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02.04.2015 11:26

Erste Ergebnisse zu Ebola-Impfstudien in Afrika und Europa

Karola Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

    Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das gefürchtete Ebola-Virus konnte an vier Standorten in Afrika und Europa erfolgreich durchgeführt werden. Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), in Genf (Schweiz), in Lambaréné (Gabun) und in Kilifi (Kenia) haben Wissenschaftler die Vakzine „rVSV-ZEBOV“ parallel an insgesamt 158 freiwilligen gesunden Erwachsenen untersucht. Diese ersten Ergebnisse sind heute im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht.

    „Die vorläufigen Ergebnisse zur Verträglichkeit und Sicherheit sowie zur Immunantwort auf den Impfstoff-Kandidaten sind vielversprechend“, erklärt Prof. Dr. Marylyn Addo. Die Infektionsmedizinerin, die am UKE für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung tätig ist, hat die Studie in Hamburg geleitet. Sie ist eine der verantwortlichen Autoren der aktuellen Veröffentlichung, in der die Ergebnisse für alle vier Standorte dargestellt sind. Die beteiligten Wissenschaftler sind Teilnehmer von VEBCON, eines von der WHO gegründeten Experten-Konsortiums, dessen Ziel die rasche und koordinierte klinische Testung der Ebola-Vakzine in Afrika ist. Nach wie vor wird ein Impfstoff dringend benötigt, denn die aktuelle Ebola-Epidemie ist noch nicht besiegt und weitere Ausbrüche in der Zukunft können nicht ausgeschlossen werden.

    Zur Studie
    Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigenden Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Art der Immunantwort auf diese Vakzine erstmals am Menschen getestet.

    Wichtige Ergebnisse

    Sicherheit und Verträglichkeit: Es gab keine schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff, in einigen Fällen kam es kurzzeitig zu leichtem Fieber. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, wurden erwartungsgemäß auch geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, allerdings nur in den ersten Tagen. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden. In Speichel und Urin konnten keine Viren nachgewiesen werden.

    Wirkung auf das Immunsystem: Bei allen Teilnehmern wurde das Immunsystem durch die einmalige Impfung angeregt, Antikörper zu bilden, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren. Diese Antikörper konnten die Infektion durch das Ebola-Virus im Reagenzglas hemmen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass der neue Impfstoff das Potenzial hat, auch in dramatischen Ausbrüchen, wie dem aktuellen Ebola-Virusausbruch, eingesetzt zu werden", sagt Prof. Dr. Stephan Becker, in dessen Labor an der Philipps-Universität Marburg die Immunantwort bei allen Studienteilnehmern unter-sucht wurde.

    Die ersten Ergebnisse der parallel durchgeführten Phase-I-Studien zeigen, dass der Ebola-Impfstoff-Kandidat rVSV-ZEBOV in den eingesetzten Dosen das Immunsystem effektiv stimuliert. „Die Nebenwirkungen waren moderat und so, wie man es bei Lebendimpfungen erwartet hat“, erklärt DZIF-Professor Peter Kremsner vom Universitätsklinikum Tübingen; Kremsner hat die Studie in Gabun geleitet.
    Die Ergebnisse der Studien fließen jetzt in weitere Studien ein, in denen die ermittelten optimalen Impfdosen eingesetzt werden. In Guinea, wo die Ebola-Epidemie immer noch viele Todesopfer fordert, wird der Impfstoff bereits in einer größeren Phase II/III-Studie getestet. Geimpft werden dort die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten. Rund 10.000 Menschen sollen in den kommenden Wochen an dieser Testreihe teilnehmen.

    Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung hat die Vorbereitung der Studien am UKE in Hamburg und in Gabun unterstützt und eine Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt, das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie der britische Wellcome Trust haben die Fördermittel für die Vorbereitung und Durchführung der klinischen Prüfung zur Verfügung gestellt. Der Impfstoffkandidat wird von der kanadischen Gesundheitsbehörde an die WHO gespendet und von dieser für die Studien zur Verfügung gestellt. Die Entwicklung des Impfstoffkandidaten wurde von der WHO begleitet. Gemeinsam reagieren alle Beteiligten damit rasch und konzertiert auf die dramatische Ebola-Epidemie in Westafrika. Bei der Vorbereitung der Studien haben die DZIF-Wissenschaftler an den Standorten Hamburg, Gießen-Marburg-Langen und Tübingen eng mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zusammengearbeitet, das sich als Partner des DZIF für die Erforschung neuer Impfstoffplattformen einsetzt. In Hamburg wurde die Studie in enger Kooperation mit dem Heinrich-Pette-Institut und dem Bernhard-Nocht-Institut durchgeführt.

    Kontakt

    Prof. Marylyn Addo
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Deutschen Zentrum für Infektionsforschung
    Studienleitung Hamburg
    m.addo@uke.de

    Prof. Peter G. Kremsner
    Universitätsklinikum Tübingen
    Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
    Studienleitung Gabun
    peter.kremsner@uni-tuebingen.de

    Prof. Stephan Becker
    Universität Marburg
    DZIF-Koordinator „Neu auftretende Infektionskrankheiten“
    becker@staff.uni-marburg.de

    Publikation
    Selidji T. Agnandji, M.D.; Angela Huttner, M.D.; Madeleine E. Zinser M.D.; Patricia Njuguna M. M.D. et al.
    Phase I Trials of rVSV Ebola Vaccine in Africa and Europe – Preliminary Re-port
    New England Journal of Medicine, online first release on April 1, 2015.
    DOI: 10.1056/NEJMoa1502924


    Weitere Informationen:

    http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1502924 - aktuelle Veröffentlichung


    Bilder

    Ebola-Viren
    Ebola-Viren
    Quelle: cdc


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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