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Wissenschaft
Ein mediävistischer Nachwuchs-Workshop am 20./21. Februar 2015 an der Universität Augsburg
Augsburg/LG/KPP - Für den 20. und 21. Februar laden die Doktorandin Janina Franzke und ihre ebenfalls am Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters promovierenden Kollegen Laurentiu Gafiuc und Michael Hopf zu einem offenen Workshop über die geistliche Literatur des Spätmittelalters an die Universität Augsburg ein. Alle, die sich für dieses Thema interessieren, sind zur kostenfreien Teilnahme herzlich eingeladen. Die neun Referentinnen und Referenten kommen aus Gent (Belgien) und von sechs deutschen Universitäten.
Die geistliche Literatur des Spätmittelalters ist ein von der Mediävistik nach wie vor vernachlässigtes Forschungsfeld. Ihre Herausforderungen liegen zum einen in der komplexen Überlieferungslage der Texte – von einzelnen Werken liegen mitunter weit über 100 Handschriften vor, hinzu kommen unterschiedliche Redaktionen, Exzerptfassungen, Übersetzungen und dergleichen mehr –, zum anderen in der Interdisziplinarität des Themas: Gefragt sind nämlich historische, theologische, philosophische und germanistische Zugangsweisen. "Wir wollen Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland, die zur geistlichen Literatur des Spätmittelalters forschen, in Augsburg eine Plattform für den interdisziplinären Austausch bieten und freuen uns besonders auch auf die drei Fachleute aus Gent", so Laurentiu Gefiuc im Nemen des Augsburger Organisationstrios.
Im späten Mittelalter, in der großen "Krisenzeit", blüht die volkssprachliche geistliche Literatur in all ihren Formen. Die Zahlen sprechen für sich: Dreiviertel der Handschriften aus dieser Epoche, so schätzt man, haben religiöse Themen zum Inhalt. Schreibend versucht man sich seines Heils und eines gottgefälligen Lebens zu versichern, während Seuchen und Kriege die Hinfälligkeit des Menschen eindrucksvoll vor Augen führen und die Institution Kirche mit sich selbst beschäftigt ist. Lesen und Schreiben von geistlicher Literatur ist keine Unterhaltung, sondern Existenzbewältigung.
Wer wissen will, was für ein weites Themenfeld sich der Forschung hier eröffnet, braucht nur den Deckel einer geistlichen Sammelhandschrift dieser Zeit aufzuschlagen: Auf engstem Raum sind hier Mystik und volkssprachliche Scholastik mit katechetischen Stücken und Legenden zusammengebunden und lassen etwas vom gedanklichen Reichtum spätmittelalterlicher Frömmigkeit erahnen. Genauso vielfältig wie die Texte selbst sind aber auch die Formen ihrer Überlieferung: Man exzerpierte, legte Spruchsammlungen an, kürzte, erweiterte und ließ keinen Zweifel daran, dass es stets auf den persönlichen Bedarf der Leser ankam und nicht auf den Respekt vor Autor und Werk.
"Damit", so Gafiuc, "sind nur einige der Themen und Fragen angerissen, denen wir uns am 20. und 21. Februar gemeinsam widmen wollen." Es werde darum gehen, im interdisziplinären Dialog Problemstellungen zu erörtern und methodische Zugänge zu diskutieren, die grundsätzliche Bedeutung für den Umgang mit spätmittelalterlicher geistlicher Literatur haben.
Der Workshop wird gefördert von der Augsburger Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften (GGS).
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Programm:
Freitag, 20. Februar 2015
• 14.00 Uhr: Begrüßung
• 14.20 Uhr: ANGILA VETTER (Kiel): Retextualisierung zwischen Hof und Kloster. Zwei Bearbeitungen von Unser vrouwen hinvart Konrads von Heimesfurt
• 15.20 Uhr: SEBASTIAN HOLTZHAUER (Osnabrück): Retextualisierung durch Kontextualisierung – Die Reise des hl. Brandan und das Fegefeuer-Narrativ im Codex Palatinus germanicus 60 der UB Heidelberg
• 16.40 Uhr: INE KIEKENS (Gent): Von der abegescheidenheit. The evolution of the Eckhartian concept of abegescheidenheit in the dissemination of Vanden twaelf dogheden (On twelve virtues)
• 17.40 Uhr: EVA VANDEMEULEBROUCKE (Gent): Visions on authorship in Middle Dutch literature (c. 1200 – c. 1550) and the reproduction of that authorship in Dutch literary histories (from c. 1850 on)
• 18.40 Uhr: Prof. Dr. YOURI DESPLENTER (Gent): Jan van Leeuwen and the Ten Commandments
Samstag, 21. Februar 2015
• 9.00 Uhr: KATRIN STURM (Leipzig): Vom Praxis- zum Universalvokabular. Das ,Frenswegener Vokabular’ und seine Verarbeitung im Mainz-Leipziger ,Vocabularius universalis’
• 10.00 Uhr: EVA ROTHENBERGER (Berlin): Com-Passio. Performative Signale der compassio im Marienlied Hört zu (Kl 114) des Oswald von Wolkenstein
• 13.00 Uhr: SIMON FALCH (Eichstätt): Das Predigtœuvre des Rebdorfer Augustiner-Chorherren Balthasar Boehm als vorreformatorische Wissenssumme
• 14.00 Uhr: JULIA GOLD (Gießen): Dorothea als lutherische Heilige - Überlegungen zum protestantischen Märtyrerdrama des 16. Jahrhunderts
• 15.00 Uhr: Abschlussdiskussion
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Termin und Veranstaltungsort:
20. Februar 2015 von 14.00 bis ca. 20.00 Uhr und 21. Februar 2015 von 9.00 bis ca. 16.00 Uhr
Universität Augsburg
Philologisch-Historische Fakultät (Gebäude D), Raum 4056
Universitätsstraße 10
86159 Augsburg
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Kontakt und Organisation:
• Janina Franzke, janina.franzke@phil.uni-augsburg.de
• Laurentiu Gafiuc, laurentiu.gafiuc@phil.uni-augsburg.de
• Michael Hopf, michael.hopf@phil.uni-augsburg.de
Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters
Universität Augsburg
86135 Augsburg
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Workshop-Homepage:
http://www.uni-augsburg.de/de/forschung/ggs_graduiertenschule/tagungen/geistlich...
Beginn von Meister Eckharts Traktat "Von abegescheidenheit".
UB Augsburg, Cod.III.1. 80 23, f. 2' (15. Jahdt)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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