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21.08.1998 00:00

Vergessen oder erinnern: Einblicke in das Gehirn mit der Kernspintomographie

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Gemeinsame Studie von Wissenschaftlern aus Harvard und Magdeburg in SCIENCE veröffentlicht

    Im täglichen Ablauf werden wir mit einer Fülle von Informationen konfrontiert, von denen einige ihren Weg ins Gedächtnis finden. Warum einige Anteile verworfen und andere für einen späteren Abruf gespeichert werden, ist bis heute eine der großen Fragen der Neurowissenschaften und Gegenstand intensiver Forschung seit Jahren. Mit neuen bildgebenden Verfahren gelingt es immer mehr, diese Vorgänge zu entschlüsseln und eine Vorstellung der Abläufe zu entwickeln. Die veröffentliche Studie (Science, 21. August 1998) präsentiert ein neues Verfahren der funktionellen Kernspintomographie, mit der schon bei der Aufnahme und Speicherung von Informationen Unterschiede anhand der spätere Erinnerungsleistung festzustellen sind.

    Die Arbeit teilt sich in einen technischen und neurowissenschaftlichen Teil. Das Verfahren, die Aktivität bezogen auf einzelne Stimuli zu isolieren und über eine Mitteilung darzustellen, das "event-related fMRI", ist erst im Laufe des letzten Jahres in verschiedenen Laboratorien entwickelt worden. Damit erweitern sich die bis zu diesem Zeitpunkt verfügbaren experimentellen Möglichkeiten, bei denen die Versuchsanordnung über einen Zeitraum konstant gehalten werden mußte, um eine Aktivität zu messen und Rückschlüsse auf die neuronalen Strukturen zu ziehen. So konnten über diesen Ansatz keine Aussagen über die Verarbeitung einzelner Stimuli, zum Beispiel ob sie später erinnert oder vergessen wurden, gemacht werden.

    Angewendet wurde diese Neuentwicklung auf ein Experiment, bei dem die Probanden Worte auf einem Bildschirm präsentiert bekamen. Sie mußten bei jedem Wort die Entscheidung treffen, ob es sich um eine abstrakte oder konkrete Entität handelt. Dabei wurde die Aktivität des gesamten Gehirns kontinuierlich mit dem Kernspintomographen aufgezeichnet. In einer Abrufaufgabe am Ende des Versuches markierten die Probanden dann in Wortlisten, die zu 50 Prozent aus vorher präsentierten und zu 50 Prozent aus neuen Worten bestanden, ob sie sich an das Wort erinnern oder nicht (alt/neu Entscheidung). Da es über das event-related fMRI nun möglich ist, die Aktivität von einzelnen Stimuli anhand der späteren Erinnerungsleistung zusammenzufassen, konnten Unterschiede in der Aktivität während der ersten Präsentation von später erinnerten und später nicht erinnerten Worten verglichen werden. Dabei ist das linke Vorderhirn und der linke Temporallappen an der Verarbeitung der Worte beteiligt. Es wurde jedoch eine höhere Aktivität für die erinnerten Worte gegenüber den nicht Erinnerten in den genannten Bereichen nachgewiesen.

    Die Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Forschern aus Harvard und der Universitätsklinik Magdeburg für Neurologie II legen den Schluß nahe, daß sich schon bei der Einspeicherung entscheidet, ob die Information als Gedächtnisspur angelegt wird und so später erinnert werden kann. Dabei sind die gleichen Regionen im Gehirn beteiligt, jedoch zeichnet sich eine spätere Erinnerung durch eine stärkere Aktivität aus. Zusätzlich wird über den Vergleich von zwei verschiedenen funktionellen Verfahren dargestellt, daß mit der Methode des event-related fMRI reproduzierbar sowohl die erforderliche Sensitivität als auch die zeitliche Auflösung zur Durchführung dieser Experimente erreicht werden kann.

    Weitere Auskünfte erteilt gern:
    Dr. Michael Rotte, Klinik für Neurologie II, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg, Tel. 0391/ 67 13429, FAX. 0391/ 67 15 233, Email: rotte@neuro2.med.uni-magdeburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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