idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.04.2015 10:13

Nachhaltig stabile Finanzmärkte

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Soziologinnen und Soziologen der Universität Jena untersuchen die Wirkung des nachhaltigen Investierens auf die Stabilität der Finanzmärkte

    Der finanzielle Absturz Griechenlands bestimmt seit Monaten nicht nur die europäische Politik sondern auch die internationalen Schlagzeilen: Während die einen vom „Grexit“, dem Austritt des Landes aus der Euro-Zone reden, pocht die griechische Regierung auf einen Schuldenerlass durch ihre Gläubiger und bringt sogar die Forderung nach Reparationszahlungen aus dem Zweiten Weltkrieg ins Spiel. „Angesichts dieser schwierigen politischen wie finanziellen Lage Griechenlands wird leicht übersehen, dass dies nur das jüngste Beispiel einer andauernden fundamentalen Krise des internationalen Finanzsystems ist“, macht Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Friedrich-Schiller-Universität Jena deutlich. Diese reiche vom Platzen der Immobilienblase in den USA 2007 über den Zusammenbruch von Lehman Brothers bis zu weltweiten Rettungspaketen und überschuldeten Staatshaushalten von heute. „Die zentralen Handlungsmotive der Finanzmärkte – Rendite, Risiko und Kurzfristigkeit – scheinen das System von innen heraus zu zermürben“, so die Auffassung der Soziologin.

    Der Frage, wie diese hochgradig fragilen Mechanismen und Strukturen der globalen Finanzmärkte durchbrochen werden können, um künftig Krisen solchen Ausmaßes gar nicht erst entstehen zu lassen, gehen Soziologinnen und Soziologen der Uni Jena in einem neuen Forschungsprojekt nach. Das Projekt „Doppelte Dividende? Beitrag des nachhaltigen Investierens zur Stabilisierung des Finanzmarkts“ unter der Leitung von Prof. Hiß ist im April gestartet und wird im Rahmen der Förderinitiative „Finanzsystem und Gesellschaft“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre mit 672.000 Euro gefördert.

    „Die Grundidee des nachhaltigen Investierens besteht darin, bei Investitionsentscheidungen neben finanziellen Aspekten weitere nicht-finanzielle Kriterien zu berücksichtigen, etwa ökologische, soziale oder ethische“, erläutert Stefanie Hiß. Seine historischen Ursprünge liegen in den USA, wo bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kirchliche Gruppierungen Investitionen in Unternehmen vermieden, die in das Geschäft mit „sündigen“ Waren wie Alkohol oder Tabak verwickelt waren. Inzwischen habe sich diese Art des Investierens auch in Deutschland etabliert, wenn auch erst als Nischenphänomen. Mit dem aktuellen Forschungsvorhaben, an dem über einen begleitenden Runden Tisch auch Praxispartner eingebunden sind, wollen Prof. Hiß und ihr Team daher untersuchen, ob sich das nachhaltige Investieren zur Stabilisierung des Finanzsystems eignet.

    Zentral sei dabei die Annahme, dass nachhaltiges Investieren das Finanzsystem heterogener macht. Zudem liefert es Impulse für das Finanzsystem, „da nachhaltige Geldströme eher transparent gestaltet sind und die für den Finanzmarkt charakteristische Anonymität der Geschäfte aufheben“, so Stefanie Hiß. Das Jenaer Projektteam zielt dabei nicht auf die quantitative Bestimmung dieses Potenzials, sondern analysiert institutionelle Logiken, Akteure und Strukturen des nachhaltigen Investierens in Deutschland und unterzieht diese einem internationalen Vergleich. „Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen den herrschenden Rahmenbedingungen und den länderspezifischen Ausprägungen des nachhaltigen Investierens. Uns geht es darum, systematisch aufzudecken, wie dieser Zusammenhang aussieht und was wir davon für Deutschland lernen können“, unterstreicht die Jenaer Soziologin.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Stefanie Hiß
    Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Bachstraße 18k, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945820
    E-Mail: stefanie.hiss[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der finanzielle Absturz Griechenlands sei nur das jüngste Beispiel einer fundamentalen Krise des internationalen Finanzsystems, sagt die Jenaer Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß.
    Der finanzielle Absturz Griechenlands sei nur das jüngste Beispiel einer fundamentalen Krise des int ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None

    Die Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Uni Jena.
    Die Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß von der Uni Jena.
    Foto: Anne Günther/FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).