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Betriebsbefragung von IAT, ISO und DIW zur Entkopplung von Arbeits- und Betriebszeiten im verarbeitenden Gewerbe - MASSKS-Bericht erschienen
Trotz kürzerer Arbeitszeiten für die Beschäftigten in deutschen Betrieben laufen die Maschinen immer länger. Die durchschnittlichen Betriebszeiten der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe betrugen 1996 bereits 67,1 Stunden in der Woche, 2,3 Stunden mehr als 1990, und lagen damit rund 30 Stunden über der wöchentlichen tariflichen Arbeitszeit. Ermöglicht wird diese Entkopplung von Arbeits- und Betriebszeiten nicht nur durch Schichtarbeit und Überstunden, sondern zunehmend durch moderne, flexible Arbeitszeitregelungen wie Jahresarbeitszeiten und Arbeitszeitkonten, mit denen einerseits die Kapitalkosten gesenkt werden, dabei aber auch gleichzeitig die Wünsche der Beschäftigten stärker zum Tragen kommen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Betriebsbefragung zu Betriebs- und Arbeitszeiten im verarbeitenden Gewerbe, die das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) in Kooperation mit dem Institut zur Erforschung sozialer Chancen (ISO/Köln) und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin) im Auftrag des NRW-Arbeitsministeriums durchgeführt hat. An der Befragung von Oktober 1996 bis März 1997 beteiligten sich 2441 Betriebe des verarbeitenden Gewerbes mit rund 1,3 Millionen Beschäftigten. Die Ergebnisse der Befragung wurden jetzt als Bericht für das NRW-Arbeitsministerium veröffentlicht.
"Die Ergebnisse zeigen auch, daß es noch ein beträchtliches Potential zu mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten gibt", so der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch, Vizepräsident des Instituts Arbeit und Technik. Die Hälfte der befragten Betriebe macht von einer Entkopplung der Arbeits- und Betriebszeiten noch keinen Gebrauch, darunter vor allem kleinere Betriebe. In über einem Drittel der Betriebe (35,2 Prozent) werden nach wie vor Überstunden praktiziert, häufig dauerhaft. "Die Chancen für neue Arbeitsplätze durch Überstundenabbau werden so vertan", so Prof. Bosch. Der Betriebszeit-Effekt von Überstundenarbeit liegt bei lediglich 45,2 Wochenstunden (im Vergleich Schichtarbeit: 70 - 90 Wochenstunden). Dagegen werden in Betrieben mit Arbeitszeitkonten durchschnittlich 40 Prozent weniger Überstunden geleistet. "Diese Modelle mit intelligenten Arbeitszeiten sind nicht nur effektiver, sondern auch beschäftigungswirksamer als Überstunden", stellt der Arbeitsmarktforscher fest.
Nach Tarifvertrag arbeiten die Vollzeitbeschäftigten im verarbeitenden Gewerbe heute im Durchschnitt 36,9 Stunden, eine Stunde weniger als noch 1990. Die starre "Normalarbeitszeit" gibt es aber kaum mehr. Nur noch 17 Prozent in den alten Bundesländern arbeiten unter den Bedingungen eines sogenannten Normalarbeitstages. 83 Prozent sind dagegen irgendwie "flexibel" tätig: 45 Prozent machen Überstunden, 20 Prozent arbeiten Teilzeit, 28 Prozent Gleitzeit und 13 Prozent leisten Schichtarbeit, 31 Prozent arbeiten samstags und 15 Prozent sonntags.
Mit zunehmender Betriebsgröße werden die Betriebszeiten länger. Mit 88,2 Stunden pro Woche weist das grundstoffverarbeitende Gewerbe die längsten Betriebszeiten auf, gefolgt vom Nahrungs- und Genußmittelgewerbe (65,7 Stunden), dem Investitionsgüter verarbeitenden Gewerbe (61,8 Stunden) und dem konsumgüterverarbeitenden Gewerbe (60,5 Stunden). Auch die Kleinstbetriebe (1-19 Beschäftigte) verfügen über Instrumente zur Entkopplung von Arbeits- und Betriebszeiten: Mit 45,4 Stunden liegt die Betriebszeit um 6,8 Stunden über der tariflichen Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten.
Am effektivsten lassen sich Betriebs- und Arbeitszeiten mit Schichtarbeit entkoppeln. Es folgen versetzte Arbeitszeiten, mit denen sich immerhin wöchentliche Arbeitszeiten von 61,1 Stunden im Durchschnitt (bei einer Spannbreite von 45,2 bis 79,1 Stunden) erzielen lassen. Am wenigsten effektiv sind Überstunden, stellt die Untersuchung fest. Bei der Bewältigung von Produktionsschwankungen haben Arbeitszeit-Maßnahmen wie Urlaub (49,4%), Frei-Tage-Regelungen (32,7%), Überstunden (31,3%) und Arbeitszeitkonten (29%) inzwischen einen hohen Stellenwert. Sie liegen vor personellen Maßnahmen (befristete Einstellungen 20,7%, Kündigungen 19%) und organisatorischen Maßnahmen.
Um eine intelligente Arbeitszeitpolitik zu fördern und sie wirksam auch zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit einzusetzen, befürworten die Arbeitsmarktforscher die Entwicklung modellhafter branchen- oder betriebsbezogener Lösungen. Die NRW-Landesregierung hat eine Initiative zur Förderung moderner Arbeitszeiten gestartet, die u.a. Arbeitszeitberatung für Unternehmen, regionale Branchenworkshops, Modellprojekte in der Metall- und der Chemieindustrie sowie in Krankenhäusern und einen Arbeitszeitwettbewerb umfaßt.
Für weitere Fragen stehen
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Prof. Dr. Gerhard Bosch
Durchwahl: 1707-147
Dr. Alexandra Wagner
Durchwahl: 1707-143
Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49-209/1707-176
Fax: +49-209/1707-110
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