete Pina Bausch-Stiftung und das Institut für Kommunikation und Medien (ikum) der h_da S gemeinsam an einem digitalen Archiv. Die Arbeit an der Mammutaufgabe ist mittlerweile weit gediehen: Unzählige Fotos, Videos und Aufzeichnungen aller Art wurden digitalisiert, mit Aufführungsdaten verknüpft und eingepflegt. Die Herausforderung für Salomon Bausch und sein Team ist es, eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen und Interpretationen über Stücke, Spielszenen oder Rollenbeschreibungen gleichberechtigt zu integrieren. Dabei spielt die an der h_da entwickelte Technik eine zentrale Rolle: Das Archiv vernetzt nach dem „Linked Data“-Prinzip verschiedene Informationen miteinander, anstatt sie wie bei konventionellen Datenbanken in feste Kategorien einzusortieren.
Auf diese Weise entsteht eine offene, flexible und pluralistische Datenbank. „Für den Nutzer sieht diese aus wie eine typische Internetseite“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Thull, der am Fachbereich Media der h_da Wissensmanagement und Informationsdesign lehrt und das Projekt als Spezialist begleitet. Jede Information könne prinzipiell mit jeder anderen verknüpft werden. Klickt man zum Beispiel auf das Stück „Im Wind der Zeit“, gelangt man zu einer Übersicht mit Links zu verschiedenen Aufführungen des Stücks an unterschiedlichen Spielstätten und Tagen, die wiederum Fotos und Videos von genau dieser Aufführung enthalten.
Dem umfangreichen Werk von Pina Bausch gerecht zu werden, ist keine einfache Aufgabe – nicht nur wegen der schier unüberschaubaren Menge von Hinterlassenschaften der Choreographin und ihrer Wuppertaler Kompanie. Allein die Sammlung der von Pina Bausch ausgewählten Aufführungsfotos umfasst mehr als 10 000 Bilder von 162 Fotografinnen und Fotografen. Die Stiftung findet aber auch immer wieder kleine Informationsfetzen wie persönliche Anweisungen Bauschs auf einem handgeschriebenen Zettel in der Tasche eines jahrelang nicht getragenen Kostüms.
Künftig sollen Pina Bausch-Fans mitgebrachte Erinnerungsstücke wie Fotos oder Programmhefte mit fachlicher Unterstützung durch die Stiftung selbst einpflegen können. Die Macher hoffen, dass sie das Archiv in einigen Jahren in dem geplanten „Internationalen Tanzzentrum Pina Bausch“ in Wuppertal dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Das soll nicht nur Fans von Pina Bausch dienen: „Das Archiv ist auch gedacht als Unterstützung für Wissenschaftler und für die Recherche von Tänzern und Choreographen für die Wiederaufführung von Stücken“, erklärt Bernhard Thull. Eine Anbindung an das Internet oder andere Archive sei aufgrund der Flexibilität der Konstruktion und der konsequenten Nutzung von quelloffener Software ebenfalls möglich.
Schon die dritte Generation von Studierenden unterstützt das von h_da-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftliche Infrastruktur und Multimediatechnik-Spezialist Prof. Dr. Arnd Steinmetz sowie Tsune Tanaka, Professor für Interaction Design am Mediencampus der Hochschule Darmstadt in Dieburg ins Leben gerufene Projekt – etwa mit Abschluss- und Projektarbeiten oder als Hospitanten. Vor kurzem hat die Pina Bausch Stiftung darüber hinaus eine Master-Absolventin als IT-Archivarin in Vollzeit eingestellt. An Arbeit wird es ihr kaum mangeln: Die Stiftung besitzt noch ganze Schränke voller Festplatten mit Datenmaterial.
Fachlicher Ansprechpartner für die Medien
Prof. Dr. Bernhard Thull
Hochschule Darmstadt (Campus Dieburg)
Fachbereich Media
E-Mail: bernhard.thull@h-da.de
Telefon: +49 6151 16-9392
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Informationstechnik, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
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