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Wie könnte das Mainfränkische Museum in Würzburg seine Ausstellungsstücke zeitgemäßer und ansprechender präsentieren? Auf diese Frage haben Studierende von Universität und Fachhochschule in Zusammenarbeit mit dem Museum nach Antworten gesucht. Jetzt haben sie die Ergebnisse präsentiert.
Zum Beispiel die Kelterhalle: „Viele Besucher gehen hier wie auf einer Autobahn hindurch. Die Keltern an der Seite beachten sie kaum. Am Ende ihres Rundgangs durch das Museum fehlt ihnen dafür die Konzentration.“ Das zumindest ist das Ergebnis einer Besucherbeobachtung, die sechs Studierende der Universität und der Fachhochschule Würzburg im Mainfränkischen Museum durchgeführt haben. Schade eigentlich. Schließlich stammen die Keltern aus dem 17. Jahrhundert und könnten viel erzählen über Geschichte und Tradition des Weinbaus in Franken.
Ein interdisziplinäres Projektseminar
„Alte Museumsobjekte in neuem Licht“: So hieß das Motto eines Projektseminars in diesem Sommersemester, das sich sowohl durch seine Nähe zur Praxis als auch durch seinen interdisziplinären Ansatz auszeichnete. Immerhin trafen sich dort Studierende aus drei Studiengängen und zwei Hochschulen: Beteiligt waren die Master-Studiengänge „Museumswissenschaft“ und „Human-Computer-Interaction“ (sowie dessen Bachelor „Mensch-Computer-Systeme“) der Universität sowie der Master „Informationsgestaltung“ der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Anforderungen an eine zeitgemäße Präsentation
Aufgabe der Studierenden war es, in kleinen Teams für ausgewählte Objekte des Mainfränkischen Museums Ideen und Konzepte zu entwickeln, um diese für ein breites Publikum zeitgemäß auszustellen und besser begreifbar zu machen. In Form von Modellen und Präsentationen haben die Studierenden jetzt die Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit vor Ort im Museum präsentiert.
„Früher hat es gereicht, wenn man im Museum ein Objekt in eine Vitrine gestellt und mit einer kurzen Erläuterung versehen hat“, sagt Guido Fackler, Professor für Museologie an der Universität Würzburg und einer der Seminarleiter. Das ginge mittlerweile nicht mehr: „Heute zählt nicht nur das Objekt, heute geht es auch um die Geschichte der Menschen dahinter“, so Fackler. Dazu komme, dass sich heutige Museumsbesucher in den Räumen wohlfühlen wollen. Eine Ausstattung und ein Dekor aus den 1970er-Jahren trage dazu nicht bei, so der Museologe.
Am Anfang steht die Besucherforschung
Am 16. April hat das Seminar mit einer Einführung in das Mainfränkische Museum gestartet; zwei Wochen später musste jedes Team „sein“ Objekt den anderen Studierenden vorstellen. Dazu gehörten Tilman Riemenschneiders „Trauernde Maria aus Acholshausen, das Würzburger Stadtmodell von 1525, eine Sammlung kleiner Tonfiguren aus dem 18. Jahrhundert, eine Kette von Menschenzähnen aus dem 6. Jahrtausend vor Christus – und die historischen Weinkeltern. Im Anschluss daran konnte die konkrete Arbeit beginnen, an deren Anfang die „Besucherforschung“ stand.
Wie laufen Museumsbesucher durch die Ausstellung, wo bleiben sie stehen, welche Objekte sehen sie sich genauer an, welche ignorieren sie und wie hat ihnen der Besuch gefallen? Diese und weitere Fragen haben die Studierenden dabei untersucht – mit Besuchern, die von sich aus ins Museum gekommen waren, aber auch mit Probanden, die aus eigenem Antrieb wohl nie dorthin gegangen wären. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen und Befragungen ließen sie anschließend in ihre Konzepte einfließen.
Ein neues Raumkonzept für die Kelterhalle
Zum Beispiel in der Kelterhalle: „Hier muss dringend ein neues Raumkonzept her. Wir haben deshalb alles über den Haufen geworfen und ein ganz neues Modell entwickelt“, erklären die Studierenden in ihrer Präsentation. Wenn es nach ihren Vorstellungen geht, wandern die Keltern von der Hallenwand in die Mitte des Raums. Jede markiert ein spezielles Modul auf einem Weg durch das Weinjahr. Damit die Besucher den Wechsel bemerken, erhält jedes Modul einen charakteristischen Bodenbelag in einer typischen Farbe. Die Besucher gehen dabei ein Jahr im Weinbau ab – angefangen beim Rebschnitt im Frühjahr über die Schädlingsbekämpfung im Sommer bis zur Weinlese und der Kellerarbeit im Herbst. Am Ende erwartet sie dann ein „Fest der Sinne“, wo sie Wein riechen, sehen, fühlen, hören – und eventuell ja auch schmecken können.
Auf den Stellwänden rauschen die Weinblätter
Stellwände liefern die jeweiligen Informationen zu den einzelnen Kapiteln. Das sind natürlich nicht einfache Holzwände, auf denen Texttafeln kleben. „Interaktive Medienstationen“ wünschen sich die Studierenden dort. Auf diese werden Weinblätter projiziert, die sich sanft im virtuellen Wind bewegen. Wenn die Wand mit Hilfe eingebauter Sensoren registriert, dass sich ein Besucher nähert, rascheln die Blätter und ziehen so deren Aufmerksamkeit auf sich. Anschließend erscheinen zusätzliche Texttafeln auf den Wänden und jede Menge interaktive Angebote rund um den Weinbau in Franken.
Neue Räume, Türen an Stellen, wo es bisher keine gab, neue Bodenbeläge und Wandfarben, intensive Lichtinstallationen und natürlich viel digitale Technik: Die Studierenden haben kein Details außer Acht gelassen, um ihr Objekt den Besuchern bestmöglich zu präsentieren. An finanzielle Vorgaben mussten sie sich dabei nicht halten. „Es gab diesbezüglich keine Einschränkungen. Im Vordergrund stand das Ziel, so viele Ideen wie möglich zu entwickeln“, sagt Guido Fackler.
Das Urteil der Museumsleitung
Trotzdem: Dr. Claudia Lichte, Leiterin des Museums, verfolgt die Präsentationen der Studierenden aufmerksam. Sie nutzt die Gelegenheit, Ideen zu sammeln für ein „Museum der Zukunft“. So gesehen, kommt das Seminar gerade zum rechten Zeitpunkt: Schließlich hat die bayerische Landesregierung jüngst bekannt gegeben, dass der Freistaat Anfang 2017 die Trägerschaft des Museums übernehmen wird. Rund 100 Millionen Euro will er in eine Generalsanierung und den Umbau stecken für ein künftiges Fränkisches Landesmuseum auf der Festung Marienberg. „Dafür ist es dringend notwendig, eine neue Konzeptionierung zu entwickeln und das Ambiente dem Zeitgeschmack anzupassen“, so Lichte. Sie sieht deshalb in den Ergebnissen des Seminars eine „ungeheure Chance – unabhängig von deren Realisierbarkeit“.
Kontakt
Prof. Dr. Guido Fackler, Petra Maidt M.A. Professur für Museologie am Institut für deutsche Philologie, Universität Würzburg, T: (0931) 31-85607, guido.fackler@uni-wuerzburg.de
Diana Löffler, Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie, Universität Würzburg, T: (0931) 31-80854, diana.loeffler@uni-wuerzburg.de
Prof. Claudia Frey, Fakultät für Gestaltung, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, claudia.frey@fhws.de
http://www.hci.uni-wuerzburg.de/mcs/ Infos übers Studium Mensch-Computer-Systeme an der Uni Würzburg
http://www.museologie.uni-wuerzburg.de/aktuelles_und_termine/ Museologie und materielle Kultur an der Uni Würzburg studieren
„Wie auf einer Autobahn“ laufen die Besucher durch die Kelterhalle des Mainfränkischen Museums. Die ...
(Foto: Gunnar Bartsch)
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Neue Räume, neue Inszenierung, neue Technik: So könnte das Museum nach Ansicht der Studierenden sein ...
(Foto: Gunnar Bartsch)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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