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13.05.2015 10:58

Wie die Blaue Blume bis heute wirkt

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Neues Graduiertenkolleg zum „Modell Romantik“ an der Universität Jena bewilligt

    Romantik ist keine vergangene Epoche, sondern wirkt in Form von romantischen Ideen und Praktiken bis in die Gegenwart hinein. Dem dadurch aktuellen Thema widmet sich an der Friedrich-Schiller-Universität Jena nun auch ein neues Graduiertenkolleg, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gerade bewilligt hat. Unter dem Titel „Modell ‚Romantik‘. Variation – Reichweite – Aktualität“ wird Romantik jenseits der Historie als ein Modell erforscht, das in vielfältigen Formen bis heute wirkt. In der neuen Jenaer Doktorandenschmiede sollen die Rezeption und Vorbildwirkung der Romantik in verschiedenen fachlichen und zeitlichen Kontexten untersucht werden. Dafür stellt die DFG der Friedrich-Schiller-Universität ab Oktober für zunächst viereinhalb Jahre über drei Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen u. a. 14 Stellen für Doktorandinnen und Doktoranden und eine Postdoc-Stelle sowie die Vernetzung mit auswärtiger Wissenschaft und Praxis finanziert werden.

    Die Blaue Blume, die auf den Dichter Novalis zurückgeht, ist das bis heute gültige Symbol der Romantik. Und auch das Liebesideal der vollkommenen Hingabe an einen anderen Menschen und die Erfüllung in dieser Verbindung stammt aus der Romantik. Diese Vorstellung prägt jedoch den Alltag bis heute – in unterschiedlicher Art und Weise. „Die Romantik wirkt über ihren historischen Ursprung hinaus als Modell für moderne Formen der Weltdeutung, der Selbstreflexion, der ästhetischen Gestaltung und der Lebensvollzüge“, erläutert der zukünftige Kollegsprecher Prof. Dr. Stefan Matuschek die Grundthese des Kollegs. Gemeinsam werden Jenaer Expertinnen und Experten aus Literatur-, Sprach- und Musikwissenschaft, aus Geschichte, Theologie und Soziologie mit weiteren Partnern aus Jena, Deutschland und der ganzen Welt diese These detailliert untersuchen. Sie greifen dabei auf ein Modell zurück, das die Romantik auf ihre wesentlichen Eigenschaften und Inhalte reduziert. Deren prägende Wirkungen und Rezeption können die beteiligten Forscherinnen und Forscher dann auch dort untersuchen, wo die romantische Quelle dieser Eigenschaft gar nicht deutlich wird, wie etwa in vielen Formen des Sozialverhaltens, der Naturwahrnehmung oder subjektivierter Religionsvorstellungen, die tatsächlich aus der Romantik stammen, ohne dass dies immer bekannt oder offensichtlich wäre. „Wir Heutigen sind in vieler Hinsicht Kinder der Romantik, ohne uns dessen bewusst zu sein", sagt Matuschek.

    „Mit dieser gleichrangigen Betrachtung wollen wir an der Schließung der seit vielen Jahren beklagten Kluft zwischen Text- und Sozialwissenschaften mitwirken und geben für das Kolleg drei Arbeitsbereiche vor“, erläutert der Jenaer Germanist: Romantik als Deutungsmodell, als Darstellungs- und Wahrnehmungsmodell sowie als Handlungsmodell. Diese drei Bereiche ermöglichen es den Nachwuchskräften, ein historisches Bewusstsein mit einem Interesse an der Analyse der Gegenwart, den Lebens- und Erkenntnisbedingungen moderner Individuen zu verbinden.

    Wichtig im künftigen Graduiertenkolleg ist zum einen das gemeinsame „Dach“, unter dem ein methodischer Rahmen für die analytische Arbeit in verschiedenen Disziplinen und Untersuchungsgegenständen entsteht. Zum anderen wird das Forschungsprogramm mit einem neuartigen Betreuungs- und Qualifizierungskonzept verbunden. Neben der individuellen Forschung der Nachwuchskräfte sowie der kollegübergreifenden Verständigung in Forschungsseminaren und Intensivworkshops sind praktische Ausbildungsanteile geplant. Aufenthalte in außeruniversitären Einrichtungen wie Dichterhäusern, Stiftungen und Museen, im Stadtmarketing und Kulturjournalismus sollen „den Promovierenden die Möglichkeit bieten, sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren“, sagt Prof. Matuschek.

    Mit Start des neuen Graduiertenkollegs wird es ab dem Wintersemester auch zahlreiche öffentliche Vorlesungen und Vorträge geben, die das Jenaer Romantik-Jahr erweitern – und die Blaue Blume in der Gegenwart zu neuer Blüte führen werden.

    Graduiertenkollegs (GRK) bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren. Insgesamt fördert die DFG zurzeit 198 GRK, darunter 41 Internationale Graduiertenkollegs.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Stefan Matuschek
    Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena
    Fürstengraben 18
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944240
    E-Mail: stefan.matuschek[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Stefan Matuschek ist designierter Sprecher des neuen Graduiertenkollegs der Universität Jena.
    Prof. Dr. Stefan Matuschek ist designierter Sprecher des neuen Graduiertenkollegs der Universität Je ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Musik / Theater, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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