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21.01.2015 11:44

Sag dem Smartphone, wie`s Dir gerade geht - App erfasst Magersucht-Symptome besser

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Um bei seelischen Erkrankungen psychische Prozesse wie das Empfinden von positiven wie negativen Emotionen möglichst unverfälscht dokumentieren zu können, setzen die Ärzte und Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden auch auf Smartphones. In einem derzeit laufenden Forschungsprojekt erhalten Patientinnen, die unter Magersucht – Anorexia Nervosa – leiden, ein solches mit einer App versehenes Gerät. Die von den Wissenschaftlern eigens entwickelte App stellt in unregelmäßigen Abständen mehrmals täglich Fragen zu aktuellen Empfindungen, Tätigkeiten und Wünschen.

    Die von den Wissenschaftlern eigens entwickelte App stellt in unregelmäßigen Abständen mehrmals täglich Fragen zu aktuellen Empfindungen, Tätigkeiten und Wünschen. Dieses Forschungsprojekt ist eines der Themen der Informationsveranstaltung des Zentrums für Essstörungen, die anlässlich des zweijährigen Bestehens der Einrichtung stattfindet. Weitere Programmpunkte sind am heutigen Mittwoch (21. Januar) Vorträge zu den verschiedenen Therapieformen, die die Klinik Magersüchtigen und deren Familien anbietet, sowie ein Rundgang in der Spezialstation sowie der Familientagesklinik.

    Im Zentrum für Essstörungen bündelt die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie seine Kompetenzen in der Behandlung von Patienten, die an Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brechsucht (Bulimie) sowie weiteren psychischen Erkrankungen leiden, die sich in einer gestörten Nahrungsaufnahme äußern. Neben den von der Klinik selbst angebotenen Behandlungen in der Spezialstation, der Familientagesklinik sowie der Ambulanz kooperiert das Zentrum mit der „WG Carla – Jugendwohngemeinschaft für Mädchen und junge Frauen mit einer Essstörung“. Unter der Leitung von Prof. Stefan Ehrlich – ein auf diese psychischen Störungen spezialisierter Arzt und Wissenschaftler – bietet die Klinik damit ein über alle Versorgungsformen fachlich optimal abgestimmtes Therapieprogramm. Insgesamt behandelt die Klinik jährlich rund 250 Patientinnen und Patienten, die an unterschiedlichen Formen einer Essstörung leiden.

    Forschungsvorhaben zur Anorexia Nervosa
    Essstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen des Jugendalters. Der Forschungsschwerpunkt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie liegt vor allem in der Untersuchung der bisher wenig erforschten biologischer Einflussfaktoren auf die Entstehung von Anorexia Nervosa (Magersucht). Ein wichtiger Teil ihrer Forschungen sind in den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Sonderforschungsbereich (SFB) 940 „Volition und kognitive Kontrolle“ integriert. Bei ihren Vorhaben nutzen die Forscher um Prof. Stefan Ehrlich eine breite Palette an Untersuchungsmethoden. Ein wichtiges Element ist die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Damit lässt sich die Aktivierung des Gehirnes bei psychischen Prozessen – etwa Emotionen und Belohnungen oder beim Lernen – unabhängig vom subjektiven Empfinden der Probanden messen. Ein weiterer Ansatz besteht darin, den Hormonspiegel von Patienten mit Essstörungen zu messen und sie auf genetische Besonderheiten zu untersuchen.

    Diese naturwissenschaftlichen Methoden haben jedoch Grenzen, wenn um das Erfassen des aktuellen Erlebens und Verhaltens in Alltagssituationen geht. Hier werden oft Fragebögen eingesetzt, bei denen sich die Patienten im Nachgang an bestimmte Situationen und Empfindungen erinnern müssen. „Erinnerungen sind fragil und können von vielen Faktoren beeinflusst und unpräzise werden, wenn wir längere Zeiträume in der Vergangenheit abfragen“, erklärt Prof. Ehrlich. „Deshalb nutzen wir Smartphones, um Symptome besser erfassen zu können.“ Dafür erhalten die Probandinnen über einen Zeitraum von zwei Wochen ein Smartphone, über das ihnen mehrmals täglich kurze Fragebögen in Form eines „Alarms“ gesendet werden. Darin geht es unter anderem um momentane Gedanken zum Essen und Körpergefühl, um Gemütszustände oder um die aktuelle Beschäftigung. Beispielsweise: „Hast du dich seit dem letzten Alarm gedanklich mit Dingen, die mit Essen, Nahrung, Kochen, Kalorien zu haben, beschäftigt?“

    Dieses Vorgehen nennen die Wissenschaftler „Datenerhebung in Echtzeit“ – kurz EMA. Die über die App gesammelten Daten geben genauer Auskunft über den direkten Einfluss der natürlichen Umgebung des Probanden. Auch lassen sich auf diese Weise die Veränderungen von seelischen und körperlichen Zuständen präziser messen und Gedächtnisfehler vermeiden. Die den Patientinnen für jeweils zwei Wochen zur Verfügung gestellten Smartphones lösen in der Zeit von 8 bis 22 Uhr sechs Mal am Tag – der Zeitpunkt wird im Zufallsverfahren generiert – Alarm aus. Dabei erscheint auf dem Bildschirm ein Fragebogen, der innerhalb von einer halben Stunde beantworten werden muss. Mit den aus diese Weise gesammelten Daten gehen die Wissenschaftler der Frage nach, welchen Einfluss die kognitive Kontrolle auf das Alltagsleben von Magersüchtigen haben und wie sich dies auf die Langzeitergebnisse einer Therapie auswirkt.

    Weitere Informationen
    www.zfe.kjp-dresden.de
    www.sfb940.de

    Kontakt für Journalisten
    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
    Zentrum für Essstörungen
    Leiter; Prof. Stefan Ehrlich
    Tel. 0351/ 4 58 50 95
    E-Mail: Stefan.Ehrlich@uniklinikum-dresden.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uniklinikum-dresden.de/kjp


    Bilder

    Eine spezielle, von der  Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie entwicklete App erfasst im Alltag auftretende Magersucht-Symptome besser .
    Eine spezielle, von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie entwicklete App erfasst im Alltag ...
    Foto: Uniklinikum Dresden
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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