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Wissenschaft
Evakuierungen waren eine zentrale Erfahrung der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Bislang wenig von der Forschung beachtet, sind die groß angelegten Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum nun von Historikern der Universitäten Saarbrücken, Paris-Sorbonne, Bochum und Tübingen zum ersten Mal umfassend und vergleichend untersucht worden. Ergebnisse dieses binationalen Forschungsprojekts werden auf einer Abschlusstagung vom 17. bis 19. September vorgestellt, eingeordnet und diskutiert. Die Tagung in deutscher und französischer Sprache findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Demokratie Saarland (SDS) statt (Saarbrücken, Europaallee 18).
Interessierte können sich zur Tagung anmelden, allerdings sind die Plätze begrenzt.
Nach dem deutschen Angriff auf Polen wurden im September 1939 mehr als 600.000 Elsässer und Lothringer aus dem Grenzraum in den Südwesten Frankreichs evakuiert. Wohl noch einmal deutlich mehr Menschen wurden auf deutscher Seite aus dem Saarland, der Pfalz und Baden nach Hessen, Thüringen, Sachsen und Franken gebracht. Die Evakuierungen sollten dem Schutz der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Ressourcen dienen. Sie sollten aber auch den Armeen Bewegungsfreiheit im Operationsgebiet verschaffen. Nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand im Juni 1940 konnte die große Mehrheit der Evakuierten den Heimweg antreten. Für Lothringer und Elsässer bedeutete dies die Rückkehr in ein faktisch vom nationalsozialistischen Deutschland annektiertes Gebiet.
Evakuierungen sind als besondere Form kriegsbedingter Zwangsmigration bisher kaum systematisch erforscht worden. Das Projekt vereint seit 2012 deutsche und französische Forscherinnen und Forscher der Universität des Saarlandes, der Universität Paris-Sorbonne, der Ruhr-Universität Bochum und der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seine Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence nationale de la recherche (ANR) gefördert. Es rekonstruiert den Ablauf der Evakuierungen und ihre sozialen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf regionaler und nationaler Ebene. Dabei fragt es vergleichend nach den Mechanismen staatlicher Lenkung in zwei unterschiedlichen politischen Systemen, nach Reichweite und Grenzen gesellschaftlicher Mobilisierung, nach den Handlungsspielräumen einzelner Akteure, aber auch nach dem Verhältnis von Grenzregion und Nation sowie der Erinnerung an die Evakuierungen im regionalen und lokalen Kontext.
Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Planung und Organisation der Evakuierungen, die Mobilisierung und Sicherung von Ressourcen, die Evakuierungen als Gegenstand von Sozialpolitik und Propaganda, gruppenspezifische Erfahrungen, das Zusammenleben in den Evakuierungsgebieten zwischen Konflikt und Solidarisierung sowie die individuelle und kollektive Erinnerung an die Evakuierungen. Ein vergleichender Blick richtet sich zudem auf andere Evakuierungen des Zweiten Weltkriegs.
Tagungs- und Projektleitung: Prof. Dr. Olivier Forcade (Paris-Sorbonne), Juniorprof. Dr. Johannes Großmann (Eberhard Karls Universität Tübingen), Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann (Universität des Saarlandes und Paris-Sorbonne), Juniorprof. Dr. Fabian Lemmes (Ruhr Universität Bochum)
Tagungssprachen sind deutsch und französisch. Die Platzzahl ist begrenzt.
Anmeldung und Kontakt: Universität des Saarlandes, Eva Kübler, eva.kuebler@uni-saarland.de, Tel. 0681 302-4148
Abschlusstagung des von DFG und ANR geförderten Projekts „Eine vergleichende Geschichte der Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzgebiet während des Zweiten Weltkrieges“ (EDEFFA)
Saarbrücken, 17.–19. September 2015
Politische Akademie der Stiftung Demokratie Saarland,
Europaallee 18, D-66113 Saarbrücken
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.stiftung-demokratie-saarland.de/vortraege/sonstiges/vortrag/article/evakuierung-im-deutsch-franzoesischen-grenzraum-1939-1945/
Pressemitteilung zu einem 2014 erschienenen ersten Forschungsband über das Projekt: https://idw-online.de/de/news613587
Eine saarländische Familie während der Evakuierung unterwegs nach Hasselfelde im Harz im September 1 ...
Foto: Privatarchiv Ditmar Both
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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