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07.05.2003 09:45

Betreutes Seniorenwohnen im Urteil der Bewohner

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Augsburger Altersforscher legen zweiten Ergebnisbericht vor --

    Das "Betreute Wohnen" hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Wohn- und Versorgungsform für alte Menschen entwickelt. Betreutes Wohnen erfreut sich bei Senioren so großer Beliebtheit, weil es - durch die Kombination einer senioren-gerecht gebauten und eingerichteten Wohnung mit einem Betreuungsangebot für den Hilfe- oder Pflegefall - den hochbetagten Bewohnern auch bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen eine selbständige Lebens- und Haushaltsführung ermöglicht. Eine gerontologische Forschungsgruppe der Universität Augsburg begleitet im Rahmen einer Langzeitstudie den Weg älterer Menschen ins betreute Wohnen und ihren Lebensalltag in den Seniorenwohnanlagen über einen mehrjährigen Zeitraum. Über 170 betagte Bewohner aus sieben betreuten Wohnanlagen geben in Interviews vor ihrem Einzug und mehrfach danach Auskunft über ihre Person und ihren Lebens- und Wohnalltag. Die Augsburger Altersforscher unter Leitung von Prof. Dr. Winfried Saup haben - nach einem ersten im Jahr 2001 - nun ihren zweiten Ergebnisbericht vorgelegt.

    DREI VON VIER SIND ZUFRIEDEN

    Dieser zweite Bericht fokussiert die Zufriedenheit der Älteren mit dem betreuten Seniorenwohnen und die Wohn- und Betreuungsbedingungen, die dafür verantwortlich sind. Drei Jahre nach Einzug in eine betreute Wohnanlage sind drei von vier Senioren mit dem betreuten Wohnen zufrieden und würden diese Wohnform auch anderen Älteren weiterempfehlen. Zur subjektiven Zufriedenheit tragen nach Auskunft der Senioren vor allem die soziale Alltagsbegleitung durch eine Betreuungskraft, Kontakt und Geselligkeit in einer Hausgemeinschaft, die Absicherung für Not- und Bedarfslagen (insbesondere durch ein Notrufsystem) sowie Wohnungskomfort und Barrierefreiheit des Wohngebäudes bei.

    STARK BEANSPRUCHTE GRUNDLEISTUNGEN, GERINGE RESONANZ AUF WAHLLEISTUNGEN

    Der Bericht gibt weiterhin einen Überblick über die mittelfristige Nutzung des Grund- und Wahlleistungsangebotes durch die Bewohner und analysiert die Einflussfaktoren des Nachfrageverhaltens. Grundleistungen (wie z.B. Vermittlung und Organisation von Hilfen im Alltag und bei Krankheit, Angebote für Kommunikation, Freizeit und Gemeinschaft), für die eine monatliche Grundpauschale von 40 bis 80 Euro zu entrichten ist, werden von den Senioren in der Regel gut angenommen werden; erkennbar ist sogar eine zunehmende Steigerung des Nachfrageverhaltens im zeitlichen Verlauf. Dagegen stehen die älteren Bewohner der Mehrzahl von (Wahl-)Leistungen, die extra zu bezahlen sind, mit großer Reserviertheit gegenüber. Sowohl hauswirtschaftliche als auch pflegerische Wahlleistungen stoßen bei den Senioren auf geringe Resonanz. Nur bei deutlich eingeschränkter Alltagskompetenz/Pflegebedürftigkeit werden hauswirtschaftliche und pflegerische Wahlleistungen in einem nennenswerten Umfang nachgefragt.

    NETZWERK AUS FAMILIÄRER UND PROFESSIONELLER HILFE

    Die Untersuchungen der Augsburger Forschergruppe machen deutlich, dass bei vielen Bewohnern Probleme bei haushaltsbezogenen Tätigkeiten bestehen; sie zeigen zugleich, wie sich die Bewohner ein Netzwerk aus familiärer und professioneller Hilfe organisieren. Es sind vor allem die eigenen Töchter, die drei Jahre nach Einzug ins betreute Wohnen (immer noch) wichtige hauswirtschaftliche Hilfestellungen ihren Eltern geben. Sicherheit, Geselligkeit, alltägliche Versorgung sowie Hilfe im Not- und Pflegefall sind die zentralen Anliegen der Senioren im betreuten Wohnen. Solche Bedürfnisse scheinen dann erfüllbar, wenn die Akteure des Kontakt-, Hilfe- und Unterstützungsnetzwerkes den ihren zugedachten "part" spielen: Zentraler Ankerpunkt für die Absicherung scheint die Betreuungskraft der Wohnanlage zu sein; Tochter und Zugehfrau bilden bei alltäglichem Hilfebedarf das Duett der hauswirtschaftlichen Versorgung; Wohnungsnachbarn haben ergänzend (nur) eine sozial-kommunikative Funktion; und erst wenn eine pflegerische Versorgung notwendig ist, schließt sich das Hilfenetzwerk durch einen professionellen Pflegedienst.

    ANREGUNGEN FÜR PLANER UND BETREIBER

    Die bewohnerorientierte Evaluation des Betreuungsalltages sowie der konkreten Wohnbedingungen liefert wichtige Hinweise zu deren Optimierung; hierzu enthält der Bericht zahlreiche Anregungen für Planer und Betreiber von betreuten Seniorenwohnanlagen. Der Bericht stellt auch einen empirisch-fundierten Beitrag dar für die aktuelle Diskussion über die Qualität und die Weiterentwicklung des betreuten Seniorenwohnens.

    HANDWERKSZEUG FÜR PRAKTIKER DER SENIORENBETREUUNG

    Der zweite Bericht über die wissenschaftliche Begleituntersuchung ist unter dem Titel "Betreutes Seniorenwohnen im Urteil der Bewohner" soeben im Verlag für Gerontologie A. Möckl als Buch erschienen. Der Autor Winfried Saup hat größten Wert auf eine verständliche Darstellung gelegt. Die zentralen Forschungsergebnisse werden durch zahlreiche Abbildungen und Fotos illustriert. Seine Lektüre setzt Vertrautheit mit den Methoden empirischer Sozialforschung nicht voraus. Insbesondere richtet sich die Publikation an Beschäftigte in betreuten Seniorenwohnanlagen, Altenheimen, ambulanten Diensten, Sozialstationen, Wohlfahrtsverbänden sowie an Alterspsychologen, Altenhilfeplaner und Architekten. Das Buch (ISBN 3-928331-98-1) ist ab Mitte Mai im Buchhandel erhältlich. Es kann zum Preis von 24.- Euro versandkostenfrei auch direkt per Fax (0821/555707) beim Verlag bestellt werden.

    KONTAKT:

    Prof. Dr. Winfried Saup
    Angewandte Gerontologie/Projektgruppe "Betreutes Wohnen"
    Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5611 oder -5605
    e-mail: betreutes.wohnen@phil.uni-augsburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.philso.uni-augsburg.de/forschung/BetreutesWohnen/default.htm
    http://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2001/pm2001_041.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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