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25.04.2003 12:59

"Amerika - Fremder Freund"

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Die sechste öffentliche Ringvorlesung der Universität Erfurt im Sommersemester 2003 steht unter dem Titel "Amerika - Fremder Freund". Erstmals wird die Ringvorlesung gemeinsam mit der Fachhochschule Erfurt veranstaltet, deren Rektor Prof. Dr. Wolf Wagner zum Auftakt, am Dienstag, dem 29. April um 18.00 Uhr, zum Thema "Alltag und Politik in den USA" sprechen wird.

    Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V., dem Evangelischen Augustinerkloster und der Thüringischen Landeszeitung veranstaltete populäre Vortragsreihe bietet in 11 Veranstaltungen im Luther-Saal des Augustinerklosters, Augustinerstraße 10, ein Vortrags- und Diskussionspodium mit Professoren mehrerer deutscher Universitäten. Am 27. Mai 2003 wird auch der Generalkonsul der USA, Fletcher M. Burton, über "Politik und Kultur in den USA" sprechen.

    "Wir meinen Amerika zu kennen. Vieles in unserem Alltag, in unserer Sprache kommt aus Amerika. Die USA haben im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit danach die europäische und vor allem die deutsche Geschichte wesentlich gestaltet und haben mit der alten Bundesrepublik eine intensive Partnerschaft gepflegt. Heute sind sie durch den Krieg im Irak umstrittener als je und viele antiamerikanische Gefühle und Eindrücke scheinen an Legitimität zu gewinnen", so der Politologe Wolf Wagner. "Die Ringvorlesung im Sommersemester will diese Amerika kritischen Gedanken aufnehmen und sie einer wissenschaftlichen Analyse unterziehen". Mit den Veranstaltungen wolle man nicht zum Krieg im Irak Stellung nehmen. Gleichgültig wie man zu aktuellen Politik stehe, gehe es darum, die Vereinigten Staaten besser zu verstehen. Denn Amerika sei anders, ist viel "fremder" als wir meinen. "Diese Unterschiede sollen in der Reihe deutlich gemacht und erklärt werden".

    Der Vortrag von Wolf Wagner am 29. April soll deutlich machen, dass "... in den USA der größte Teil des Alltags, besonders aber die prägenden Erfahrungen von Kindheit und Jugend, unter Bedingungen extremer Gleichheit, Harmonie und Geborgenheit stattfinden, nämlich in den nach Einkommen, ethnischer Zugehörigkeit und Schichtzugehörigkeit aufgeteilten Wohnquartieren, den Neighborhoods". Außerhalb und zwischen diesen Inseln der Gleichheit und Harmonie herrsche eine extreme Ungleichheit und viel größere Vielfalt als in Deutschland und Europa, die durch die alles überdeckende einheitliche Warenwelt nicht so ins Auge springe, meint Wagner. Die Bezugsgröße für die Beurteilung der Wirklichkeit sei sehr häufig die Erfahrung der Gleichheit und Harmonie im Wohnquartier. Die draußen erlebte Ungleichheit und Konkurrenz werde als bedrohlich und fremd erlebt und abgelehnt. So erkläre sich das abnehmende Interesse der US Bürger für politische Angelegenheiten, je weiter sie von der lokalen Ebene der Nachbarschaft entfernt seien. "Außenpolitik wird deshalb von den jeweils interessierten Gruppen gestaltet und unterliegt einer sehr viel geringeren politischen Kontrolle als in Europa". Was die Vereinigten Staaten als Ganze dann außenpolitisch unternehmen, werde jedoch symbolisch identifiziert mit der Erfahrung von Gleichheit und Harmonie in Kindheit und Jugend. "Amerika ist die Idylle, die es zu verteidigen gilt". Deshalb würden Handlungen des Präsidenten aus einem so verstandenen Patriotismus unkritisch bis zu dem Punkt unterstützt, wo die Harmonie der eigenen Insel bedroht sei, stellt Wagner fest.

    Der 1944 in Tübingen geborene Wissenschaftler erhielt bereits mit 16 Jahren ein einjähriges Stipendium an einer US-amerikanischen Highschool. Später studierte Wagner in Tübingen, Bonn und Berlin Politische Wissenschaft. Von 1966 bis 1982 war er an der Freien Universität Berlin tätig, wo er promovierte und habilitierte.
    Seit 1992 ist er Professor für Sozialwissenschaften und Politische Systeme am Fachbereich Sozialwesen der FH Erfurt und seit
    2001 Rektor. Er ist Autor mehrerer bekannter Publikationen, so des Dauerbestsellers "Uni-Angst und Uni-Bluff - Wie studieren und sich nicht verlieren" und der unlängst erschienenen Bücher "Kulturschock Deutschland" und "Kulturschock Deutschland- Der zweite Blick".

    Nächster Vortrag der Reihe: 13. Mai 2003; "Der Amerikanische Traum und wir"; Prof. Dr. em. Gert Raeithel, Universität München;
    Programm der gesamten Vorlesungsreihe im Internet: www.uni-erfurt.de/presse/veranstaltungen/ringvorlesungen


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erfurt.de/presse


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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